wird aus verschiedenen Gründen wohl kaum durchzuführen sein, weil der Abbau allein in der Kompetenz der Baufirmen liegt. Der eingangs erwähnte Fundreichtum bringt es mit sich, daß an gewissen Brennpunkten, wo die Autobahn Siedlungs zentren quert, trotz allem entweder für die Erhaltung oder doch wenigstens für eine systematische Erforschung der Denk mäler vor Baubegimi gesorgt werden muß. Dazu gehört die Strecke Innsbruck—Brenner. Dort wird man besonders auf den Sonnenburger Hügel, der Reste einer Wallburg und eines mittelalterlichen Gerichtssitzes trägt, auf das urnenfelderzeitliche Gräberfeld bei Matrei und nicht zuletzt auf die rö mische Geleisestraße Rücksicht nehmen, müssen. Große Schwierigkeiten wird die Denkmalpfiege zu überwinden haben, wenn die Einmündung der Autobahn in das Wiener Stadt gebiet endgültig festgelegt sein wird. Gerade im westlichen Stadtteil und an den Hängen des Wienerwaldes ist die Zahl der Siedlungen wegen des günstigen Klimas in allen ur- und früh geschichtlichen Zeitabschnitten besonders groß. Daß eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Denkmalbehörde \md Autobahnleitung zum Schutz archäologischer Denkmäler durchaus möglich ist, haben Deutschland und die Schweiz be wiesen'-'. Gewiß sind auch dort schwierige Problome zu meistern; die Tatsache jedoch, daß man in Wittlich bei Trier die Auto bahntrasse verlegte, um eine römische Villa zu schonen, zeigt deutlich: bei einigem guten Willen lassen sich auch die im Grunde ganz verschiedenen Zielsetzungen im Interesse der Wissenschaft und der Erhaltung von Kulturgut koordinieren. G. Mossler ® Ur-Schweiz, Jg. XXIII, Nr, 2, 1959, mehrere Artikel. DIE ANWENDUNG ELEKTROKI NETISCH ER ERSCHEINUNGEN IN DER DENKMALPFLEGE (Bodenverfestigung) Das im Jahre 1809 von F. F. Reuss beschriebene elektrokinetische Phänomen ist für die Verfestigung des Bodens von grundsätzlicher Bedeutung^. Unter der Einwirkung des Gleichstromes fließt das in den BodeiqDoren befindliche Wasser von der Anode (Pluspol) in die Richtung zur Kathode (Minuspol), die lose im Wasser sich befindenden, kleinsten Bodenteilchen wandern aber in ent gegengesetzter Richtung. Die Wirkung des Gleichstromes auf die in den Bodenporen befindlichen Flüssigkeiten kann mit der Funktion einer Saug- und Druckpumpe verglichen werden, nämlich: die Kathode saugt, die Anode drückt. Auf Grund dieses Prinzips können Lösungen von chemischen Salzen in den Boden injiziert werden, die in den Bodenporen Reaktionen untereinander eingehen und geleeartige Verbin dungen in Gestalt von Kieselerde, Kalziumhydroxyd und ähnlichem bilden. Durch eine entsprechende räumliche Verteilung der Elektro den im Boden kann eine beliebige Durchdringung der Boden- ' S. auch die Ausführungen bei W. Schaad, ,,Praktische An wendung der Elektro-Osmose im Grundbau", in: Bautechnik, Jg. 1958, Heft 6 und 11. poren mit chemischen Salzlösungen erzielt werden. Das Bindemittel für die losen Bodenteilchen liefern die Produkte chemischer Reaktion zwischen Wasserglas (NagO . nSiOg) und Chlorkalzium (CaClg). Dieser chemische Prozeß ist bei Funda mentarbeiten seit über 30 Jahren bekannt. Mit Hilfe der Adsorbtionskräfte füllt das Gelee der Kiesel säure (nSiOg) die Bodenporen aus. In Berührung mit freier Kohlensäure (COg), mit der Luft oder dem Grundwasser, geht das Kalziumhydroxyd (Ca^[0H]2), als eine schwach wasser lösliche Verbindung, schon nach kurzer Zeit in Kalzium karbonat (CaCOg) über, es tritt also eine Karbonisierung ein. Das auf diese Weise in den Bodenporen gebildete Bindemittel verbessert wesentlich die mechanischen und hydrodynamischen Eigenschaften des Bodens: es vermindert die Porosität, die Durchlässigkeit und die Preßbarkeit, es vergrößert gleich zeitig in bedeutendem Maße die Kohäsion und den Winkel der inneren Reibung. Die praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Bodenver festigung : a) Bekämpfung des Erdrutsches, b) Vorbeugung des Absackens von Gebäuden, c) Ausschaufelung von Fundamentgraben unterhalb des Grundwasserspiegels, d) Vertiefung und Verbreiterung der Fundament-Sohle, e) Stabilisierung von fließenden Sandböden, f) Wasserdichte Trennwände, g) Imprägnierung verwitterter Felsblöcke, h) Schutz der Meeres- und Flußufer, Erdwälle und Böschungen, i) Verbesserung physischer, mechanischer und hydrodynami scher Bodeneigenschaften, j) Trockenlegung feuchter Wände und Gemäuer, k) Konservierung von Altertümlichkeiten, Denkmälern, prä historischen Ausgrabungen usw. Die Arbeiten bei der Bodenverfestigung sind nicht kompliziert. Das benötigte Arbeitsgerät besteht wesentlich aus: StahlrohrElektroden von 1,5-2 cm im Durchmesser mit einer scharfen, konusförmigen Spitze und einem auf 1,5 m Länge perforierten Ende; Vibrator zum Einschlagen und Herausziehen von Stahl rohren und Stahlstäben (Kathoden); Behälter zur Auf bewahrung und Zubereitung von chemischen Lösungen; Eimer und Trichter zur Dosierung der Flüssigkeiten; Pumpen zum Umfüllen, die gleichzeitig zum Hineindrücken von Flüssig keiten in den Boden benutzt werden können; Gummischläuche und Hilfsgeräte. Die elektrotechnische Ausrüstung: ein Gleichstrom-Generator oder Umformer, 110 Volt, ca. 25 kW; Installationsmaterial, elektrische Meßinstrumente und Hilfs material. Der Arbeiter-Arbeitsschutz erfordert: SegeltuchSchutzkleidung ; Gummischuhe und Gummihandschuhe, Schutzbrillen. Die Kosten der Bodenverfestigung hängen vom Umfang der Arbeiten und den lokalen Bodenbedingungen ab. Sie betragen in Polen durchschnittlich 250 Zloty, max. 400 Zloty pro 1 m®. Die Bodenvorfestigung mit Hilfe elektrokinetischer Erschei nungen ist oder kann vielfach billiger sein als die anderen, klassischen Methoden, die bisher theoretisch und praktisch in der Bautechnik angewendet wurden. Die Lehrkanzel für Hydraulik und Hydrologie an der Polytechnik in Danzig hat im Februar 1946 ein Laboratorium für Felsensplitter-Mechanik organisiert, wo alle Anwendungs möglichkeiten der elektrokinetischen Phänomene bei Boden verfestigung und auf dem Gebiet der Denkmalpflege labora-
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