Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Die Burg als Mittelpunkt des militärischen, bürgerlichen, rechtlichen und kulturellen Lebens spielte auch in der Kriegsgeschichte der alten Serben eine wichtige Rolle. Den Burgen fiel seit jeher die Bedeu tung befestigter Orte zu, die zur Verteidigung der sie umgebenden Gegend dienten und in denen die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften Zuflucht suchte. Den zusätzlichen Charakter eines Wirtschafts-, Rechts- und Kulturzentrums erhielt die Burg erst später. Die Wehrfähigkeit war demnach das Hauptmoment, das bei dem Bau einer solchen Burg beobachtet wurde. Deshalb war auch die Wahl der Stelle, an der die Burg errichtet werden sollte, von größter Bedeutung. In den meisten Fällen wurden die serbischen mittelalterlichen Burgen auf Anhöhen und an den Kreuzungen der Hauptverkehrswege, sei es, daß es sich um Land- oder Wasserwege handelte, gebaut. Der Ausbau der Befestigmrgen hing hauptsächlich davon ab, was sie zu verteidigen hatten: eine Residenzstadt, ein Bergwerk oder ein Handelszentrum, einen Landsitz des Herrschers, eine ,.kaiserliche" Stiftung oder etwas anderes. Aus diesem Grunde gab es verschiedene Arten serbischer mittelalterlicher Burgen, die ihrem Zweck entsprechend in fünf Hauptgruppen eingeteilt werden können. Die erste Gruppe umfaßt jene Burgen, die auf ,,hervorragenden Punkten in den Grenzgebieten des Staates oder überhaupt auf strategisch wichtigen Stellen der Hauptverkehrswege" errichtet waren. Ihre Aufgabe war es, die Eingänge zu den Schluchten und Bergpässen zu schützen, weswegen sie sich, wie zum Beispiel Zvecan, Maglic, Ram, Golubac und andere, zumeist auf einer unzugänglichen Höhe, die einen Weg oder Paß beherrschte, erhohen. Zur zweiten Gruppe gehören Burgen, die ,,Bergwerksorte und die dazugehörigen Marktsiedlungen verteidigten", wie zum Beispiel Brskovo, Kovo Brdo, Ostrovica, Cutet und andere. In die dritte Gruppe sind jene Burgen zu rechnen, die ,.Siedlungen und Städte einschließlich Residenzen" vor dem Airsturm feindlicher und insbesondere plündernder Horden verteidigten, wozu zum Beispiel Beograd, Smederevo, Prizren, Ohrid, Skoplje, Prilep und Krusevac gehören. Zur vierten Gruppe zählen jene Burgen, die die ,,reichen Stiftungen der alten serbischen Herrscher — Kircheir und Klöster — schützteir" und sie umkreisten, wie zum Beispiel die Burgen Resava-Manasija und Ravanica. Schließlich bestehen als fünfte Gruppe jene Burgen, die, in unzugänglichen Schluchten und Felsen klüften versteckt, ,,den serbischen Herrschern als sichere Zufluchtstätte" oder als ,,von ihren Residenzen entfernte Schlösser" zur Erholung, zum Vergnügen oder als ruhige Zufluchtstätte nach ihrem Zurück ziehen vom Thron und den Staatsgeschäften dienten, wozu unter anderem Ribnik, Debrc, Petric, Jelec und Nekudim zu zählen sind. Der Zweck der Burgen bedingte die Art und Weise, in der sie gebaut und befestigt wurden. Sie hatten riesige Ausmaße und waren stärker befestigt, wenn sie große Städte wie Beograd und Smederevo zu verteidigen hatten, in denen sich damals die Residenz des Herrschers befand. Burgen zum Schutz einer Bergwerkssiedlung oder eines Marktfleckens, wie Brskovo oder Novo Brdo, die mitten im Ort lagen, waren kleiner und weniger stark befestigt. Die kleinsten Burgen schützten strategisch wichtige Punkte an den Hauptverkehrsstraßen und wurden deshalb auf rmzugänglichen, die Wege und Pässe zu Lande und zu Wasser beherrschenden Anhöhen errichtet. Da alle diese alten, großen und kleinen Burgen zumeist nur für die Verteidigung gegen mittelalterliche Waffen vor dem Aufkommen der Feuerwaffen gedacht waren, sind auch ihre dicken und hohen Mauern, an deren Ecken sich gewöhnlich viereckige Türme erhoben, fast ausnahmslos aus Bruchstein oder Steinquadern erbaut. Später, wie zum Beispiel bei der Burg Smederevo, ging man auch zu anderen Turmformen über: es gab auch runde Bergfriede, die sich innerhalb der Burgwälle befanden und als Wohnsitz eines serbischen Herrschers, Edelmannes oder Befehlshabers der Burg dienten. Solche Türme wurden auf einem überhöhten Standpunkt errichtet und bildeten den Kern der ganzen Befestigungs anlage. Die Anlage der Befestigungen war je nach der Geländebeschaffenheit verschieden; das Rechteck herrschte vor. Später wurde die Form immer regelmäßiger; in der Festung Smederevo verwandelte sie sich schließ lich zu einem vollkommen regelmäßigen Dreieck, mit einem vor dem Hauptwall angelegten Wassergraben, wie das zu jener Zeit in ganz ähnlicher Form auch bei den Burgen in den abendländischen Staaten üblich war. 7 Denkmalpflege

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