EDUARD HÜTTER ZUM 80. GEBURTSTAG Am 29. März 1960 hat Dipl.-Ing. Architekt Hofrat Eduard Hütter, der lange als Landeskonservator in Salzburg tätig gewesen ist, sein 80. Lebensjahr vollendet. Nach Absolvierung der Technischen Hochschule (1905) war Hütter in Wien als selbständiger Architekt tätig, gewann einen Wettbewerb für die Pfarrkirche in Bielitz und erhielt von der ehemaligen k. k. Zentralkommission den Auftrag, das Projekt für den Ausbau der Pfarrkirche von Schenna bei Meran und die Ausgestaltung des Friedhofes zu verfassen. Las Projekt wurde als Musterbeispiel in den 1911 von Max Dvofäk heraus gegebenen ».Katechismus der Lenkmalpflege" aufgenommen. Auch heute noch besticht die Geschlossenheit der Silhouette der Kirchengruppe in Schenna, und obwohl neben der kleinen romanischen Kirche das neugotische, übrigens ausgezeichnete Mausoleum für Erzherzog Johann (1869 geweiht) steht und daneben die alte gotische Kirche mit dem Ausbau Hütters als ein Gemisch von Formen den Kirchenhügel krönt, ist die Stimmung der Örtlichkeit erhalten geblieben. Ein hohes Verdienst des Architekten, dem dieses gute Ergebnis die Berufung zum Landeskonservator von Salzburg eintrug. Er trat dieses Amt 1913 an, nachdem er seit 1910 als Lehrer an der Staatsgewerbeschule in Pilsen gewirkt hatte. Nach der Kriegs dienstleistung 1917/19 kehrte Hütter nach Salzburg zurück, wo er in den Zwanzigerjahren Gelegenheit fand, neben seinen amtlichen Obliegenheiten auch an Projekten zu arbeiten, die dem Ausbau des Stiftes St. Peter galten, die aber nicht ver wirklicht wurden. Len ersten Saalbau für die Salzburger Festspielgemeinde in der ehemaligen Militärreitschule in der Hofstallgasse, in dem mit den Aufführungen des ,,Salzburger großen Welttheaters" und Mells ,,Apostelspiel" einst die Salzburger Festspiele ihren Anfang nahmen, hat Hütter ge schaffen. Zwischen den beiden Kriegen erwarb sich Hütter als Landeskonservator hohe Verdienste um die Säuberung beziehungsweise die Freihaltung des Landschaftsbildes von Keklamevorrichtungen, die damals begannen, die Straßen zu säumen und das einzigartige Bild der Salzburger Landschaft zu stören; während des Krieges waren es die Aufgaben des Schutzes und der Bergung der beweglichen Kunstbestände, die ihn als den Lenkmalpfleger des Landes in Anspruch ge nommen haben. Len Ruhestand hat Hütter benützt, um sich einem Gebiet intensiver zuzuwenden, das ihn schon anläßlich des Festspielhausbaus 1925 beschäftigt hat, nämlich der Gestaltung von Orgelprospekten. Einschließlich der Orgel im ersten Festspielhaus sind es bis heute zwanzig größere oder kleinere Prospekte, die Hütter für Kirchen in fast allen öster reichischen Bundesländern entworfen hat. Handelt es sich z. B. bei dem Instrument im neuen Konzerthaus in Klagenfurt um eine moderne Lösung, so hat der mit hervorragender Zeichenkunst Begabte es verstanden, den reich geschnitzten Prospekt der großen Barockorgel der Stiftskirche in Rein (Steiermark) anläßlich des Ausbaus des Orgelwerkes in ein fühlender und den üppigen Formen Rechnung tragender Weise zu erweitern. Wir wünschen aufrichtig, daß Hofrat Hütter noch viele Jahre Zeit finden möge, um seiner Tätigkeit nachzugehen. W. Frodl und O. Lemus WILHELM SUIDA t Aus New York traf vor kurzem per Flugzeug der Leichnam des am 29. Oktober 1959 im Alter von 83 Jahren verstorbenen bekannten österreichischen Universitätsprofessors für Kunst geschichte Lr. Wilhelm Suida ein; er wurde im Familiengrab in Neunkirchen zu Seiten seiner Gattin beigesetzt. Suida hatte unter dem Einfluß seines Onkels, Exzellenz Thode, in Wien und Heidelberg studiert und sich nach seiner Pro motion 1901 lange Zeit auf Reisen in Italien befunden. Lie italienische Kunst war es auch, der seine besondere Liebe und bis in seine letzten Stunden seine Arbeitskraft zugewendet war. 1910 als Professor für allgemeine Kunstgeschichte nach Graz berufen, machte er kurz später als Rittmeister der Reserve nahezu den ganzen ersten Weltkrieg mit und setzte nach dessen Ende seine Arbeit an der Universität und als Lirektor der Grazer Landesgalerie dort fort, wo er gezwungen worden war, sie zu unterbrechen. Suida genoß als akademischer Lehrer infolge seiner Fähigkeit, die Hörer in seinen Bann zu schlagen, großes Ansehen; er verstand es geradezu hervorragend, seine eigene Einfühlung in ein Kunstwerk weiterzugeben; daneben zeichnete ihn höchstes Liagnosevermögen aus, das durch seine zahlreichen Reisen besondere Schärfe erhielt. In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen liegt eine wissenschaftliche Produktion erstaunlichen Umfanges und voll neuer Erkenntnisse und Anregungen. Monographien über Leonardo und Tizian und zahlreiche größere Aufsätze: Zuschreibungen von Einzelwerken und Bildergruppen an führende italienische, in einem Fall auch an mittelalterliche österreichische Künstler und Künstlergruppen, entstanden bis 1938. Lann emigrierte Suida über Venedig und London nach New York, wo er rasch Anschluß an seine Fachgenossen fand und Kurator der weltbekannten Samuel H. Kress Collection wurde. Als Berater dieser Sammlung setzte der Gelehrte nicht nur seine wissenschaftliche Tätigkeit fort, er blieb auch wie als Junger seiner Überzeugung treu, daß nur durch fortgesetztes Schauen auf Reisen letzte Liagnosemöglichkeit erreicht werden könne. So reiste Suida, sobald dies wieder möglich war, vom Frühjahr bis zum Herbst in Europa und scheute kein Unge mach; wegen eines Einzelbildes fuhr er z. B. noch als Achtzig jähriger nach »Spanien und anschließend nach Konstantinopel. Im Jahre 1952 folgte Suida dem auszeichnenden Rufe als Gastprofessor an die Universität Graz, die ihr einstiges Mit glied ehrenvoll aufnahm. Auf seinen Studienreisen begleiteten Suida seine Gattin, die während ihres, nach langen Jahren erfolgten ersten Aufenthaltes in Wien einer plötzlichen Herz attacke erlag, und seine verheiratete Tochter, mit der er ge meinsam 1958 seine letzte Monographie über Luca Cambiaso herausgab. Zu Suidas 80. Geburtstag fanden große Ehrungen statt, die seinen Namen auch späteren Generationen überliefern werden: Lie Familie Kress übernahm die Herausgabe der bei Phaidon Press gedruckten, in diesem Jahre verspätet erschienenen Festschrift, an der Fachgelehrte aller europäischen Staaten
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