Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

liturgisch in der gleichen Bedeutung gebraucht®®. Die Einheit, unter der die Manifestation des Göttlichen in den drei Ereignissen begriffen wird, findet ihren künstlerischen Niederschlag z. B. in Sakramentarminiaturen, die sie in einer Darstellung zusammenfassen^®®. Über diese liturgische Bindung geht u. a. die kunstgeschichtliche Terminologie hinaus, indem sie, vor allem in denTheophaniebegriff, die über den bloß erzählenden zyklischen Zusammenhang ausgreifenden Triumphdarstellungen Christi über haupt mit einbezieht (Maiestas, Transfiguration usw.)^®^. So verstanden, sind Epiphanie, Theophanie und Testimonium^®^ das inhaltliche Substrat der Lambacher Darstellungen. An der noch nicht freigelegten Ostwand des Südturmes wird folgerichtig wohl der Bethlehemitische Kindermord oder die Hochzeit zu Kana zu erwarten sein. Zwischen den Darstellungen besteht ein enger gegenständlicher, ja spekulativer Zusammenhang. Der Sinn des einzelnen Bildes wird erst durch Vergleich mit den anderen mid im Gesamtzusammenhang hinreichend verstehbar. Diese spirituelle Grundhaltung beantwortet mit die Frage nach dem Grund der Bevorzugung des Johannesevangeliums. Sie steht nicht vereinzelt in der Zeit, da sich hiefür auch in der Buchmalerei Parallelen aufweisen lassen, wie etwa das so komplizierte und an Bezügen reiche Programm des Uta-Evangeliars^®®. Außerdem ist zu bedenken, daß die leider nur fragmentarisch überlieferte Monu mentalmalerei der ottonischen und spätottonischen Zeit sicherlich über eine selbständige ikonographische Tradition verfügt hat, deren Kenntnis sehr wahrscheinlich auch die Lambacher Darstellungen weniger ungewöhnlich erscheinen ließe. H. Leclercq, in: Dict. d'archeol. ehret, et de liturgie, V/1, 1922, col. 197ff.; E. Fax und H. Frank, sub Epiphanie, in: Lex. f. Theol. u. Kirche, 2. Aufl., III, Freiburg i. Br. 1959, col. 940ff.; G. de Jerphanion, La voix des monumonts, Faris-Bruxelles 1930, pp. 165fl".; Grabar, Martyrium II, S. 129ff., bes. 135ff. A. Ebner, Quellen u. Forschungen zur Geschichte und Kunstgeschichte des Missale Romanum im Mittelalter, Freiburg i. Br. 1896, S. 258ff., Abb. 16 (Udine, Bibl. capit,, cod. 76, V, saec. XI); G. Richter u, A. Schönfelder, op. cit., Taf. 16 (Sacramentarium Fuldense, saec. X). Vgl. W. Krönig, Zur Transfiguration der Cappella Palatina in Palermo, in: Zeitschr. f. Kunstgesch. 19, 1956, S. 162ff. Zur Zeugnisbedeutung Grabar, Martyrium II, S. 152ff. Swarzenski, Regensburger Buchmalerei, S. 105ff.

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