1960 XIV HEFT 1 in Piüi nH'r I IRIra ' % ÖSTERREICHISCHE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND DENKMALPFLEGE ÖSTERREICHISCHES B U N D E S D E N K M ALAMT . i - . . yERLAG ANTON SCHROLL 6.CO WIEN-MÜNCHEN
ÖSTERREICHISCHE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND DENKMALPFLEGE (Jahrgang 1/194:7 —V/1951 ist als „Österreichische Zeitschrift für Denkmalpflege" erschienen) In Nachfolge der einstigen „Mitteilungen der Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien" Herausgeber: Österreichisches Bundesdenkmalamt • Redakteure: Walter Frodl und Otto Demus XIV. JAHRGANG 1960/HEFT 1 INHALT Norbert Wibibal, mit Beiträgen von Franz Wallisee und Bernhard Rbichhart: Die Freilegungsarbeiten im ehemaligen Westchor der Stiftskirche von Lambach / Jakub Pavel: Neue Wege der Denkmalpflege in der Tschechoslowakei / Franz von Juraschek t / Heinrich Waschgier 1 / Maria Kapsreiter f / Buchbesprechungen / Aktuelle Denkmalpflege: Salzburg (Zur Innemestaurierung des Salzburger Domes) Die Zeitschrift erscheint jährlich in 4 Heften Es wird gebeten, Einsendungen an die Redaktion der Zeitschrift im Bundesdenkmalamt, Wien I, Hofburg, Schweizerhof, Säulenstiege, zu richten Bezugspreis: Jährlich 4 Hefte S 80.— Anzeigenannahme durch den Verlag • Printed in Austria VERLAG VON ANTON SCHROLL & CO. IN WIEN
ÖSTERREICHISCHE ZEITSCHRIET EÜR KUNST UND DENKMALPELEGE XIV. JAHRGANG 1960 VERLAG ANTON SCHROLL & CG IN WIEN
ÖSTERREICHISCHE ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND DENKMALPFLEGE (Jahrgang 1/1947 — V/1951 ist als „Österreichische Zeitschrift für Denkmalpflege" erschienen) In Nachfolge der einstigen „Mitteilungen der Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien" Herausgeber; Österreichisches Bundesdenkmalamt • Redakteure: Walter Frodl und Otto Demus XIV. JAHRGANG 1960 Alle Rechte vorbehalten • Printed in Austria Eigentümer und Verleger: Anton Schroll & Co., Wien Druck: Christoph Reisser's Söhne, Wien Klischees: A. Krampolek, Wien, und Patzelt & Co., Wien
INHALT Aufsätze Seite Demus, Otto: Zur Nachfolge des Albrechtsmeisters 114 Eppel, Franz: Kunstwissenschaft mid objektive Denkmalpflege 122 Großmann, Dieter: Die Schöne Madonna von Krumau und Österreich 103 Pons-Sorolla y Arnau, F. (Madrid): Die Übertragxmg der Kirche San Juan und das neue Dorf Puertomarin 43 Vasic, Pavel (Belgrad): Die Kunst Peter Kraffts 58 Wibiral, Norbert (mit Beiträgen von Franz Walliser und Bernhard Reichhart): Die Freilegungsarbeiten im ehemaligen Westchor der Stiftskirche von Lambach 1 Zdravkovic, Ivan M. (Belgrad): Die serbischen mittelalterlichen Burgen 50 Berichte Blauensteiner, W.: Aktuelle Denkmalpflege — Der Arkadenhof der Stallbm-g in — Aktuelle Denkmalpflege — Die Fragmente eines Deckenfreskos von Maulpertsch in der Akademie der Wissenschaften in Wien 94 Frodl, W.: Ergebnisse von Tagmigen und Reisen im Jahre 1959 69 — Ausstellimgen 74 — rmd Demus, 0.: Eduard Hütter zum 80. Geburtstag 87 Frodl-Kraft, E.: Beobachtmigen zur Technik und Konservierung mittelalterlicher Glasmalereien 79 — Nachbemerkung zur Technik und Konservierung mittelalterlicher Glasmalereien .. 162 Garzarolli, Karl: Wilhelm Suida | 87 Hainisch, E.; Mitscha-Märheim, H. und Holter, K.: Franz von Juraschek f . . . . 