fi 'S 63—65. Katharinenscheibe aus Holzern, um 1430. 63. Innenseite in durchfallendem Licht — 64. Außenseite in auffallendem Licht. Die Zeichnung erscheint weiß — 65. Innenseite in auffallendem Licht. Die Halbtonlasuren, die fast die ganze Scheibe bedecken, erscheinen hell, die blank belassenen Lichtstege dunkel (BDA, Koster, Fasching) Klischees der Dank ausgesprochen.) Vermag der Wasserton des in Abb. 69 wiedergegebenen Kopfes auch noch in seiner Zersetzung und Verdunkelung seiner Aufgabe, dem Kopf Plastik zu geben, gerecht zu werden, so wirkt dagegen das Gesicht der hl. Barbara (Abb. 70), bei dem mit dem verwitter ten Wasserton zugleich die ganze Modellierung entfernt wurde, so leer wie eine schlechte Kopie des 19. Jahrhunderts. Daß solche verhängnisvolle Fehler heute noch unterlaufen, ist um so betrüblicher, als die Restaurierungen der Vergangenheit uns leider mit genügend Beispielen versorgen, die auf das augen fälligste den Verlust der originalen künstlerischen Wirkung durch die Entfernung der Patina und mit ihr der Lasuren, demonstrieren (Beispiele: Köln, Domchor; Königsfelden; Graz, Leechkirche). Die hier aufgestellte These mag die Detailabb. 71 veranschaulichen, die zugleich die Ergänzung zu den beiden Abb. 69 und 70 bildet. In der Verwitterung der Außen seite der Mittelscherbe, die in Form kleiner Krater auftritt, bildet sich zwar deutlich die Bemalung ab: die Krater folgen dem Zug der Pinselstriche und sind länglich geformt, aber ebenso sind die unbemalten Flächen dazwischen von Ver witterung ergriffen; damit liegt auf der Hand, daß eine Ent fernung der zerstörten obersten Glasschicht zugleich den Verlust der ganzen Modellierung bedeuten würde. Im übrigen ist, wie auch Rentsch betont, das ursächliche Verhältnis zwischen Bemalung und Verwitterung beziehungsweise Patinierung durchaus nicht feststehend. Ebensooft wie verwitterungsfördernd wirken die Lasuren auch als Schutzschicht für das Glas; auch das wird aus unserer Abb. 71 ersichtlich, wo die beiden links anschließenden Scherben auf den unbemal ten Flächen stärkere Kraterbildung zeigen als auf den bemal ten^. Zerstört die mechanische Entfernung der verwitterten Glas schicht die künstlerische Substanz, so bedeutet die chemische Entfernung durch Abätzen oder Ablaugen darüber hinaus auch den materiellen Ruin einer Scheibe, da der durch die Säure oder Lauge-Einwirkung eingeleitete Zerfallprozeß nicht zu stoppen ist, sondern durch die Poren der Oberfläche immer weiter in die Tiefe des Glases eindringt. Die obersten Glas- ® Die Bedingungen für diese verschiedene Reaktion auf die Einwirkung der Atmosphärilien dürften vor allem in dem unterschiedlichen Grad des Eindringens der Schwarzlotlasur in das Glas zu suchen sein: eine dünne, in das Grundglas weit gehend eingeschmolzene Schwarzlotlasur bewirkt offenbar ein Aufschließen der Glasoberfläche, die der Verwitterung nun zahlreiche Angriffsj^unkte bietet. Andererseits ist es ein leuchtend, daß eine homogene Schwarzlotschicht von gewisser Dicke über der Glasoberfläche dieser gegen Verwitterung Schutz gewährt. Eine ,,Schädlichkeit" des Schwarzlots an sich (Rentsch wirft die Frage auf) ist wohl kaum denkbar, da es außer aus dem färbenden Metalloxyd (nebst dem flüchtigen organischen Bindemittel) ja selbst nur aus Glassubstanz besteht.
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