Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

51. Mostar, mittelalterliche Brücke. Nach der technischen Instandsetzung versucht die staatliehe Denkmalpflege auch die Gebäudegruppen der beiden Ufer unversehrt zu erhalten (E. Doberer, Wien) malämter. In vorbildlicher Weise ist das trefflich eingerichtete Institut, dessen Mitglieder eine Arbeitsgemeinschaft aus Vertretern der verschiedenen für die Denkmalpflege wichtigen Disziplinen bilden, mit der Dokumentation und mit der Aus arbeitung von Restaurierungsprojekten für bedeutende Kunst denkmäler Jugoslawiens beschäftigt. In der angeschlossenen Restaurieranstalt werden besonders heikle bewegliche Kunst werke restauriert, das chemische Laboratorium besorgt Materialuntersuchungen. Wir sehen in dem Institut einen neuen Typus eines denkmalpflegerischen Arbeitszentrums; nicht allzu groß und daher beweglich, wie geschaffen zur Konzentration auf bestunmte Aufgaben, die von der prak tischen Denkmalpflege nicht geleistet werden köimen und in einer, wie uns scheint, bemerkenswert zielstrebigen Weise die geistesgeschichtlichen mit den naturwissenschaftlichen Vor aussetzungen verknüpfen. Die mit Tradition auf ehrende Weise belastete österreichische Denkmalpflege hat diese Lücke bislang noch nicht zufriedenstellend füllen können. Einblick in die Ergebnisse der Arbeit des Instituts, die immer im Ein vernehmen mit den regionalen Denkmalämtern und Konser vatoren erfolgt und in der Regel von diesen in die Praxis um gesetzt wird, erhielt die österreichische Gruppe am Beispiel der berühmten Brücke in Mostar (Abb. 51), des Diokletianpalastes und des Theaters von Salona in Split, der Basilika Euphrosiana in Poree (Parenzo) und anderen Ortes. Vorbildlich ist die bis ins Detail sich erstreckende Pflege des einzigartigen Stadtbildes von Dubrovnik, klug und dem Leben Rechnung tragend die Behandlung der Altstadt, d. h. des innerhalb des Diokletianpalastes gelegenen Teiles der Stadt Split; mit der baulichen Sicherung des Domes von Sibenilr, der Konservierung mittelalterlicher Baubestände in Trogir, mit dem Wiederaufbau in Zadar, der behutsamen Restau rierung der Kirche mit den spätgotischen Wandgemälden von Hrastovlje in Istrien sind außerordentliche Leistungen voll bracht worden. In Slowenien und Kroatien, in den Städten Laibaeh und Agram begegnen vielfach die nämlichen Probleme, die für die österreichische Denkmalpflege charakteristisch suid. Der fachliche Gewinn, den die Reise eintrug, war demnach auch hoch anzuschlagen; die sprichwörtliche, mit besonderer Herzlichkeit jeweils auch persönlich dargebotene Gastfreund schaft ließ die Reise zu einem weit über das Fachliche hinaus gehenden Erlebnis werden. Das Symposion, das im Oktober in Madrid stattfand und zu dem das Ministerium für Nationale Erziehung eingeladen hatte, befaßte sich, unter Mitwirkung der UNESCO, in erster Linie mit technischen Fragen der Donkmalpflege. Delegierte hatten folgende Staaten entsendet: Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland, Italien, Polen, .lugoslawien, Türkei, Österreich. Nach grundsätzlichen Referaten, unter denen besonders die von G. de Angelis D'Ossat über alte und moderne Techniken und Materialien und ihre Verwendungsmöglichkeit sowie das von P. Coremans über den gegenwärtigen Stand des Problems der Denkmalpflege hervorgehoben zu werden verdienen, berichteten die ausländischen Teilnehmer über Einzelprobleme, wurden von den spanischen Kollegen an Hand von jeweils sehr ausführlichen Berichten die verschiedenen technischen Maß nahmen dargelegt, die beim Wiederaufbau nach dem spanischen Krieg, bei der Sanierung oder Restaurierung bedeutender Kunstdenkmäler angewendet wurden. Der Vielfalt der Denk mäler gemäß, ergab die Reihe der Referate ein ganzes Kom pendium denkmalpflegerischer Möglichlreiten. Besonders er giebig waren jene Berichte, die in den Räumen der Ausstellung ,,Zwanzig Jahre Denkmalpflege" im Palacio del Retiro (vgl. S. 74) vor dem reichen Material an Plänen, Photos, Kopien, Abgüssen und Modellen gehalten wurden. Ausflüge nach dem Escorial und nach Toledo, die Abschlußfahrt, die mit dem Omnibus von Madrid über Zaragoza und Lerida nach Barcelona führte und zahlreiche Besichtigungen von Denkmälern ermög lichte, an denen zur Zeit gearbeitet wird - all diese Unter nehmungen vertieften die sehr starken Eindrücke, die das Studium der Leistungen und Probleme der spanischen Denk malpflege vermittelte. Der Raummangel verbietet eine ein gehende Schilderung; es kann nur einiges angedeutet werden: Der Ausflug nach Toledo gab Gelegenheit, die hervorragende und taktvolle Arbeit zu bewundern, die mit dem Wiederaufbau des Ho.spital de Santa Cruz (das 1958 der großen Gedächtnis ausstellung für Karl V. als Rahmen diente) geleistet worden ist, und er vermittelte in der Kirche S. Ramön Einblick in die Schwierigkeit der denlrmalj^flegerischen Behandlung eines Bauwerkes, von dessen Schichten, die von der visigotischen über die arabische bis zur barocken reichen, jede einzelne ein unschätzbares Dokument der Geschichte und Kunstgeschichte darstellt. Als technische Glanzleistung ist die Auswechslung des Kuppelkreuzes am Escorial zu bezeichnen, und als nicht weni ger glanzvoll erscheint uns die ,,Befreiung" (Hberazione) der kostbaren Teile des arabischen Palastes in Zaragoza, der rmter Abu Ghafar Almoctädir 1047—1081 entstandenen Aljaferia, aus den späteren Überbauungen, von denen der unter den

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