viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Das gilt für die kubische Körperlichkeit der summarisch umschrie benen Figuren mit ihren oft ein wenig spröden Gewandfalten, für die manchmal überraschende Tiefe der Raumbühnen und auch für jene verhaltenen Ausdruckswerte, die den besonderen Reiz dieser Täfelchen ausmachen. Und wenn Stange®^ vom Meister der Wiener Anbetung sagt, daß er, aus der Tradition des Wittingauers kommend, derselben westeuropäische Anregungen assimiliert habe, zu der gleichzeitigen böhmischen Malerei aber in deutlichem Gegensatz stehe, so deckt sich das weitgehend mit unseren Beobachtungen über die kunstgeschichtliche Stellung des St. Pöltener Illuminators. Dessen vorläufig einziges Werk, das hier besprochene Missale, dürfte also um 1400-1410 entstanden sein; unser nicht allzu differenziertes Bild von der Malerei Donauösterreichs in diesen Jahren erfährt damit eine sehr willkommene Bereicherung. Einige Detailfragen haben wir vorläufig bewußt ausgespart. So möchte der Verfasser nicht entscheiden, ob der gesamte Schmuck unserer Handschrift von einem Meister stammt oder ob (und inwieweit) daran auch Gehilfen beteiligt waren, ohne vorher die New Yorker Blätter im Original untersucht zu haben^". Ferner scheinen gewisse Eigenschaften der St. Pöltener Miniaturen auf Beziehungen ihres Schöpfers zu Werken größeren Formats hinzuweisen; dieser mag also auch als Wand- oder Tafelmaler tätig ge wesen sein und könnte bei einigem Glück als solcher nachgewiesen werden. Dergleichen bleibt freilich Spekulation, ehe nicht weitere Funde unser Bild von dieser bemerkenswerten Künstlerpersönlichkeit abgerundet haben. Daß der Meister seine Handschrift nicht nur für St. Pölten, sondern - wie die exakte Darstellung der Stiftskirche beweist - auch an Ort und Stelle illuminierte, köimte schließlich dazu anregen, in zukünftigen Studien über die niederösterreichische Spätgotik auch den kleineren Zentren, die bisher wohl allzusehr im Schatten der Residenzstädte Wien und Wiener Neustadt standen, eine gewiß lohnende Aufmerksamkeit zuzuwenden. ™ A. a. O., Band XI, S. 9f. Für alle Auskünfte über diese darf ich hier den ungemein entgegenkommenden Konservatoren der Pierpont Morgan Library ebenso herzlich danken wie deren Leitung für die Erlaubnis zur Reproduktion ihrer Objekte. Peteb Pötsohxer DIE WIEDERHERSTELLUNG DER ALTERSWOHNUNG GRILLPARZERS IM HISTORISCHEN MUSEUM DER STADT WIEN V orgeschichte Am 24. Mai 1878 richtete Katharina Fröhlich, die Universalerbin Grillparzers, folgenden Brief an den Bürgermeister von Wien, Dr. Cajetan Felder^: Euer Hochwohlgeboren! Geleitet von der Absicht, den literarischen und sonstigen Nachlaß Franz Grillparzers vollständig und in würdiger Weise der Nachwelt zu überliefern, erbietet sich die unterzeichnete Erbin desselben, alles was sich davon in ihrem Besitze befindet, in das unveräußerliche Eigenthum der Großcommune Wien zu stiften, und zwar I. die sämtlichen vorhandenen Handschriften seiner Werke, der gedruckten wie der ungedruckten; II. die sämtlichen vorhandenen Briefschaften, Urkunden, Diplome, Ehrengeschenke, Andenken etc.; III. seine ganze Handbibliothek, so wie dieselbe von ihm hinterlassen wurde; IV. endlich auch seine ganze Zimmereinrichtung, seinen Schreibtisch, sein Ciavier und seine sonstigen Möbel und Utensilien. ' Stadtarchiv, Hauptarchiv ZI. 135 ex 1878, Fasz. 3.57. Enthält alle die Schenkung betr. Akten.
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