Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Festung Smederevo (Abb. 38-40). Die Burg Smederevo, eine der größten Burgen Europas, war bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges eine der schönsten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen Serbiens. 1941 und 1944 stark beschädigt, ist die Festung Smederevo heute besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen. Von den türkischen Behörden, die 1860 die Festung verließen, war sie als Wehrbau behandelt, in gutem Zustand erhalten und mehrmals wieder instandgesetzt worden. Laut dem Vertrag, der im Jahre 1428 zwischen dem serbischen Despoten Djuradj Brankovic und dem türkischen Sultan Murat II. abgeschlossen wurde, erlaubte der Sultan dem Despoten, an der Donau eine Burg zu errichten, die den Ungarn den Weg zum Moravatal versperren sollte. Allem Anschein nach wurde bereits im Herbst 1428 mit den Vorbereitvmgen zum Bau dieser Festung und der Aufstapelung von Holz, Steinen und Kalk begonnen. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1429 und waren bereits 1430, also nach nicht ganz zwei Jahren, beendet. Die Pläne waren nach dem Vorbild der Festung von Konstantinopel entworfen, deren Form ebenfalls dreieckig ist. Am Bau waren Griechen und Bauarbeiter aus Dubrovnik beschäftigt. Die Bauweise war byzantinisch. Im Jahre 1439 wurde Despot Djuradj in seinem neuen Smederevo vom türldschen Sultan Bajazit belagert, der in diesem Kampf bereits schwere Artillerie einsetzte. Smederevo mußte sich ergeben und blieb bis zum Jahre 1444 in türkischen Händen. 1453 leistete die Festung dem Sultan Mohammed II. erfolgreichen Widerstand; erst 1459, nach dem Tod des Despoten Djuradj, fiel Smederevo endgültig in die Hände der Türken. Die Burg Smederevo war der befestigte Wohnsitz des Herrschers und die Hauptstadt des Landes. Sie wm'de so angelegt, daß sie nur von einer Seite - von der Stadt aus - zugänglich war, wo sie auch am stärk sten befestigt wurde. Die beiden anderen Seiten sind von Wasser, die eine von der Donau, die andere von der Jezava, umgeben. Der Grundriß ist dreieckig; im Inneren liegt eine kleinere Burg von ebenfalls dreieckiger Form, die den äußersten Zipfel, an der Mündung der Jezava in die Donau, einnimmt. Später errichteten die Türken an jeder Ecke einen achteckigen niedrigeren Geschützturm; diese Türme wurden ebenfalls mit Mauern verbunden, die jedoch bedeutend niedriger als die ursprünglichen waren. Die innere und die äußere, die sogenannte kleine und die große Burg, waren von der Landseite aus von Wassergräben umgeben, über die bei den Burgtoren Zugbrücken führten; hinter diesen Wassergräben liefen niedrige Mauern als die erste Verteidigungsstellung im Falle eines Angriffes. Die große Burg hat insgesamt zwanzig Türme von über zwanzig Meter Höhe, wovon sich elf auf der Seite der Stadt, fünf auf der der Donau - zwei von diesen sind auf der Außenseite abgerundet - und vier auf der der Jezava zugewandten Seite erheben. Die kleine Burg hat vier gegen die Innenseite der großen Burg beziehungsweise gegen den Wassergraben gerichtete Außentürme sowie einen, und zwar den größten Turm im Innern, der allem Anschein nach, ähnlich den Bergfrieden in anderen Burgen, als Wohnturm gedient hat. Die kleine Burg beherbergte den Fürstenhof des Despoten, von dem heute nur noch die Außenmauer des Audienzsaales mit vier außer ordentlich schönen, zweiteiligen Erkerfenstern mit der Aussicht auf die Donau erhalten geblieben ist. Die große Burg nimmt eine Bodenfläche von 101.992,50 m^ ein; die Länge der Umfassungsmauer auf der der Stadt zugewandten Seite beträgt 502 Meter, an der Jezava 400 Meter und an der Donau 550 Meter. Die Burg ist nach mittelalterlicher Bauweise aus Quadern und Kalksteinen erbaut. Die Außenseiten der Mauern sind mit behauenen Steinen belegt, während die Mitte mit Bruchsteinen angefüllt ist. Die Türme am Donauufer sind mit zu verschiedenen geometrischen Figuren zusammengefügten Ziegelsteinen reich verziert, während den Despotenturm genannten Hauptturm der kleinen Burg eine zweizeilige Inschrift aus Ziegelsteinen ziert, die das Baujahr und den Bauherrn der Burg bezeichnet — ein einzigartiges Dokument über den Bau, den Schöpfer und den Herrn der Burg. Zum Schütze dieses bedeutenden Baudenkmals sind bereits die nötigen Schritte unternommen worden: Alle durch die Beschädigungen im zweiten Weltkrieg entstandenen Mauerbreschen wurden geschlossen, das Trichtergelände im Inneren der großen Burg geebnet und die Inschrift auf dem Despotenturm restauriert. Der stark geneigte Turm in der der Stadt zugewandten Mauer und desgleichen die ganze das Donauufer entlang laufende Ringmauer der kleinen Burg mitsamt ihren vier großen zweiteiligen Fen stern, von denen angenommen wird, daß sie zu dem großen Empfangssaal des Despotenschlosses gehörten, müssen vor dem Einstürzen bewahrt werden. Schließlich müssen noch alle Mauer- und Turmkronen mit ihren Zinnen, die am meisten gelitten haben, erneuert werden. Diese Bauarbeiten wird man auf Grund

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