28 Hinterleitner-Graf, C. A.: Spätmittelalterliche Dachstühle in Österreich 133 Hoppe, Theodor: Aktuelle Denkmalpflege — Zur Innenrestaurierung des Salzburger Domes 36 Kodolitsch, G.: Aktuelle Denkmalpflege — Zur Restaurierung der Herkulesstatue Veit Königers im Grazer Domherrnhof ! 97 — Aktuelle Denkmalpflege — Die Altäre von St. Sebastian in Söding und ihre Restauriermig Novotny, F.: Neue Funde in Schöngrabern 139 Ocherbauer, U.: Aktuelle Denkmalpflege — Die Instandsetzung und Modernisierung des Grazer Schauspielhauses 150
Pavel, Jakub: Neue Wege der Denkmalpflege in der Tschechoslowakei 25 Tripp, T.: Maria Kapsreiter f 30 Willvonseder, Kurt: Der ,,Römerkopf" von der Festung Hohensalzhurg 77 Wolfsgruher, K.: Heinrich Waschgier | 29 Buchbesprechungen Aurenhammer, Hans: Lexikon der christlichen Ikonographie. Erste Lieferung (Frodl) 32 Eppel, Franz: Fund und Deutung, eine europäische Urgeschichte (Schmeller) 32 Grüll, Georg: Das Linzer Bürgermeisterhuch (Doherer) 31 Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien (Trapp) 148 Heinzle, Erwin: Der Sankt-Annen-Altar des Wolf Huher (Doherer) 34 Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1959 (Eppel) 89 Keller, Harald: Salzburg (Doherer) 31 George Knox' Katalog der Tiepolo-Zeichnungen und die Tiepolo-Forschung (Knah) .. 140 Kretzenhacher, Leopold: Die Seelenwaage (Frodl) 34 Messerer, Wilhelm: Das Relief im Mittelalter (Schmidt) 88 Nenmüller, Willibrord und Holter, Kurt: Der Codex Millenarius (Unterkircher). . 30 Salzhurger Museum Carolino Augusteum: Jahresschrift 1958 (Eppel) 89 Schmidt, Justus: Linz an der Donau (Doherer) 31 Schmidt, Leopold: Die Entdeckung des Burgenlandes im Biedermeier (Schmeller) 33 — Das österreichische Museum für Volkskunde (Eppel) 147 Sedlmayr, Hans: Epochen und Werke, I. Band (Eppel) 90 Unterkircher, Franz: Inventar der illuminierten Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke der Österreichischen Nationalhihliothek, 2. Teil (Frodl) 89 Yhl, Erwin: Nikolaus von Yhl (Fleischer) 32
Von Norbert Wibiräl DIEFREILEGt mit Beiträgen IM EHEMALIGI von Franz Walliser und Bernhard Reichhart VON LAMBACH DIE FREILEGUNGSARBEITEN IM EHEMALIGEN WESTCHOR DER STIFTSKIRCHE Die Weiterfülirung der Arbeiten im ehemaligen Westchor der Lambacher Stiftskirche hat eine zweite Zäsur erreicht. Anknüpfend an den ersten Bericht des Referenten in dieser Zeitschrift (1959, Heft 1) wird eine Übersicht über jenen neuen Zustand gegeben, der seit Jänner 1959 entstanden ist. Über die vom Dezember 1958 bis März 1959 in der Vorhalle und im westlichen Innenraum der Kirche durch geführte Grabung, die wichtige Ergebnisse zur Kenntnis der ursprünglichen Gestalt des Westchores geliefert hat und außerdem zur Auffindung einer beträchtlichen Anzahl spätantiker Spolien führte, soll gesondert berichtet werden^. Aus einem Bericht des Restaurators Prof. Dr. Fr. Walliser werden Auszüge wiedergegeben, welche den Zustand und die bisherige Behandlung des vorgefundenen Freskenbestandes zum Gegenstand haben. Die Darlegungen des Leiters der Architekturabteilung des Bundesdenkmalamtes, Dipl.