Kechts: 72. Salzburg, Schloß Fürberg. Christi Himmelfahrt, Kopie nach einem Glasgemälcle der Leechkirche in Graz. Aus schnitt der Innenseite. In auffallendem Licht wird die abge ätzte ursprüngliche Zeichnung (hauptsächlich Blattornamente) der hier wiederverwendeten mittelalterlichen Gläser sichtbar. Unten: 73. ,»Verbranntes" Glasstück. Zu hohe Temperatur hat die Oberfläche des Glases, vor allem an den mit Schwarzlot versehenen Stellen, verformt (beide BDA, Koster, Fasching) behandlung weit mehr verantwortlich zu machen ist als die Einwirkung der heutigen Industriegase"^. Im übrigen könnten diese so oft als drohendes Gespenst beschworenen Industriegase längst nicht so verderblich wirken, wenn eine verhältnismäßig einfache und eigentlich selbstverständliche Maßnahme ergriffen würde: nämlich die Fenster jährlich zu waschen. Was sich für jedes moderne Hoch haus von selbst versteht, und was auch im Mittelalter mit viel schlechteren technischen Behelfen, als sie die Gegenwart bietet, als unabdingliche Erhaltungsmaßnahme betrachtet wurde, wie die erhaltenen Rechnungen für Dom und Gestade kirche in Wien beweisen, das sollte doch auch heute möglich sein. Nicht zuletzt sind die Kosten für andere Schutzmaß nahmen, die gelegentlich eingeleitet werden, etwa der Einbau einer Doppelverglasung, die zudem in der Außenansicht ästhetisch ungünstig wirkt, erheblich größer als die für das regelmäßige Waschen der Fenster. Die Untersuchung einer Folge von Koj^ien nach den Passions scheiben der Grazer Leechkirche aus der Kapelle von Schloß Fürberg in Salzburg gab kürzlich Gelegenheit, die bisherigen Beobachtungen zu vervollständigen und zu präzisieren. Diese Kopien, auf deren einer sich das Datum 1897 findet, sind so gut wie ausschließlich aus Bruchstücken mittelalterlicher Gemälde scheiben gearbeitet, die, nachdem ihre ursprüngliche Zeichnung abgeätzt worden war, neu bemalt, gebrannt und verbleit wurden (Abb. 72). In dem knappen Halbjahrhundert, in dem die Scheiben nach dieser Behandlung in den Fenstern eingesetzt waren, hat sich auf der Außenseite der blankgeätzten Gläser eine so dichte gleichmäßige Verwitterungsschicht gebildet, wie sie der natürliche Alterungsprozeß nur in Jahrhunderten zustande bringt. Besser als die Säurebehandlung, ja überhaupt ohne Beein trächtigung, haben dagegen die alten Gläser den abermaligen Brand ausgehalten. (Umgekehrt weisen ,»verbrannte" Gläser [Abb. 73], wie sie vor allem in Scheiben des 15. Jahrhunderts häufig anzutreffen sind, keineswegs darauf hin, daß die Gläser anläßlich einer Restaurierung neuerlich gebrannt worden wären.) Dieses Ergebnis konnte durch eine Versuchsreihe bestätigt werden, die die Glasmalereianstalt Geyling für das Bundesdenkmalamt durchgeführt hat. Auf mittelalterlichen Scherben der verschiedensten Herkunft, wie sie sich im Lager der Firma fanden, wurde die originale Zeichnung je zur Hälfte neu mit Schwarzlot übermalt, worauf die Gläser neuerlich gebrannt wurden. In einem Fall nahm das Glas die neue Farbe nicht an, in allen übrigen Scherben blieben nicht nur Glas und ursprüngliche Zeichnung unverändert, sondern es verband sich auch das neue Schwarzlot tadellos mit dem Glas (Abb. 76, 77). ^, \ '•W w■mm imi il V / ? k** ' Zwischen 1834 und 1841 wurden die Fenster einerseits mit ,,scharfer Lauge" gereinigt und andererseits auf der Außen seite bis auf die blanke Oberfläche abgeschabt (vgl. Kölner Domblatt 1954, S. 176, wo die betreffenden Dombauakten im Wortlaut zitiert sind).
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