da Landschaft, Städte und Denkmäler für viele von uns ganz neu ■waren. Unter den denkmalpfiegerischen Arbeiten verdient der originelle und methodisch einwandfreie Wiederaufbau des Görtz-Palais am Neuen Wall (1710) in Hamburg, von dessen Bestand die Bomben lediglich die Front mit den vorderen Räumen übriggelassen hatten, besondere Beachtung. Hinter das Vorderhaus mit der dreigeschossigen Barockfassade wurde ein siebengeschossiger Bürobau mit geringeren Geschoßhöhen gesetzt; schade, daß die Forderung des Konservators nach Beibehaltung der Sprossenteilung in den großen Fenstern der Fassade nicht berücksichtigt Avurde. Unter den. Kirchen restaurierungen ragt die der dreischiffigen Hallenkirche von St. Jakobi (Baubeginn um 1300) hervor; daß die wertvolle Einrichtmig vollständig erhalten blieb — darunter di'ei spät gotische Flügelaltäre und ein auch musikalisch hervorragen des Orgelwerk aus den Jahren 1689-1693 wurde in der so schwer mitgenommenen Stadt besonders dankbar ver merkt. Auf dem Lande in Schleswig-Holstein waren es vor allem zwei Gruppen von Denkmälern, die besonderes Interesse erweckten: Die romanische]! Feldsteinkirchen des 12. Jahrhunderts und die Herrenhäuser (zwischen dem 16. und dem frühen 19. Jahr hundert entstanden), die sich, mit Gärten, Parkanlagen und Siedlungen verbunden, im Osten des Landes in etwa sechzig Beispielen erhalten haben. Auch hier ist es die größte Sorge, für die vielfach dem Verfall entgegengehenden Objekte neue Verwendungen zu finden, die ihre Erhaltung sichern können. Besonders reizvoll jene Schlösser, die jioch mit ihrer ursprüng lichen oder rekonstruierten Einrichtung als charaktervolle kuiist- und kulturgeschichtliche Denkmäler gelten müssen (Abb. 50). Schloß Gottorf in Schleswig, das, nachdem es rund hundert Jahre als Kaserne gedient hatte, 1947 als Landes museum eingerichtet wurde und, obwohl nicht in der Landes hauptstadt selbst gelegen, Rekordbesucherzahlen aufweist, vermittelte, abgesehen von seinen höchst bemerkenswerten Musealbeständen, interessante Einsichten: Das Beispiel bestätigt nämlich, daß ein Museum sehr wohl lebendig sein und einen Anziehungspunkt bilden kann, auch wenn es nicht im Zentrum einer Stadt untergebracht ist. Der Gedanke an Salzburg liegt nahe; wir bedauern immer wieder, daß sich die Stadt nicht entschließen kann (oder ist dei* Fall bereits ad acta gelegt?), ihr Museum in seiner Gesamtheit auf Hohensalzburg unterzubringen. Die Bedeutung und das Ambiente der Örtlich keit könnten die Eindrücke der Besucher nur verdichten, das Museum würde von der Menge derer nur profitieren, die den Festungsberg besteigen, ohne von vornher-ein einen Museums besuch zu planen. Die gesamte Problematik der Restaurierung eines bedeutenden salo'alen Denkmales entrollte sich vor und in dem Schleswiger Dom. Die Geschichte der Restaurierungen, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts begannen, scheint nicht weniger kompli ziert als die vielhundertjährige Baugeschichte. Die Scheidung von Originalzustand, von historischen Zuständen und ge staltenden Elementen in Bau und Ausstattung kann auch dem Klügsten kaum mehr einwandfrei gelingen. Ähnlich verwirrend wirkte der Besuch der Lübecker Marienkirche, wobei wir den dort mit Überzeugung zum Ausdruck gebrachten Gedanken, der barocke Hochaltar sollte im Hinblick auf den gotischen Gesamtcharakter des Gotteshauses aus ,,künstlerischen Gründen" nicht wiederverwendet werden, als merkwürdig anachi'onistisch empfanden. ff JJä b' H 'b' II I ill' illlllB b' 9 i liiJiiii' fflVsf k'jü 50. Schloß Ahrensberg in Schleswig-Holstein, Besitz des Ver eins Schloß Ahrensberg. 1932 als Museum des Familienkreises Schimmelmann-Reventlow eingerichtet, nach Instandsetzimg 1955 wiedereröffnet (Landeskonservator für Schleswig-Holstein) Leider verbietet es der Raummangel, auf weitere Einzelheiten einzugehen. Es könnte noch so manche Frage erörtert werden, die dem Forum der Konservatoren, sei es bei den Besichti gungen, sei es bei den Diskussionen, vorgelegt wurde. Beispiel gebend schienen uns auch hier technische Lösungen, die Bestrebungen zur Erhaltung des Bauernhauses, die Betreuung der größeren und kleineren Museen (hier hat die Behandlung mancher Farbfassungen von Holzplastiken zu Erörterungen geführt), die Ergebnisse städtebaulicher Überlegungen und vieles andere. Sehl' positiv wirkte sich auch diesmal wieder die Tatsache aus, daß die Tagung einen Kreis von Fachleuten ver einigte, die einander und ihre Probleme seit vielen Jahren kennen, so daß die Gespräche vielfach dort anknüpfen konnten, wo sie vor einem oder zwei Jahren unterbrochen worden waren. Mit herzlichem Dank erinnern wir uns der vorzüglichen Orga nisation (Landeskonservator Prof. Dr. G. Grundmann und Landeskonservator Dr. P. Hirschfeld) und der Gastfreund schaft, die uns der Norden geboten hat. Die Studiemeise sechs österreichischer Konservatoren nach Jugoslawien im September 1959 führte über Einladung des Bundesinstituts für Denkmalpflege in Belgrad (Dir. Vlado Madjariö) über Belgrad, Sarajewo, Mostar nach Dubrovnik und von diesem südlichstem Punkt die dalmatinische Küste zurück, wobei u. a. Split, Trogir, Zadar (Zara), Sibenik (Sebenico), Rijeka (Fiume) und eine Reihe von Orten der Halbinsel Istrien besucht wurden. Darunter Pola, Beram, Porec (Parenzo), Kof)er (Capodistria), Hrastovlje; schließlich folgten noch Besuche in Ljubljana (Laibach), Ptuj (Pettau), Varasdin und Zagreb (Agram). Mit höchster Anerkennung ist das Institut in Belgrad zu nennen, das, nach dem letzten Krieg ins Leben gerufen, heute zu einer der wichtigsten Einrichtungen der Denkmalpflege in Jugoslawien geworden ist. Es bildet gleichsam die wissenschaftliche Zentralstelle für die im übrigen selbständigen, den einzelnen Republiken zugehörenden Denk-
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