-Arch. Bernhard Reichhart, behandeln jene technischen Probleme, welche die geplante Entlastung des romanischen Mauerwerks zum Zwecke der vollkommenen Freilegung der Fresken gestellt hat. Vor allem erläutern sie an Hand der von dem Autor angefertigten Pläne (Fig. I) das zur Ausführung vorgesehene Projekt von Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Fr. Pongratz von der Technischen Hochschule in Wien. Seine Durch führung wird die dritte Etappe des Gesamtunternehmens einleiten^. Zur Datierungs- und Stilfrage des Gesamtbestandes äußerte sich 0. Demus, der in Vorträgen die Malereien in die Zeit des Gründungsbaues (letztes Viertel 11. Jh.) gesetzt und Verbindungen zu Oberitalien auf gezeigt hat. Der Teilbericht des Referenten soll eine erste Übersicht des bis jetzt vorgefundenen Freskenbestandes, vorerst lediglich von der gegenständlichen Seite, geben. Sie erscheint gerechtfertigt, da bereits ein großer und ikonographisch sehr wesentlicher Teil der bemalten Wandflächen freigelegt ist und die vorhandenen Szenen weitgehend sichtbar sind. Eine zusammenfassende Publikation wird vorbereitet. Die aus Sicherheitsgründen notwendige Koppelung von Teilfreilegung mit provisorischer Abpölzung gestattete jeweils nur fotografische Detailaufnahmen der Szenen. Es werden daher den Fotos vier schematische Umrißskizzen (Fig. III-VI) der Szenen beigefügt, welche keinerlei Anspruch auf dokumen tarische Genauigkeit erheben, sondern lediglich der Orientierung dienen. Sie wurden von akad. Maler Prof. Fr. Fröhlich angefertigt. Fig. II soll im Zusammenhang mit III-VI den Ort der Malereien im Räume und ihr Verhältnis zueinander verdeutlichen. Sämtliche Seitenangaben beziehen sich, soferne nicht anders vermerkt, auf den Standpunkt des Betrachters. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird auf den obzitierten ersten Bericht verwiesen. Aus dem Bericht des Restaiu'ators: In der Zeit vom 19. Jänner bis 6. Feber 1959 erfolgte die zweite Etappe der Freilegung der romanischen Malereien. Um die Bausicherheit nicht zu schwächen, konnte die Futtermauer immer nur in Schlitzen ausgelöst werden. Die Auslösung der einzelnen Bausteine erfolgte durch eine Baufirma bis in die unmittelbare Nähe der Fresken. Meine Aufgabe war, die rest lichen Mörtel- und Tüncheschichten (ich zählte deren drei) mit größter Vorsicht zu entfernen und so das Original freizulegen und zuerst nur die dringendsten Sicherungen vorzunehmen. Dann führte die Baufirma die notwendigen Pölzungen durch. Der Arbeitsgang war also bedingt durch die aus Bausicherungs gründen diktierte Forderung, nach der Öffnung eines Mauer schlitzes so rasch wie möglich die Pölzungen vorzunehmen. Zu den dringendsten Maßnahmen gehörte die Verhinderung des Abfallens lockerer Freskoteilchen durch Injektionen oder Randabsicherung mittels Mörtelkittes. Wo länger dauernde Sicherungsarbeiten erforderlich waren, konnten sie erst nach der Pölzung des Mauerwerks vorgenommen werden. Ein besonders starker, tiefgehender, daumendicker Sprung an der ^ Die grabungstechnische Leitung hatte Dr. L. Eckhart, Leiter der Abt. für Ur- und Frühgeschichte am O.-Ö. Landesmuseum; Assistenz zur Auswertung der Grabungstatsachen für die mittelalterliche Baugeschichte: Dr. B. Ulm (O.-Ö. Landesmuseum) und der Referent. Landeskonservator Dr. A. Schmeller, Wien, werden Hinweise verdankt. ^ Sie liegt in Händen der bewährten Linzer Baufirma Ernst Hambei'ger. Für das Verständnis und Entgegenkommen der Stiftsvorstehung Lambach unter Leitung Sr. Gn. des Herrn Prälaten B. Oberndorfer hat die Denkmalpflege wieder besonderen Dank zu sagen. 1 Denkmiilpllege
