Da es nicht möglich war, den ersten, noch erhaltenen Teil der alten Brücke mit der Kapelle des hl. Jakob auf eine vertretbare Weise an den Rand des Stauteiches einzubauen, wird er als symbolischer Bau gegenüber der Ausfahrt der modernen Brücke über den Mino und am Beginn eines Fußweges, der als Abkürzung steil hinauf zum neuen Dorf führen wird, aufgestellt werdeir (Abb. 27). Die Kirche San Juan ist, als ehemalige Komturei des Johanniterordens, ein hervorragendes Kunstdenk mal und ein interessantes Beispiel für eine romanische Wehrkirche des 12. Jahrhunderts (Abb. 28, 29). Es handelt sich um eine einschiffige Kirche mit fünf Jochen und einer halbkreisförmigen Apsis; die Apsis ist leider um eines Sakristeibaues willen zerstört worden. Die Kirche ist an den Ecken durch vier Festungs türme charakterisiert, deren Mauerzinnen durch einen noch erhaltenen Wehrgang verbunden waren. Er ist heute gedeckt, doch kann man aus dem Vorhandensein der Wasserspeier darauf schließen, daß er ursprünglich ungedeckt war. Durch zwei gleichartige Wendeltreppen gelangt man ins obere Geschoß, das die eigentliche Festung darstellt. Treppen sind in die Ecken der Hauptfassade eingebaut und endigen in deren Türmen; verbunden sind sie miteinander durch den Mauergang der Fassade, Gänge ermöglichen die Verbindung auch innerhalb des übrigen Geschosses. Tiefeingeschnittene Blendarkaden an der Außen seite der Langhausmauern reichen ungefähr bis zur halben Höhe des Bauwerkes und entsprechen der Anzahl der Wölbungsjoche des Schiffes. Die Bogenpfeiler erhalten daher die Aufgabe von Strebepfeilern. Die schmalen Rundbogen sind innen und außen von doppelten, sehr fein ausgeführten Archivolten bekrönt. Das Gewölbe ist eine leicht zugespitzte Tonne, außer im ersten, dem Chor benachbarten Joch, das schon ursprünglich als Rippengewölbe konstruiert war. Die Gewölbebogen sitzen auf stufenförmigen Konsolen über den Pfeilervorlagen, schmale Bogen erheben sich dazwischen in den Interkolumnien. Kunstwerke von besonderer Qualität sind die drei Portale, die einem Meister des Kreises von Compostela mit außerordentlichem Können zuzuschreiben sind. Heute scheint bewiesen zu sein, daß es sich um den Meister Mateo handelt, und die Portale von San Juan zeitlich vor seinen Arbeiten am ,,Portico de la Gloria" der Kathedrale von Compostela anzusetzen sind. Das Nordtor ist ein Stufenportal mit drei Rücksprüngen, dessen Säulen sehr beachtliche Kapitelle tragen (Abb. 32). Die Archivolten sind ebenfalls reich geziert; im Tympanon die Darstellung der Ver kündigung (Abb. 31). Dem Südtor gegen den Fluß zu wurde größere Bedeutung zugemessen. Auch hier handelt es sich um ein seitlich durch die Strebepfeiler eingefaßtes und reich skulpiertes Stufenportal. Die Portalzone wird durch einen Rundbogenfries abgeschlossen, der die Basis für das darüberliegende Fenster bildet. Die sehr dicht und fein gearbeitete Dekoration verwendet vorwiegend geometrische und pflanzliche Motive. Das Haupttor ist in einen großen Blendbogen eingebettet, dessen Scheitel bis knapp unter den Wehrgang reicht. Der obere Teil des Bogenfeldes ist durch ein großes Rosettenfenster durchbrochen, der untere, durch einen Rundbogenfries abgeschlossene Teil enthält das Portal. Im Zentrum des Tympanons befindet sich die Gestalt des Erlösers in der Mandorla, die in der innersten Archivolte mit den Skulpturen der Vierundzwanzig Ältesten der Apokalypse in verschiedenen und bewegten Haltungen umgeben ist (Abb. 30). Zwei qualitätvolle und guterhaltene Rosettenfenster vervollständigen den bauplastischen Schmuck. Der allgemeine Bauzustand der Mauern und Gewölbe ist, dank der ausgezeichneten Technik, sehr gut. Nur der Abschluß des oberen Teiles der Verteidigungsanlagen ist zur Hälfte durch die Veränderungen, die an der Decke vorgenommen wurden, zerstört. Der für den Bau verwendete Kalkmörtel ist außergewöhnlich hart, die Fugen sind sehr eng. Der Stein ist goldgelb, metamorphisch und an den Zierteilen der Tore leider etwas zersetzt, was eine besondere Behutsamlieit bei der Übertragung voraussetzt. Am neuen Aufstellungsort wird die Kirche in einen Gebäudekomplex eingebunden — mit Sakristei, Pfarrhof, mit Räumen für die Seelsorge und den Nebengebäuden des Pfarrhofes —, wobei sie nur durch eine kleine Verbindung an die Bautengruppe angeschlossen wird, so daß bedeutende Teile der Architektur nicht der Sicht entzogen sind. Diese Gebäude mit ihren öffentlichen und privaten Gärten rmd die Woh nungen der Lehrer stehen auf dem dreieckigen, zentral gelegenen Grundstück, zu dem die wichtigsten Straßen des neuen Puertomarin führen. Sie werden bei religiösen Veranstaltungen als Prozessionsstraßen dienen (Abb. 33).
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