historische Quellen darstellen. Nichtsdestoweniger liefern uns diese materiellen Denkmäler mächtige Anregungen zur Rekonstruktion unserer Vorstellung über die Vergangenheit, indem sie unsere Fragen mit ganz neuen Aussagen beantworten. Wir sind uns allerdings der Tatsache bewußt, daß wir der absoluten Forderung nach historischer Wahrheit, zu der uns das Studium der Kulturwerte der Vergangenheit führen soll, nur durch sorgfältige und breit angelegte Analyse des Kom plexes der ihn darstellenden und auslösenden Erscheinungen und Erscheinungsformen und durch strenge Anwendung der historischen Kritik gewachsen sein können. Erst dann werden wir eine verläßliche Grundlage für eine neue, wissenschaftliche Betrachtungsweise unserer Vergangenheit erringen, eine Betrachtungsweise, die eine große historische Synthese dar stellen und ermöglichen wird. Wir dürfen diese Hoffnung wohl bereits heute zum Ausdruck bringen, weil wir auf dem Arbeits gebiet der tschechoslowakischen Denkmalpflege einen weit reichenden wissenschaftlichen Beitrag auf den Gebieten der historischen Archäologie, des Städtebaus, der Besiedlung und Kommunikationen, der Entwicklung der einzelnen Arten der Architektur (Stadt-, Land-, Monumental-, Kirchen- und der profanen Architektur), auf dem Gebiete der Bildhauerei, der Malerei und des Kunsthandwerks, der Volksarchitektur und auch auf dem ausgedehnten Gebiet der Denkmalpflege der technischen Arbeit erreicht haben. Die Geschichtswissenschaft kann an unsere Arbeit anknüpfen, auf ihr neue Ansichten auf bauen und zweifellos bald auch ein neues, großes und umfassen des Bild unserer Vergangenheit schaffen. PhDr. Jakub Pavel, Leiter der Abteilung für Denkmaljjflege im Staatlichen Institut für Denkmalpflege und Naturschutz, Prag FRANZ VON JURASCHEKf Mit der Übernahme der Obliegenheiten eines Denkmalpfiegers in Linz am 1. Mai 1939 begann Juraschek, nach einem Volon tieren im Bundesdenkmalamt — noch zu einer Zeit, in der sein Lehrer an der Wiener Universität, Max Dvofak das Kunsthistorische Institut dieses Amtes leitete - und einer fast zwei Jahrzehnte währenden Tätigkeit im Verlagswesen, eine umfassende Tätigkeit auf dem Gebiete der Denkmalpflege zu entfalten. Ein reicher Bericht über das erste Jahr seines Wir kens gibt einen Überblick über die Fülle beachtenswerter Einzelarbeiten, die damals im Gange waren. Wichtiger jedoch als all solche war ihm zu dieser Zeit, in der ein weitgreifender Umbau der Stadt Linz begann und die Stadt Grein in Gefahr war, von dem Donaustrome abgeschnürt zu werden, die Erhaltung der historischen Stadtbilder als Gesamtkunst werke, eine Aufgabe, derer er sich in unermüdlicher Weise annahm. Gar bald änderte sich jedoch der Kreis der Aufgaben des Denk malbetreuers. Der Krieg hatte die Bergung beweglichen Kunst gutes - das als Bergungsort später weltbekannt gewordene Salzbergwerk in Alt-Aussee lag in Jurascheks Amtsbereich das Ausbauen mittelalterlicher Glasgemälde, die Ummantelung gar manchen unbeweglichen Kunstwerkes und die weitestmögliche Dokumentation der bedeutendsten Stadtbilder - von den Stadtplätzen in Steyr und Wels wurden damals Fassadenabwickelungen hergestellt - zu den vordringlichsten Aufgaben gemacht. So kam es, daß die entscheidenden Leistungen Jurascheks als Denkmalpfleger erst in die Zeit nach dem Waffenstillstand fallen. An allererster Stelle ist hier die Wieder gewinnung der frühmittelalterlichen Form der St. Martins kirche in Linz zu nennen. Hier war es ebensosehr sein Verdienst, gestützt auf die urkundlichen Quellen und die genaue Kenntnis der Abmessungen karolingischer Bauten, den hochbedeutenden Kern einer kleinen, völlig unscheinbar gewordenen Kirche erkannt, wie weiterhin die Aufdeckung der ursprünglichen Mauerbestände mit außerordentlicher Zähigkeit in voller Auswertung seiner vorzüglichen organisatorischen Gaben durchgesetzt zu haben. Neben dieser hinsichtlich ihrer all gemeinen Bedeutung weit überragenden Leistung der Denk malpflege liefen einerseits die Instandsetzungsarbeiten an den gegen Kriegseinwirkungen gesichert gewesenen Kunstwerken, wie den gotischen Glasgemälden der Welser Stadtpfarrkirche, dem Chorgestühl des Alten Domes in Linz und der Dreifaltig keitssäule auf dem Linzer Hauptplatz, und andererseits die Durchführung großer, durch die Kriegszeit zurückgedrängt gewesener Gesamtrestaurieruiigen von Kirchen, wie der Stifts kirche in Reichersberg und der ehemaligen Stiftskirche in Hanshofen, sowie die seit langem fällig gewesene Neuein deckung der Türme der ehemaligen Stiftskirche in Spital am Phyrn. Mit besonderer Zähigkeit mußte wieder die Erhaltung des organisch gewachsenen Siedlungsbildes der Städte und Märkte — in Freistadt bereitete im besonderen die Erhaltung der Stadtbefestigmig große Schwierigkeiten — verfolgt werden. An Einzelleistungen dürfen die Wiedergewinnung der spät gotischen Gesamtausmalung des St. Leonhard-Kirchleins bei Pucking, die Aufdeckung der Krypta der Stiftskirche in Krems münster und die Hebung und Neuaufstellung des GunterHochgrabes nicht unerwähnt bleiben. Schließlich wurden noch durch Juraschek gar manche wichtige Denkmalpflegearbeiten in Fluß gebracht, wie die Bloßlegung der ursprünglichen farbigen Fassung des spätgotischen Schnitzaltars in Gebertsham und die Gesamtrestaurierung der Pfarrkirche in Gampern sowie die Sicherung des aufs höchste gefährdet gewesenen Deckengemäldes von Christian Wink von 1772 im Schlosse in Zell a. d. Pram, die erst nachdem er Oberösterreich verlassen hatte, vollendet worden sind. 1952 zum Landeskonservator für das Burgenland bestellt, erwarteten ihn auch in diesem Wirkungsbereich gar manche wichtige Arbeiten. Hier galt es vor allem, die Vollendung der Sicherung des durch die Folgen eines Brandes aufs höchste gefährdet gewesenen Freskogemäldes von Maulpertsch im
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