Iii UiMfi 18. Salzburg, Dom nach der Kriegsbeschädigung (Kerschner, Salzburg) SALZBURG Zur Innenrestaurierung des Salzburger Domes Im Frühjahr 1959 ist die Innenrestaurierung des Salzburger Domes abgeschlossen worden, die den letzten Abscl;nitt des insgesamt vierzehn Jahre währenden Wiederaufbaues nach der schweren Beschädigung des Domes durch einen Luftangriff am 16. Oktober 1944 gebildet hatte; die Arbeiten der letzten vier Jahre verfolgten das Ziel, nicht nur der wiederhergestellten Bausubstanz, sondern dem ganzen Imienraum, soweit er zwar von den Bomben des Jahres 1944 verschont geblieben, aber durch eine unglückliche Renovierung nach dem Dombrand des Jahres 1859 in seinem Denkmalwert geschädigt worden war, das ursprüngliche Aussehen aus der Zeit seiner Erbauung wiederzugeben^ (Abb. 17, 18, 19). Für die Salzburger Denkmalpflege bildeten die Arbeiten im Salzburger Dom, der als großzügige Raumschöpfung der italienisch beeinflußten Architektur zwischen Manierismus und Frühbarock seine schönste Würdigung in der kunstgeschicht lichen Literatur wohl von Leo Bruhns (in ,,Die Meisterwerke", Bd. V) bekommen hat, zweifellos die wichtigste Aufgabe des Jahrzehnts 1950—1959. Allerdings muß dazu gleich fest gehalten werden, daß gewisse grundsätzliche Schwierigkeiten, ^ a) Erbaut 1614—1628 von Santino Solari; Ausstattung in der Hauptsache bis Mitte 17. Jh. vollendet (Stukkaturen von Bassarino, Fresken von Arsenio Mascagni, Ignazio Solari und Francesco da Siena). — b) Renovierung nach Dombrand von 1859: Färbelung der Wand- und Wölbungsflächen einschließ lich der Stukkaturen in steingrauen Tönen, Übermalung der Deckenfresken. — c) Folgen des Luftangriffs von 1944: voll ständige Zerstörung der Kuppel und fast des ganzen Tambours, teilweiser Einsturz der Querhausgewölbe, Verwüstung der Ausstattung und Einrichtung in den Ostteilen; das Langhaus nahezu unversehrt. — d) Beginn der Wiederaufbauarbeiten 1945, nach Wiederherstellung des Außenbaues 1949 vorerst geringfügiger Arbeitsfortschritt infolge finanzieller Schwierig keiten; seit 1954 raschere Durchführung der Instandsetzungs arbeiten im Innern. Bauleitung: Hofrat Dr. Karl Holey, von 1945 bis zu seinem Tode 1955; seither Architekt Dipl.-Ing. Peter Zacherl. die den Wiederaufbau von so manchem kriegsbeschädigten Kunstdenkmal in Europa für die Denkmalpflege höchst problematisch gemacht haben, in Salzburg a priori nicht oder nur in verhältnismäßig leichtem Grade bestanden haben. Die Ursache hiefür war in zwei wesentlichen Merkmalen des Salzburger Domes gegeben: zum ersten hat die künstlerische Einheitlichkeit des in der Hauptsache innerhalb von nur vierzehn Jahren errichteten Baues, namentlich seines Innen raumes, nie daran zweifeln lassen, daß die Wiederherstellung des Zerstörten als genaue Kopie des originalen Bestandes zu erfolgen hätte; es stand in Salzburg überhaupt nicht zur Debatte, ob z. B. ein zerstörter Bauteil wie die Domkuppel nicht etwa richtiger in Architekturformen unserer Gegenwart wiederherzustellen sei; zum zweiten kommt dem architek tonischen Konzept Santino Solaris und seiner großzügigen Raumschöpfung eine so eindeutige Vorrangstellung gegenüber den anderen beteiligten (eigentlich nur auf die bloße Aus stattung beschränkten) Künsten zu, daß das Übergewicht der unabweislichen und wichtigsten Forderung nach der Wieder herstellung der einzigartigen Raumwirkung alle Detailfragen bezüglich Wiederherstellung von zerstörten, der Ausstattung dienenden Kunstwerken als minder problematisch erscheinen ließ. Überdies sind die wenigen Einrichtungsstücke, denen im Salzburger Dom unter der Vorherrschaft der Architektur wenigstens die Bedeutung eines künstlerischen Individuums zukam, glücklicherweise unbeschädigt geblieben (wie das aus dem Alten Dom stammende romanische Taufbecken, die Seitenaltäre und die Epitaphien der Erzbischöfe des 17. und 18. Jhs. unter ihren Schutzbauten) oder nur von reparierbaren Schäden betroffen (wie die drei markanten großen Marmor altäre). Es war also keine Frage, daß die reiche Stuckdekoration im Inneren des Salzburger Domes, soweit sie zerstört war, in ihrer originalen Form rekonstruiert werden mußte, wobei den ausführenden Stuckbildhauern in den unversehrt geblie benen Stuckdekorationen ein ausreichendes Vergleichsmaterial zu Gebote stand. Dagegen war es aus praktischen Gründen nicht möglich, die neuen Dekorationen im ursprünglich ver wendeten, allerdings längst nicht mehr in der Gesamterschei nung des Dom-Iimeren zur Geltung gekommenen Material, nämlich in Glanzstuck, aufzutragen; indessen konnte wenig stens der optische Eindruck von Glanzstuck in Verbindung mit den Malerarbeiten durch einen feinen Wachsüberzug erzielt werden (Abb. 20, 21). Zu den für die Denkmalpflege erfreulichsten Einzelerfolgen im gesamten Wiederaufbau des Domes gehört die Farbgebung der Innenarchitektur, die sich nun als eine kunstgeschichtlich und künstlerisch außerordentlich interessante Wiederherstellung der längst vergessenen originalen Farbwirkung des Raumes präsentiert. Schon 1948 wurden unter der steingrauen Fär belung des 19. Jhs. mehrere Reste der ursprünglichen farbigen Fassung der Innenarchitektur festgestellt. Daß es sich dabei tatsächlich um den originalen Bestand und nicht etwa um eine spätere Ausmalung handelte, wurde dadurch bestätigt, daß im weiteren Verlauf der Wiederherstellungsarbeiten im Presbyterium, und zwar im Gewände des südlichen oberen Seitenfensters, in eben dieser zutiefst liegenden Färbelungsschicht, eine mit der Jahreszahl 1645 versehene Kritzel inschrift gefunden wurde. In dieser Schicht waren die glatten Wand-, Pfeiler- und Wölbungsflächen und die Stuckdekoratio nen in Weiß gehalten, wobei aber alle Unterschneidungen und
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