Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Nordseite wurde durch Ausstopfung mit leichtfeuchtem Zement mehr als 25 cm tief und Verkittung an der Oberfläche mit 5 cm tiefreichendem Kalkmörtel geschlossen. Dem Kalkmörtel wurde bei allen Verkittungen zur Tönung etwas Umbra beigegeben. Bei Hohlräumen, in denen nach der Pölzung noch die Gefahr des Abfalles zu fürchten war, wurden Injektionen mit Kalkcasein zur Festigung wiederholt. Wo bei Sprüngen Überdachung der Mörtelschichte (wie bei einem Kopf) ein getreten ist, müssen solche komplizierte Egalisierungen der Oberfläche wegen derzeitiger Behinderung durch die Pölzungslöcher bis auf die endgültigen Sicherungsarbeiten nach der kompletten Freilegung des Gesamtbestandes aufgeschoben werden. Freskobruchstücke, die sich im Schutt der Vermauerung fanden, konnten teilweise wieder an ihrer Stelle eingesetzt werden. Es sei aber jetzt schon darauf hingewiesen, daß noch Bruchstücke vorhanden sind, von denen das eine oder andere nach Vollendung der Gesamtaufdeckung, wenn die Möglichkeit besteht, auf richtigem Platz appliziert werden soll. Bei Ent fernung der Futtermauer hat sich begreiflicherweise Staub entwickelt, wenn auch versucht wurde, die Staubentwicklung auf ein Minimum zu reduzieren. Der feine Staub legte sich auf die wellige Oberfläche. Auch Reste von altem Schmutz mit organischen Teilchen befanden sich auf der Farbschichte. Die Entfernung geschah nach feinem Besprühen mit lauwarmem Wasser, durch Radieren mit weichstem Radiergummi, nach dem das Wasser schon etwas verdunstet war. Auf diese Weise wurde jeder Substanzverlust vermieden, und die Original farben kamen in großer Frische neraus. So wurden nacheinander der größte Teil der Westwand, die halbe Ostwand und große Teile der Nordwand (etwa 27 qm) freigelegt und durch Pölzungen gesichert. Die Untersuchung der Maltechnik, die von mir schon mit freiem Auge als Freskotechnik erkannt wurde, ergab laut Gutachten von Prof. Schmitz von der Staatlichen chemisch-technischen Versuchsanstalt in Wien, daß es sich um ein echtes Fresko bei ausschließlicher Verwendung von gutgelagerten Kalkhydraten handelt. Die Farbpigmente, die auch untersucht wurden, sind zum größten Teil eisenoxydhältige Erdfarben. Ich zitiere aus dem Gutachten; ,,Rottönungen: Eisenoxyde und gebrannte Ocker verschie dener Glühtemperaturen. - Grüntönungen: Ungebrannte grüne Erden mit Tönungszusätzen (Weißkalk, Ruß, Ocker). — Gelb und Brauntönungen: Natürliche Ocker mit etwa 30-40% FellHydroxyd. - Blautönungen: Sogenanntes Bergblau (Kupferoxydhydrate und Kupfercarbonate). - Schwarz- und Grautönungen: Ruß. - Weißtönungen: Langgesmnpftes Kalk hydrat." Bei der Ausführung der Fresken sind drei Schichten zu kon statieren (Abb. 11, 12): 1. Untermalung in gelbbrauner Vorzeichnung. 2. Lokaltönung mit Modellierung (auch die grüne Unter malung der Gesichter, die aber nicht überall vorkommt, gehört in diese Schichte). 