Nordseite wurde durch Ausstopfung mit leichtfeuchtem Zement mehr als 25 cm tief und Verkittung an der Oberfläche mit 5 cm tiefreichendem Kalkmörtel geschlossen. Dem Kalkmörtel wurde bei allen Verkittungen zur Tönung etwas Umbra beigegeben. Bei Hohlräumen, in denen nach der Pölzung noch die Gefahr des Abfalles zu fürchten war, wurden Injektionen mit Kalkcasein zur Festigung wiederholt. Wo bei Sprüngen Überdachung der Mörtelschichte (wie bei einem Kopf) ein getreten ist, müssen solche komplizierte Egalisierungen der Oberfläche wegen derzeitiger Behinderung durch die Pölzungslöcher bis auf die endgültigen Sicherungsarbeiten nach der kompletten Freilegung des Gesamtbestandes aufgeschoben werden. Freskobruchstücke, die sich im Schutt der Vermauerung fanden, konnten teilweise wieder an ihrer Stelle eingesetzt werden. Es sei aber jetzt schon darauf hingewiesen, daß noch Bruchstücke vorhanden sind, von denen das eine oder andere nach Vollendung der Gesamtaufdeckung, wenn die Möglichkeit besteht, auf richtigem Platz appliziert werden soll. Bei Ent fernung der Futtermauer hat sich begreiflicherweise Staub entwickelt, wenn auch versucht wurde, die Staubentwicklung auf ein Minimum zu reduzieren. Der feine Staub legte sich auf die wellige Oberfläche. Auch Reste von altem Schmutz mit organischen Teilchen befanden sich auf der Farbschichte. Die Entfernung geschah nach feinem Besprühen mit lauwarmem Wasser, durch Radieren mit weichstem Radiergummi, nach dem das Wasser schon etwas verdunstet war. Auf diese Weise wurde jeder Substanzverlust vermieden, und die Original farben kamen in großer Frische neraus. So wurden nacheinander der größte Teil der Westwand, die halbe Ostwand und große Teile der Nordwand (etwa 27 qm) freigelegt und durch Pölzungen gesichert. Die Untersuchung der Maltechnik, die von mir schon mit freiem Auge als Freskotechnik erkannt wurde, ergab laut Gutachten von Prof. Schmitz von der Staatlichen chemisch-technischen Versuchsanstalt in Wien, daß es sich um ein echtes Fresko bei ausschließlicher Verwendung von gutgelagerten Kalkhydraten handelt. Die Farbpigmente, die auch untersucht wurden, sind zum größten Teil eisenoxydhältige Erdfarben. Ich zitiere aus dem Gutachten; ,,Rottönungen: Eisenoxyde und gebrannte Ocker verschie dener Glühtemperaturen. - Grüntönungen: Ungebrannte grüne Erden mit Tönungszusätzen (Weißkalk, Ruß, Ocker). — Gelb und Brauntönungen: Natürliche Ocker mit etwa 30-40% FellHydroxyd. - Blautönungen: Sogenanntes Bergblau (Kupferoxydhydrate und Kupfercarbonate). - Schwarz- und Grautönungen: Ruß. - Weißtönungen: Langgesmnpftes Kalk hydrat." Bei der Ausführung der Fresken sind drei Schichten zu kon statieren (Abb. 11, 12): 1. Untermalung in gelbbrauner Vorzeichnung. 2. Lokaltönung mit Modellierung (auch die grüne Unter malung der Gesichter, die aber nicht überall vorkommt, gehört in diese Schichte). 