Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

wie er sich im Falle Salzburgs und seiner einmaligen, europäisch bedeutsamen Struktur aufdrängt, zu erfüllen. Im sinnvollen Zusammenhang mit dem Text steht die Auswahl des Bildteiles, der mehrere Aufnahmen (25, 35, 40, 52, 73) mit besonders sehenswerten Motiven enthält. E. Doberer wird dieses Buch Diskussionen entfachen: so bedarf besonders die bestechende Entwicklungsreihe vom Material über Punkt, Linie und Fläche bis zur Bedeutung schärfster Fachkritik; diese Einwendungen können aber an dem epochemachenden Rang des Buches nichts ändern. A. SCHMELLER Hans Aurenhammer: Lexikon der christlichen Ikono graphie. Erste Lieferung, Alpha und Omega bis Albert von Trapani. Wien 1959 Schon vor Jahren empfand der Kunsthistoriker die Mängel, die den vorhandenen ikonographischen Werken anhafteten. Im Einzelfall erforderte die Klärung subtilerer Fragen oft erheblichen Aufwand von Zeit und Mühe, wenn sie mit den zu Gebote stehenden Mitteln überhaupt bewältigt werden konnte. Eine Neubearbeitung des Themas schien im Hinblick auf seine schier unübersehbare Tiefe und Breite so bald kaum zu erhoffen. Daß sich H. Aurenhammer dazu entschlossen hat, diese Last auf sich zu nehmen, sichert ihm von vorneherein unseren Dank, um so mehr, als er, mitten in der Praxis der Kunst geschichte stehend, die Forderungen aus eigener Erfahrung kennt, die wir an ein leicht benützbares (nicht zu umfangreiches) derartiges Werk stellen. Der Verfasser, durch seine bis herigen Arbeiten rühmlichst bekannt (besonders durch die Arbeit über die marianischen Gnadenbilder, Wien 1956, und zur Fischer v. Erlach-Ausstellung, Wien 1956), legt in einer Vorbemerkung die Grundsätze dar, die ihn bei diesen lexiko graphischen Arbeiten leiten. Die erste Lieferung bestätigt das Konzept, sie rechtfertigt aber auch unsere Erwartungen, so daß wir nur dem aufrichtigen Wunsch Ausdruck geben können, es möge dem ohnehin vielfach beanspruchten Verfasser und dem ambitionierten Verleger gelingen, das anspruchsvolle Werk in absehbarer Zeit zum guten Ende zu bringen. W. Frodl Franz Eppel: Fund und Deutung, eine europäische Ur geschichte. Im Verlag A. Schroll & Co., Wien-München 1958 Ausgehend von einer sehr subtilen Beschreibung und Form analyse der tausend Typen prähistorischer Funde — als da sind Faustkeil, Feuersteinklinge, Tongefäß, Felsmalerei, ,,Venus"-Statuetten usw. •— arbeitet der Verfasser die Struktureigentümlichkeiten der einzelnen Epochen der Stein-, Bronze- und Eisenzeit heraus. Er macht hierbei Ernst mit der Anwendung kunstwissenschaftlicher Methoden, von Alois Riegl bis Hans Sedlmayr auf die Urgeschichte und ihre ,,Sinn gebilde". Es geht dem Autor vor allem um die sinnvolle Transponierbarkeit struktureller Formqualitäten. Auf diese Weise ordnet er das ungeheure Material der Weltgeschichte vor der Weltgeschichte nach neuen, ganzheitlichen Gesichts punkten. Die Einschränkungen, die man an der kunst wissenschaftlichen Methodik machen muß (vor allem das zwangsläufig sich einschleichende Moment stark subjektiver Betrachtung, die Gefahr der Pressung in ,,Ganzheiten" sowohl wie jene der ,,Po0tisierung"), gelten auch für Eppels Betrach tungsweise, die in einer wissenschaftlichen Sprache, vielfach mit vermeidbaren Fachausdrücken durchsetzt, gehalten ist, häufig jedoch in temperamentvolle Schilderung ausbricht. Das Buch, dessen Fluß immer wieder von theoretischen Erwägungen unterbrochen ist, ^vurde zwar für Fachleute geschrieben, doch ist der tastend-experimentelle Weg der Gedanken des Autors auch für Laien beschreitbar. Im einzelnen Erwin Ybl: Nikolaus von Ybl. Kunstfonds-Verlag, Budapest 1956. 