61, 62. Glasgemälde aus Straßengel um 1360 im Österr. Museum f. Kunst und Industrie. Kopf des Hohenpriesters. 61. Außen seite im auffallenden Licht. Die blank belassenen Stellen des Glases erscheinen dunkel, die Lasuren hell - 62. Innenseite im durchfallenden Licht (BDA, Koster, Fasching) beträchtlichen Teil auf der Außenseite, das der ,,Gegenstände" (Attribute, Krone) auf der Innenseite des Glases liegt. Die Halbtonmodellierung ist hier ausschließlich der Innenseite vorbehalten^. Auch die Technik, deren sich der Glasmaler beim Auftragen der Wasserton-Lasuren bedient, unterliegt einem stilistisch bedingten Wandel. Handelt es sich bis um die Wende des 14. zum 15. Jahrhundert um einen echten ,,Wasserton", der dem Glas in der Art eines homogenen, dichteren oder dünneren Films aufliegt, so tritt mit dem weichen Stil plötzlich der bis dahin optisch unterdrückte Pinselstrich (genauer: die Spur des in einer Richtung über die Fläche geführten ,,Vertreibers") in Erscheinung und wird als Mittel der Oberflächenbelebung zum ästhetischen Wert (Abb. 67). Mit dem fortschreitenden 15. Jahrhundert wird dann die Modulation des Wassertons beziehungsweise die Modellierung immer weniger durch Herauswischen als durch Herausstupfen mit dem harten Borstenpinsel erzielt (vgl. Abb. 67 und 68). * Dieses ungewohnte Erscheinungsbild hat leider in zahl reichen Fällen (vor allem dort, wo keine Inschriften das Er kennen der richtigen Schauseite erleichtern) dazu geführt, daß Scheiben anläßlich von Restaurierungen verkehrt, d. h. mit der Innenseite nach außen eingesetzt wurden (Beispiel Göttweig, Stiftskirche). Das Glas ist infolgedessen auf beiden Seiten verwittert und hat seine Transparenz weitgehend eingebüßt. Mag nun die Technik des Halbtonauftrags und die Verteilung von Zeichnung und Lasuren auf die beiden Glasseiten auch durchaus wechseln, so ist eines doch unbedingt festzuhalten: grundsätzlich werden beide Seiten des Glases zum Malen herangezogen. Unter den zahlreichen österreichischen Glas gemäldefolgen, die ich seit dem Krieg untersuchen konnte, war nicht eine einzige, in der auf Halbtonlasuren überhaupt ver zichtet gewesen wäre, wenn auch gelegentlich von der Außen seite als Malgrund sparsamer Gebrauch gemacht war. Es ist nicht zuletzt Zweck dieser Bemerkungen, mit allem Nachdruck festzustellen, daß das System der Wasserton-Lasuren ein inte grierender Bestandteil der künstlerischen Wirkung eines Glas gemäldes ist. Sie mit der darauf festgesetzten Patina zu ent fernen, bedeutet ungefähr dasselbe, wie bei der Reinigung eines Tafelbildes nur die Vorzeichnung stehen zu lassen. Werden derartige Eingriffe in die Substanz von Tafelbildern in der heutigen Restaurierungspraxis wohl kaum mehr vorkommen, so wird an Glasgemälden aus der irrigen Annahme, der Wasser ton habe künstlerisch nichts zu bedeuten und diene nur der Aufgabe, die Helligkeit des Glases zu dämpfen, immer noch schwerstens gesündigt. Ein überzeugendes Beispiel bieten — leider! — die Abb. 69 und 70 aus St. Gereon in Köln, die wir aus dem Aufsatz von Rentsch übernehmen. (Der Redaktion des Jahrbuchs der rheinischen Denkmalpflege [Landeskonservator Rudolf Wesenberger] sei für die freundliche Überlassung der
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