derer Verelirer^®. In seiner Schrift „De rerum natmis" (De Universo) führt er in die Königshierarchie Christus als obersten Herrscher ein, dem er den Antichrist entgegenstelltDas 1023 in Montecassino (Cod. 132) geschriebene und illustrierte Exemplar dieses Werkes - vielleicht benutzte es eine karolingische illustrierte Vorlage - zeigt denn auch Christus-Rex von Engeln und zwei knieenden Königen verehrt^®. Vor allem das 11. Jahrhundert verherrlicht den Cliristus-König in Liedern^^ und in bildlichen Darstellungen^^. Er tritt auch mit Globus, Szepter und Krone^® auf, jedoch ist uns keine Darstellung in diesem gegenständlichen Zusammenhange bekannt, was im Hinblick auf die Ungewöhnlichkeit der Szene selbst an sich nicht ausschlaggebend zu sein braucht. Zu denken gibt aber auch der Protospatarius, Begleiter weltlicher Herrscher und Könige der BibeP"'. Es muß somit in Erwägung gezogen werden, daß der Thronende die Erscheinung jenes weltlichen Herrschers ist, auf den sich das evangelische Erschrecken des Herodes eigentlich bezog. Wie weit dabei Augustus, den die zeitgenössischen Welt ehr oniken'^® sehr ästimieren, und der in einer tiefgreifenden Korrelation zu Christus und dem Kaiser stellt^®, gemeint ist, bleibe dahingestellt. Es ist nicht so sehr die Vorladung des geschichtlichen Herodes vor den Kaiser^^ - ein Vorgang, der auch in der Legenden bildung um den König erwähnt wird, bei dieser visionär gestalteten Szene jedoch kaum gemeint sein dürfte — als vielmehr der seit der frühchristlichen Zeit bestehende enge Bedeutungszusammenhang zwischen Augustus und Christus sowie der Epiphanie^®, welcher einer solchen Annahme an dieser Stelle günstig wäre. Aber auch der irdische und zeitliche Weltkaiser schlechthin in seiner typisch frühmittelalterlichen Bedeutung als Vicarius Dei ist denkbar. Die in karolingischer Zeit entstandenen Laudes Regiae stellen die Bilder des Christus-Sieger und des Kaisers als seines menschlichen Gegenpols heraus^®. Diese ,,Kaiser liturgie" ist auch im 10. und 11. Jahrhundert aktuell, wo der Herrscher, etwa im ottonischen Pontificale, ebenfalls in der RoUe des Vikars begriffen wird. Eindringlich spiegelt diese Idee die mit sakralen Elementen gebaute Darstellung des Kaisers im Aachener Ottonencodex, die in der Literatur zeitweise sogar zu der Annahme geführt hat, daß es sich hier um Christus handle®®. 19.53, pp. 124ff.; Kl. Wessel, Christus Rex - Kaiserkult und Christusbild, in: Arohäolog. Anzeiger (Beibl. zum Jb. des Arch. Institutes) 68, 19.53, col. llSff. Für Byzanz und die religiös-politische Problematik des rex regnantium: P. L. Koch, ChristusbildKaiserbild, in: Benedikt. Monatschr. 21, 1939, Heft 3/4, S. 85ff.; A. Grabar, L'iconoclasme byzantin, Paris 1957, pp. 208ff. Migne, P. L. 107, col. 141A (De laudibus sanctae crucis). Das Wiener Exemplar Cod. 652 der Nat. Bibl. soll übrigens aus Würz burg stammen; vgl. H. J. Hermann, Die frühmittelalterl. Handschi'iften (Beschreibendes Verzeichnis der illum. Handsohr. in Österreich, N. F. I), Leipzig 1923, S. 88tf. Würzburg, das Bistum Adalberos von Lambach, stand seit altersher in wechselvoller Beziehung zu Fulda; hiezu P. J. Jörg, Würzburg und Fulda (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hoch stifts Würzburg IV), Würzburg 1951. " Migne, P. L. III, col. 445B-451C; A. Goklschmidt, Frühmittelalterliche illustrierte Enzyklopädien, in: Vorträge der Bibl. Warburg 1923-1924, Berlin 1926, S. 219. A. M. Amelli, Miniature sacre e profane dell'anno 1023 illustranti renciclopedia medioevale di Rabano Mauro, Montecassino 1896, Tav. CXV. Vgl. auch die zahlreichen Beispiele ähnlicher Art in den Exultet-Rollen des 11. u. 12. Jhs.; M. Avery, Exultet Rolls of South Italy II, Princeton 1936, pl. XL/6, LXXVII/10, CLXVII/7, CLXIX/4. " K. Strecker, Die Cambridger Lieder, Berlin 1926, 3,2o; 8,2,,; 9,s; 10,^,; 21„; 28,8; 46,32 (ein großer Teil der Sammlung um die Mitte des 11. Jhs. am Mittel- bzw. Niederrhein entstanden); F. J. Mone, Lateinische Hymnen des Mittelalters I, Freiburg i. Br. 1853, S. 191 (Sequenz des Hermannus contractus). P. E. Schramm, Die deutschen Kaiser und Könige in Bildern ihrer Zeit, Leipzig-Berlin 1928, Tafelb. Abb. 66, 81, 8.5a, 97a, 101a. J. Lenzenweger werden zu dem Fragenkomplex wichtige Anregungen verdankt. P. E. Schramm, Sphaira Globus Reichsapfel, Stuttgart 1958, S. 65ff.; Taf. 26, Abb. 54 a-o; Taf. 27, Abb. 54 d-e; Taf. 28, Abb. 55 a^d. Schramm schließt aus dem seit der Zeit Ottos I. auftretenden Globus in der Hand Christi, daß dieser hiemit auch als König dieser Welt kenntlich gemacht werde. Id., Die deutschen Kaiser und Könige, Abb. 29a, 29b, 41, 74b, 85b; P. Metz, Das Goldene Evangelienbuch von Echternach im Germanischen National-Museum zu Nürnberg, München 1956, Tafel 31 (Herodes) u. a. MG. SS. VI, 17 (Chronicon Wirziburgense); ibid., 94f. (Chronik des Frutolf u. Ekkehard). I. Bolten, sub Augustus, in: Reallex. der deutschen Kunstgesch. I, col. 1268ff.; Fr. Heer, Aufgang Europas, Wien 1949, S. 120f. " W. Otto, loc. cit., col. 132. Th. E. Mommsen, Aponius and Orosius on the significance of the Epiphany. Late classical and mediaeval Studies in the honor of A. M. Friend Jr., Princeton 1955, pp. 96ff.; vgl. die Darstellung der Ausgabe des Schätzungsediktes durch den Kaiser im Münchener Perikopenbuch Cim 179, Taf. XXIII, Abb. 57, bei G. Swarzenski, Die Regensburger Buchmalerei des X. u. XI. Jahr hunderts, Leipzig 1901. 2' E. Kantorowicz, Ivories and litanies, in: Journal of the Warburg and Couitauld Institutes V, 1942, pp. 56ff., bes. 73; P. E. Schramm, Das Herrscherbild in der Kunst des frühen Mittelalters, in: Vorträge der Bibl. Warburg II, 1922-1923, I. TeU, Berlin 1924, S. 145ff., bes. 198ff.; H. Fillitz, Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches, Wien—München 1954, S. 37 ff. H. Otte, Handbuch der kirchl. Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters, 5. Aufl., I, S. 551; berichtigt bei St. Beissel, Die Bilder der Handschrift des Kaisers Otto im Münster zu Aachen, Aachen 1886, S. 61 ff., Taf. III; zuletzt W. Messerer, Zum Kaiserbild des Aachener Ottonencodex, in: Nachr. d.Akad. d. Wissensch, in Göttingen, Philolog.-hist. Klasse 1959, S. 27ff. Zum Mainzer Ordo: C. Erdmann, Forschungen zur politischen Ideenwelt des Frühmittelalters, Berlin 1951, S. 52ff., bes. 59.
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