Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

träohtigt^*. Einem solchen Purismus hielte allerdings kaum irgendeine Gedenkstätte stand. Wo es gilt, einen bestimmten Zustand auf Menschengedenken festzuhalten, wird immer wieder maßvoll erneuert werden müssen. Was hleiht, ist die Gestalt der Dinge, und ihr Zusammenklang, worin ein Teil vom Wesen eines Menschen eingefangen ist. Den Nimbus des Ortes kann doch ein neuer Anstrich nicht vertreiben. Es war eigentlich keine Frage, welcher Zustand der Wohnung wiederherzustellen war. Im Sinne eines echten, von falscher Theatralik freien Fortbestandes konnte nur der Zustand des Todesjahres gewählt werden. Merkwürdig, daß Backmann 1940 da geschwankt hat^k Daß die Stuben ordentlich gehalten waren, weiß man aus der Biographie der Schwestern Fröhlich. Es sind bürgerlich schlichte Stuben. Sie sind ein schönes Zeugnis für die Bedürfnislosigkeit eines großen Geistes. Zwischen diesem Zeugnis und den Selbstbekenntnissen besteht kein Widerspruch. Was mag Katharina Fröhlich bewegen haben, die Stadt Wien zum Erben Grillparzers einzusetzen, und nicht Österreich, was damals gleichbedeutend mit dem ,,Hof" gewesen wäre? Angeblich soll sie gelegent lich an die Hof bibliothek gedacht hahen^k War es nur die Einsicht, daß dort nur Bücher und Manuskripte, nicht aber der dem Frauenherzen vertraute Hausrat Platz finden kömiten? Oder war es die Über zeugung, daß die Stadt die wahre Heimat des Dichters gewesen ist? Die Vaterstadt hat sich der über tragenen Verpflichtung würdig erwiesen. Alles, was sie getan hat, um das Andenken Grillparzers zu wahren, ist von hohem Verantwortungsbewußtsein getragen. Menschliche Unzulänglichkeit hat in mehr als 80 Jahren nichts beeinträchtigen können. Grillparzers Heimstätte ist dem Untergang entrissen worden, der Nachlaß als gehegtes Gut bewahrt. Mögen auch kommende Generationen das Erbe hüten. Brief an die Bauamts-Direktion vom 21. X. 1900. 1940 wurden auf seinen Wunsch einige Gegenstände, die nur bei Kanitz zu sehen sind und 1872 gar nicht mehr existiert haben können, weil sie ja sonst im Nachlaß vorgefunden worden wären, eigens angefertigt. Vgl. den obenstehenden Auftrag an Modellbauer Voelkel und Backmann, a. a. O., S. 190f. Vgl. J. Nadler, Franz Grillparzer, Vaduz 1948, 8. 438. Internationales Studienzentrum für Konservierung und Restaurierung des Kulturgutes In den letzten Jahrzehnten ist die Sorge um die Erhaltung des kulturellen Erbes, vor allem um die nicht allein durch Kriegsschaden, sondern auch durch natürliche Altersprozesse so überaus gefährdeten Bau- und Kunstdenkmale bei allen Nationen immer drängender geworden. Der Wunsch, Restau riermethoden in technischer und kritischer Beziehung zu verfeinern und durch wissenschaftliche Studien zu unterbauen, ließ eine Fülle von Institutionen, Laboratorien und Lehi*- anstalten entstehen. Daher wird es immer notwendiger, die Leistungen der einzelnen Restauratoren und Institute zu koordinieren und Erfahrungen und Methoden auszutauschen. Diese Überlegungen lenkten die Aufmerksamkeit der General versammlung der UNESCO schon im Jahre 1949 auf die Kunst- und Denkmalpflege. Das Interesse der UNESCO an diesem Aufgabengebiet ist nie mehr erloschen und führte dazu, daß im Jahre 1956 die Generalversammlung in NewDelhi den Beschluß faßte, ein Internationales Studienzentrum für Konservierung und Restaurierung des Kulturgutes zu gründen. Durch ein günstiges Abkommen zwischen der UNESCO und dem italienischen Staat konnte Rom zum Sitz des neugegründeten Institutes bestimmt werden. Hier kommt ihm die unmittelbare Nachbarschaft des Istituto Centrale del Restauro und anderer Fachinstitute sehr zugute. Das dies bezügliche Abkommen mit dem italienischen Staat wurde 1957 unterzeichnet. Nach einer gewissen Anlaufzeit konnte das Studienzentrum im Jahre 1959 seine Tätigkeit, anfänglich nur in provisorischem Status, seit 1960 in definitiver Form aufnehmen. Aufgabe des neuen Studienzentrurns ist es, vor allem eine enge Verständigung aller sich um die Erhaltung des Kultur besitzes bemühenden Fachkräfte herzustellen, Dokumen tationen über Erfahrungen und Erkenntnisse in den einzelnen Sparten zu schaffen und für deren Verbreitung zu sorgen, damit Restauratoren, Laboratoriumsangehörige und Fach kräfte der praktischen Denkmalpflege und der Museen mit den neuesten Errungenschaften ihres Arbeitsgebietes bekannt werden. Diese Aufgaben soll das Studienzentrum namentlich auf folgende Weise erfüllen: 1. Dokumentationen über wissenschaftliche und technische Methoden der Restaurierung und Konservierung sammeln, studieren, veröffentlichen. 2. Wissenschaftliche Untersuchungen anregen, koord inieren und durch Austausch von Fachkräften, durch internationale Zusammenkünfte und durch Übertragung einzelner Auf gaben an Experten oder Expertengruppen fördern. 3. Ratschläge und Stellungnahmen zu Fragen der Konser vierung oder zur Lösung von Spezialaufgaben erteilen.

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