Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Die Burg Sniederevo hatte außer einer äußeren auch noch eine innere Ringmauer, die den Burghof umschloß. Bei den anderen Burgen, wie zum Beispiel Novo Brdo, bildete die innere Burg im Notfall die letzte Zuflucht der Burginsassen, wenn die untere beziehungsweise äußere Burg aufgegeben werden mußte. In der kleineren Burg, die in beherrschender Lage auf dem höchsten Gipfel der Anhöhe errichtet war, befanden sich, wie mit Bestimmtheit angenommen werden kann, die Wohnräume des Burgherrn. Die kleine innere Burg bildete den Kern der befestigten Anlage und wurde aus diesem Grunde mit mehr Sorgfalt gebaut und mit stärkeren Wällen und Türmen versehen als die untere beziehimgsweise äußere Burg. Von den alten serbischen Burgen sind nur Ruinen übrig geblieben. Es gibt keine genauen Abbildungen einer Burg, mit Ausnahme der Burg von Beograd, von der zwar Gravüren bestehen, die aber mit der tatsächlichen architektonischen Gestaltung nicht übereinstimmen; wie zum Beispiel die oberen Teile der Türme, diese charakteristischesten Elemente einer Burg, eigentlich ausgesehen haben, ist nirgends zu ersehen. Auf der Krone der Schildmauern und Türme der Burg Smederevo liefen Brustwehren, hingegen ist nicht bekannt, ob der Wehrgang auch mit Holz überdacht war und wie dieses Dach ausgesehen haben mag. Resava-Manasija war mit Machicoulis, auch Pechnasen genannten erkerartigen Ausbauten mit kleinen Luken zum Herabschütten von Pech und anderem versehen; es ist aber eine offene Frage, ob sie auch überdacht waren. Dasselbe trifft für alle anderen. Baudenkmäler zu. Man kann aber durch Vergleiche mit Aufnahmen alter, aus derselben Zeit stammender westeuropäischer Burgen zu Schlüssen gelangen, die der Wirklichkeit ziemlich nahe kommen dürften. Novo Brdo (Abb. 36, 37). Den Gipfel einer auf dem Amselfeld, unweit von Pristina gelegenen Anhöhe, die die ganze Umgebung beherrscht, krönen die Überreste des berühmten mittelalterlichen, um ein Bergwerk entstandenen Marktfleckens Novo Brdo sowie die Ruinen der Burg, welche die Siedlung einst verteidigte. Novo Brdo entstand in den ersten Jahren der Herrschaft des Königs Milutin (1282-1321), der dieses Gebiet Serbien angliederte. Es entwickelte sich bald zu einer der wichtigsten Ansiedlungen sächsischer Bergleute, nach denen es auch Sasko Mesto (Sachsenstadt) genannt wurde. Zum ersten Male wird es 1326 als ein bereits bekannter Bergwerksort und Marktflecken erwähnt. Novo Brdo war zusammen mit Prilepac, dem Geburtsort des Fürsten Lazar und dem benachbarten Prizrenac, das Erblehen dieses serbischen Fürsten. Seine Blütezeit fiel in die Epoche der Despotenherrschaft in Serbien. Damals wurde Novo Brdo als Hauptstadt Serbiens betrachtet. Novo Brdo galt im fünfzehnten Jahrhundert als die stärkste und am besten verteidigte serbische Burg; ihre Wälle hielten lange den Angriffen der Türken stand, von denen sie 1455 endgültig erobert wurde. Heute bestehen von der ganzen Siedlung Novo Brdo nur noch die Burgruine und Spuren der Grundmauern ehemaliger Gebäude in nächster Umgebung der Burg. Die Burg Novo Brdo ist nach Westen gerichtet und auf einem Hügel gebaut, der nur von Osten zugänglich ist. Die Burganlage umfaßt eine obere und eine untere Burg. Sie ist trapezförmig angelegt und nach Westen zu fächerförmig geöffnet, während den engen Teil des Fächers die Obere Burg abschließt. Die Untere Burg endet an den Fächerecken mit je einem ziemlich stark ins Gelände vorgeschobenen, beinahe quadratischen Turm. Mit Ausnahme des Haupt turmes in der Oberen Burg, der eine rechteckige Form aufweist, sind die Grundrisse der Türme vorwie gend viereckig, beinahe quadratisch. Die Obere Burg hat sechs symmetrisch angeordnete Türme; der Hauptturm ist gegen Westen gerichtet und trägt ein dunkelfarbiges Steinkreuz auf seiner Vorderfassade. Der Grundriß der Oberen Burg bildet ein auseinandergezogenes Sechseck mit je einem Turm an jeder Ecke. Von der verfallenen und durch Steine verschütteten Burg kann man heute weder die Grundrisse der Gesamtanlage, noch die Grundrisse der darin enthaltenen Bauten feststellen. Die 1952 begonnenen Ausgrabungen, die das Archäologische Institut der Serbischen Akademie der Wissenschaften durchführt, sind noch im Gange. Gleichzeitig mit den Forschungsarbeiten fand auch die Konservierung der abgebröckelten Teile der Burgmauer mrd Türme sowie der anderen ausgegrabenen Bauten statt^. 2 Nähere Angaben darüber sind in den nach dem Krieg erschienenen Heften des Jahrbuches des Archäologischen Instituts der Serbischen Akademie der Wissenschaften ,,Starinar" zu finden.

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