Die Stadtbauamtsaufnahme verzeichnet zwei Sesselleistenprofile, u. zw. Viertelstab für das Wohnzimmer und Rechteck für das Kabinett. Vorgefunden wurden kaum 15 m Sesselleiste, u. zw. Viertelstab und abgeflachter Viertelstab. Da es sehr wahr scheinlich ist, daß es sich bei der rechteckigen Sesselleiste um eine Erneuerung der Naehbewohner handelt, wurde für Zimmer und Kabinett eine einheitliche Leiste, u. zw. abgeflachter Viertelstab, neu angefertigt. Die Frage, was für Veränderungen die Nachbewohner - also jene Unbekannten, die zwischen 1884 und 1900 dort gewohnt habenvorgenommen haben, stellte sieh immer wieder während des Einbaues der Türen und Fenster. So fehlten nach allen vorhandenen Aufzeichnungen zwei Tüi'flügel schon bei der Bergung der Wohnungsbestandteile'''. Nichtsdestoweniger konnten sämtliche Türen und Fenster an Hand des Planes richtig eingesetzt werden. Sie funktionieren nach gründlicher Instandsetzung normal, mit Ausnahme der fix montierten Verbindungstüren zur Fröhlich-Wohnung. Bei der Eingangstür mußten die beiden aufrechten Stockstücke bis zur Rundung der bogenförmigen Oberlichte erneuert werden. Ein breiter Eichenstaffel an Stelle des verlorenen Unterstockstückes akzentuiert den Eingang (Abb. 20). Die vom Vorzimmer rechts in die Fröhlich-Wohnung führende Tür ist wohl in ihrer ursprünglichen Gestalt wiedererstanden, nicht aber aus ihren ursprünglichen Teilen zusammengesetzt. Das fehlende Stockfutter wurde aus Novopan erneuert, die Verkleidung stammt von der anderen Seite der Tür und mußte daher aus einer Falzverkleidung in eine Zierverkleidung umgearbeitet werden. Der Staffel wurde aus einem übriggebliebenen Dielenbrett geschnitten. Der fehlende Türflügel konnte durch einen aus dem Wohnzimmer der Schwestern Fröhlich stammenden Flügel ersetzt werden. Die kleine Tür vom Vorzimmer in das Kämmerchen des Hausmädchens Susanne Kirsch ist mit geringfügigen Ergänzungen aus ihren ursprünglichen Teilen montiert worden, als blinde Tür, die aber geöffnet werden kann. Die vom Vor zimmer links in die Bibliothek führende Doppeltür ist gänzlich aus den ursprünglichen Teilen zusammengebaut worden. Es fehlt nur der innere Flügel. Die Türe von der Bibliothek ins Wohnzimmer ist bis auf die erneuerte Schwelle vollkommen original. Bei der vom Wohnzimmer in die Fröhlich-Wohnung führenden Tür, vor der heute wie ehedem der Kleiderschrank steht, ist das Stockfutter aus Novopan und die Schwelle aus einem Dielenbrett erneuert worden — Zierverkleidung und Türflügel sind original, die fehlende Klinke ist weggelassen worden. Die ansonsten vollzählig vorhandenen Schlösser und Türbeschläge wurden in der Schlosserei des Museums instand gesetzt. Das Kabinettfenster und die beiden Wohnzimmerfenster sind gänzlich aus den ursprüng lichen Teilen zusammengebaut worden, freilich mit vielen Ausbesserungen. Von den Fensterbrettern wui'den Aufdoppelungen aus dünnen, scharfkantig abgeschlossenen Brettern entfernt, eine augenscheinliche Veränderung der Nachbewohner. Darunter fanden sich die stark abgenützten ursprünglichen Fensterbretter mit abgerundeter, gekehlter Kante; sie konnten leicht wieder instand gesetzt werden. Mehrere fehlende Ausspreizstangen wurden nach den vorhandenen Mustern neu geschmiedet. Einige Scheiben fehlten oder waren während der Arbeit in Scherben gegangen — sie wurden durch mundgeblasenes Altglas, je blasiger und grünstichiger um so lieber, ersetzt. Für die bisherigen Arbeiten hatten der Bauamtsplan und, manchmal, auch die aktenmäßigen Auf zeichnungen genügend Aufschluß gegeben. Natürlich wurden Einzelheiten immer wieder mit den Amrhandenen künstlerischen Aufnahmen verglichen. Das ergab eine und die andere Verbesserung. So waren z. B. die Ecken der Fensternischen laut Bauplan gerundet worden - eine Abbildung zeigt aber, daß diese Rundung etwa in halber Höhe der Oberlichten in eine scharfe Kante überging, miter Bildung einer sogenannten Schusterkehle. Die aus gerundeten Staffelhölzern gebildeten Nischenecken wurden dementsprechend abgeändert, was das Raumbild überraschend stark verändert hat. Grillparzers Wohnung ist mehrfach abgebildet worden. Folgende Darstellungen befinden sich im Besitz des Museums; 1. Felix Kanitz, Grillparzer in seinem Wohnzimmer, Sepiazeichnung von 1860. 2. Franz Alt, Wohnzimmer, Aquarell von 1872 (Abb. 23). 3.-6. Johann Nep. Spieß, vier Aquarelle von 1878: Bibliothek gegen den Hof, Bibliothek gegen das Wohnzimmer, Wohnzimmer gegen die Spiegelgasse, Wohnzimmer gegen die Bibliothek. 7.-8. Rudolf Alt, zwei Aquarelle von 1884: Bibliothek gegen das Wohnzimmer (Abb. 28), Wohnzimmer gegen die Bibliothek (Abb. 25). 9. Unbekannter Zeichner des Wiener ,,Extrablattes", Wohnzimmer, Strichätzung vom 6. Juli 1884i®. Eigentlich drei, nämlich außer der Tür vom Vorzimmer in die Küche der Fröhlich-Wohnung und dem inneren Flügel der Doppeltür vom Vorzimmer in die Bibliothek auch ein Türflügel aus dem Wohnzimmer der Schwestern Fröhlich. Einen Fingerzeig gibt ein Schreiben des Hausbesitzers an das Stadtbauamt vom 9. XI. 1900, worin es heißt, ,,daß die Grillparzer-Wohnung vor dem 12. Mittags kaum geräumt" werde (das betrifft die Nachbewohner); er werde danach ,,auch die 2te Thür einhängen" lassen. Sollte damit der innere Flügel der Doppeltür gemeint sein, so ist das jedenfalls unterblieben, siehe S. 23.
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