240 S., 202 Taf., Format 21 x29 cm Der durch seine J. L. Hildebrandt-Forschungen (Schloß Raczkeve bei Budapest) auch in Osterreich bekanntgewordene migarische Kunsthistoriker Professor Erwin Ybl hat seine jahi'zehntelangen Forschungsergebnisse über Leben und Wirken seines Großonkels, des Baukünstlers Nikolaus Ritter von Ybl, in einem stattlichen Band der wissenschaftlichen Welt vor gelegt. Das Buch ist nicht nur wegen seiner vielen Beziehungen zur österreichischen Kunst, sondern auch wegen seiner, zahl reichen Beiträge zur Kunstgeschichte der alten österr.-ungar. Monarchie von Interesse. Die Familie Ybl (die ursprüngliche Namensform war ,,Übl") stammt aus Österreich, wo sie noch im 18. Jahrhundert in Klosterneuburg ansässig war. Nikolaus Ybl (1814-1891) kam in Stuhlweißenburg in Ungarn zur Welt, studierte 1827 — 1831 am Wiener Polytechnikum und erhielt bei dem Klassizisten Heinrich Koch in Wien, bei Kranner in Prag und bei Michael Pollack in Ungarn seine praktische Aus bildung. Wiederholte Studienreisen führten ihn nach München, wo seine Neigung zu Gottfried Semper und der deutschen Romantik erwachte, nach Italien, Franlo-eich und — schon auf der Höhe seines künstlerischen Ruhmes — nach England. Wien ist ihm zur zweiten Heimat geworden, wo ihn enger Kontakt mit den großen Ringstraßenbaumeistern verband, von wo er sich seine Frau holte und wo er in Dombaumeister Friedrich Schmidt einen Freund fürs Leben fand, Nikolaus Ybls kunstgeschichtliche Bedeutung ist leicht zu bestimmen: Er ist der hervorragendste Baukünstler des 19. Jahrhunderts in Ungarn. In seinen Bauten finden alle Bau bestrebungen des Jahrhunderts, vom Spätklassizismus über die Romantik zum Hellenismus, Anklang, um schließlich in der Neurenaissance jene Formenwelt erkennen zu lassen, die seinem Geiste am meisten zusagte. Die Zahl seiner Bauten in der ungarischen Hauptstadt und in der Provinz ist nahezu unüberblickbar. Die bekanntesten unter ihnen, so die Leopold städter Basilika (mit Josef Hild), die großartigen Badekur anlagen auf der Margareteninsel, der monumentale Neu renaissancebau des Hauptzollamtes, ein Gegenstück zu Hansens abgebrochenem Heinrichshof in Wien, der malerisch reizvolle Burgbazar am Ofner Donauquai und vor allem der prächtige Bau des ungarischen Opernhauses auf der Andrässystraße, wohl eine der besten Theaterlösungen auf dem Kontinentj werden jedem Besucher der ungarischen Hauptstadt in schönster Erinnerung geblieben sein. Zu vielen seiner Bauten plante Ybl auch die Innenausstattung, wobei er neben unga rischen Bildhauern und Malern auch österreichische Meister, wie Anton Fernliorn, Carl Rahl, die Brüder Gasser u. a., heranzog. Sein von rastlosem Schaffensdrang erfülltes Leben hat uns der Verfasser, Professor Erwin Ybl, mit einer Einfühlungskraft vor Augen geführt, die uns das Lebenswerk des Meisters zum unmittelbaren Erlebnis werden läßt. Als früherem Leiter der Kunstabteilung im ungarischen Unterrichtsministerium waren ihm die jeweiligen Kunstereignisse vom Amt her vertraut.

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