3. Lichthöhungen und Rosalasuren der Gesichter mit roten Wan gentupfen. Da diese Technik langsames Arbeiten verursachte, ist die Abbindung der obersten Schichte unter Umständen am wenigsten solid erfolgt, und es ist daher diese Schichte die Angriffsfläche für die Zerstörungen geworden. Nach dem Grad der Einwirkung sind sie verschieden. Der Erhaltungszustand an der Ostseite ist schlechter. Der Grund hiefür liegt vermutlich darin, daß der Luftaustausch zwischen Kirchenschiff und West chor zu Kondenswasserbildungen geführt hat, in deren Gefolge sich auch organische Ablagerungen und dadurch Zerstörungen der oberen Teile der Farbschichte eingestellt haben. Im all gemeinen kann aber gesagt werden, daß der Erhaltungszustand hinsichtlich Farbstärke und Gesundheit der Freskooberfläche weit über das in Österreich gewohnte Maß bei romanischen Fresken hinausgeht. j, yy^j^^isFR Erläuterung der Sicherungskonstruktion: Mit dem Vorliegen des endgültigen Projektes einer Stütz konstruktion zur Entlastung der romanischen und barocken Mauern wurde ein neuer Abschnitt der Arbeiten zur Frei legung der Fresken an den Wänden der ehemaligen West anlage der Stiftskirche in Lambach erreicht. Beschränkten sich die bisher durchgeführten Arbeiten auf die Erforschung des Fresken- und Baubestandes bzw. der statischen Verhältnisse, kann nunmehr die Ausführung jener Baumaßnahmen erfolgen, die die Entfernung der barocken Vormauerung ermöglichen. Im Verlauf der Planung® wurden mehrere Varianten einer Unterfangungskonstruktion zur Aufnahme der Trumlasten in Erwägung gezogen, die aber wegen der statischen Verhältnisse nicht zur Ausführung gelangen konnten. Von den entworfenen Projekten erschien jener Vorschlag besonders bestechend, bei dem die über dem Freskenraum befindlichen Mauern auf eine Stahlkonstruktion, bestehend aus acht vertikalen Stützen und horizontalen Trägerrosten, aufgesetzt hätten werden sollen. Dadurch wäre sowohl das romanische wie auch das barocke Mauerwerk unterhalb der Trägerroste vollkommen entlastet worden. Das Projekt scheiterte daran, daß der Untergrund der Türme nur sehr geringe Belastungen gestattet", was eine ent sprechende Ableitung der Lasten auch über große Platten fundamente unter den Punktlasten der acht Vertikalstützen nicht ermöglicht. Aus dem gleichen Grunde konnte eine Vermittlungslösung, die vertikalen Stützen durch die Heranziehung der Kirchenwestwand und der im Westen anschließenden Gebäudeteile zu ersetzen, nicht ausgeführt werden, weil auch hierbei eine zu große Bodenpiressung aufgetreten und dies außerdem mit zu umfangreichen Stemmarbeiten verbunden gewesen wäre. Um örtliche Setzungen des Turm- bzw. Kü'chensehiffmauerwerkes zu vermeiden, mußte daher eine Lösung angestrebt werden, bei der keine Veränderungen in den Belastungs verhältnissen der bestehenden Fundamente eintreten. Die Tm'mlasten sind daher unter dem Freskenraume über eine Stützkonstruktion wieder auf das bestehende Fundament mauerwerk zu übertragen. Eine im Innenraum liegende Konstruktion, welche dem vor erwähnten Prinzip entspräche und deren Durchführung un zweifelhaft am einfachsten wäre, wurde wegen der damit ver bundenen Beeinträchtigung der Raumwirkung und teilweisen ® Diese setzte zu jenem Zeitpunkt ein, als sicher bekannt war, daß sich in Anbetracht des großen Umfanges und des außer ordentlich guten Erhaltungszustandes der Malereien eine Ent fernung der barocken Mauern lohnt. " Die Untersuchung der Boden- und Baustoffprüfstelle des Amtes der O.-Ö. Landesregierung vom 4. Mai 1958 ergab, daß der Untergrund bis zu einer Tiefe von 2,35 m aus Anschütt material besteht; ab 2,35 m bis 4,70m — an einer Stelle 6,40m — befindet sich Kies und Sand, darunter bis etwa 24,00 m nur Sand. Ab 24,00 m Tiefe liegt harter Schlier.

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