Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

quenten Zusammenschau von Inhalt und Komposition über zeugend gelingt. Als weitere Beiträge folgen von H. J. Moser: Der Radstätter Paul Hofhaimer als erster Gipfel der Tonkunst in Salzburg; K. Ganzinger: Arzneidrogen und Schaustücke aus der Alten f. e. Hofapotheke in Salzburg; J. Gassner: Johann Michael Sattler und sein Panorama von Salzburg; F. Prodinger: Perchtenbilder aus dem 18. Jahrhundert; E. Neweklowsky: Die Flachboote des Zeller Sees; F. J. Fischer: Die Trakl-Handschriften im Salzburger Museum Caroline Augusteum. — Die zweite Hälfte des Bandes füllen genaue Berichte über die Sammlungen, die Bibliothek und das Stadtarchiv, über die Restaurier- und Werkstättenarbeiten, über Neu erwerbungen, Ausstellungen, Veröffentlichungen und ausführ liche Buchbesprechungen. Das Stadtarchiv der Stadt Linz legt das Historische Jahrbuch 1959 vor, einen starken Band von 460 Seiten mit Aufsätzen von H. H. Vangerow: Die Isarflößer und ihre Fernverbindungen nach Österreich 1318—1568; G. Winner: Adeliger Stand und bürgerliche Hantierung; H. Commenda: Des alten Linzer Handwerks Recht und Gewohnheit; E. Neweklowsky: Die Linzer Schiffmeisterfamilie Scheibenbogen; G. Trathnigg: Welser Bahnbauten und Bahnbauprojekte in Konkurrenz zu Linz, und O. Christi: Fünf Jahrzehnte Linzer Circusgeschichte 1900—1950. Es folgen kleine Mitteilungen von lokalgeschicht lichem Interesse (last not least St. Török: Die Stellungnahme des Linzer Gemeinderates von 1870/71 zum Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes) und Miszellen. Was den Aufsatz Wacha betrifft, siehe die folgende redaktionelle Bemerkung. Der Linzer Bürgermeister läßt sich, wie man seinem Vorwort entnehmen kann, das Programm des Jahrbuches sehr ange legen sein. T-« -n ^ F. Eppel Der Aufsatz von Georg Wacha, Stift Lambach und Linz, S. 384—415, der sich mit dem Band Lambach der Öster reichischen Kunsttopographie befaßt, erfordert eine gründliche Auseinandersetzung. Herausgeber und Autor dieses Bandes der Kunsttopographie werden sieh an anderem Ort damit beschäftigen. ® Die Redaktion Hans Sedlmayr: Epochen und Werke, I. Band. Verlag Herold, Wien-München 1959 Sedlmayr vertritt zwei methodische Prinzipien: er hat einer seits das Einzelkunstwerk methodisch zum eigentlichen For schungsgegenstand der Kunstwissenschaft erhoben. Das Ergeb nis ist dann keine zusammenhängend beschreibende Kunst geschichte, in der verglichen und abgeleitet wird, sondern die Aufschließung ranghoher Einzelwerke, aus denen deutend jeweils auch ihre Epoche erhellt werden kann. Das setzt eine demütige und zugleich souveräne Haltxmg gegenüber dem Geschöpf Kunstwerk voraus, das ja tatsächlich ,»stationär" als eine Welt für sich und nicht für einen (kunstgeschichtlichen) Zusammenhang des Woher und Wohin geschaffen wurde. Anderseits sucht Sedlmayr bestimmte Kunstwerk-Typen auf, um von ihnen aus zu epochalen, übergreifenden Systemen zu gelangen: etwa zu einem bestimmenden Wandsystem, zu einer spezifischen Art des Abbildens, zur Gesinnung einer histori schen Epoche usf. Das schwierige Problem der objektiven Rangfrage steht somit am Anfang und bestimmt die Auswahl. Sedlmayr sucht und findet zentrale Aufgaben, in denen sich jeweils eine Epoche unverzerrt widerspiegelt. Der erste, nunmehr vorliegende Band enthält vierzehn ver streut bereits erschienene, hier gesammelte Aufsätze. Einzel werke und E]30chen werden methodisch gefiltert und analysiert, bis ihre Struktur sichtbar wird; auch die sinnlich-exakte Anschauung wird in einen abstrakten Raum erhoben. In dieser hohen Transparenz sieht freilich manches plötzlich ganz anders aus, Sinngebilde werden zu Modellen der Vorstellung: der grobe Faustkeil offenbart eine eurhythmische Ordnung, Cromagnonmenschen gestalten mit ihren Halsketten aus Muscheln ein physiognomisches Urerleben. In dieser Sphäre grenzt die Eindringlichkeit von Sprache und Bildern an magische Formeln; die Schlußfolgerungen überzeugen. Zur wirklich erlebbaren Vision werden die römischen Kaiser thermen in Sedlmayrs komplexer Interpretation. Die massiven Mauern der frühchristlichen Kirchen enthüllen ihre — solcherart übersichtlich einteilbaren — Wandsysteme. Seit langem entwickelt Sedelmayr aus den spätantiken Wandsystemen, ferner aus dem justinianischen und jenem sinnlich-symboli schen Architektursystem der Kathedrale die Prinzipien der mittelaltei'lichen Architektur, die er von ihren Wurzeln bis zur glanzvollen Entfaltung in der europäischen Königskirche durchleuchtet (bis zur kristallinen Klarheit von Füll- und Gitterwänden, Splitterfiächen usw.). Auch die Säule mitten im Raum wird funktionell gesehen. Zur Revision der Renaissance fordert Sedlmayr eine Re-Vision, im Formalen wie im Inhaltlichen sucht er nach dem ,,Kristal lisationspunkt" dieser Epoche, in welchem die Harmonie der Gesamtkuustwerke ebenso enthalten sein muß wie die histori schen Antinomien des Menschlichen. Nach den Analysen die übergreifende Einheit wiederzufinden, gelingt in diesem — bis her ungedruckten, für die niemals veröffentlichte Heinrich von Srbik-Festschrift bestimmten — Aufsatz ebenso überzeu gend wie im folgenden - in Buchform bereits bekannten — tiefgreifenden Versuch über Michelangelo. Seine Charakteri sierung des Manierismus gab Sedlmayr schon vor fünfund zwanzig Jahren in seiner Macchia Bruegels, gleichsam als Prolog zum ,,Blindensturz", dem eine der ,,klassischen" Interpretationen Sedlmayrs gilt: akzentuierende Heraus stellung der zentralen Gruppe dominanter Eigenschaften, die alle anderen bestimmt und mit einstimmt. Aus dieser Mitte her wird möglichst vieles verstehbar und erklärlich gemacht. Auch vier übereinander geschichtete Lesarten finden im integralen Verstehen ihre Gleichung. Immer wieder wird aus der konkreten Anwendung hinunter gelotet in jene grundsätzliche Systematik, die das Ganze konsequent durchwebt und die auch diese einzelnen, aus ver schiedenen Schaffensperioden stammenden Aufsätze zutiefst sinnvoll einbindet in das fruchtbare Werk des Großen der Wiener Schule. F. Eppel

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