3. Lichthöhungen und Rosalasuren der Gesichter mit roten Wan gentupfen. Da diese Technik langsames Arbeiten verursachte, ist die Abbindung der obersten Schichte unter Umständen am wenigsten solid erfolgt, und es ist daher diese Schichte die Angriffsfläche für die Zerstörungen geworden. Nach dem Grad der Einwirkung sind sie verschieden. Der Erhaltungszustand an der Ostseite ist schlechter. Der Grund hiefür liegt vermutlich darin, daß der Luftaustausch zwischen Kirchenschiff und West chor zu Kondenswasserbildungen geführt hat, in deren Gefolge sich auch organische Ablagerungen und dadurch Zerstörungen der oberen Teile der Farbschichte eingestellt haben. Im all gemeinen kann aber gesagt werden, daß der Erhaltungszustand hinsichtlich Farbstärke und Gesundheit der Freskooberfläche weit über das in Österreich gewohnte Maß bei romanischen Fresken hinausgeht. j, yy^j^^isFR Erläuterung der Sicherungskonstruktion: Mit dem Vorliegen des endgültigen Projektes einer Stütz konstruktion zur Entlastung der romanischen und barocken Mauern wurde ein neuer Abschnitt der Arbeiten zur Frei legung der Fresken an den Wänden der ehemaligen West anlage der Stiftskirche in Lambach erreicht. Beschränkten sich die bisher durchgeführten Arbeiten auf die Erforschung des Fresken- und Baubestandes bzw. der statischen Verhältnisse, kann nunmehr die Ausführung jener Baumaßnahmen erfolgen, die die Entfernung der barocken Vormauerung ermöglichen. Im Verlauf der Planung® wurden mehrere Varianten einer Unterfangungskonstruktion zur Aufnahme der Trumlasten in Erwägung gezogen, die aber wegen der statischen Verhältnisse nicht zur Ausführung gelangen konnten. Von den entworfenen Projekten erschien jener Vorschlag besonders bestechend, bei dem die über dem Freskenraum befindlichen Mauern auf eine Stahlkonstruktion, bestehend aus acht vertikalen Stützen und horizontalen Trägerrosten, aufgesetzt hätten werden sollen. Dadurch wäre sowohl das romanische wie auch das barocke Mauerwerk unterhalb der Trägerroste vollkommen entlastet worden. Das Projekt scheiterte daran, daß der Untergrund der Türme nur sehr geringe Belastungen gestattet", was eine ent sprechende Ableitung der Lasten auch über große Platten fundamente unter den Punktlasten der acht Vertikalstützen nicht ermöglicht. Aus dem gleichen Grunde konnte eine Vermittlungslösung, die vertikalen Stützen durch die Heranziehung der Kirchenwestwand und der im Westen anschließenden Gebäudeteile zu ersetzen, nicht ausgeführt werden, weil auch hierbei eine zu große Bodenpiressung aufgetreten und dies außerdem mit zu umfangreichen Stemmarbeiten verbunden gewesen wäre. Um örtliche Setzungen des Turm- bzw. Kü'chensehiffmauerwerkes zu vermeiden, mußte daher eine Lösung angestrebt werden, bei der keine Veränderungen in den Belastungs verhältnissen der bestehenden Fundamente eintreten. Die Tm'mlasten sind daher unter dem Freskenraume über eine Stützkonstruktion wieder auf das bestehende Fundament mauerwerk zu übertragen. Eine im Innenraum liegende Konstruktion, welche dem vor erwähnten Prinzip entspräche und deren Durchführung un zweifelhaft am einfachsten wäre, wurde wegen der damit ver bundenen Beeinträchtigung der Raumwirkung und teilweisen ® Diese setzte zu jenem Zeitpunkt ein, als sicher bekannt war, daß sich in Anbetracht des großen Umfanges und des außer ordentlich guten Erhaltungszustandes der Malereien eine Ent fernung der barocken Mauern lohnt. " Die Untersuchung der Boden- und Baustoffprüfstelle des Amtes der O.-Ö. Landesregierung vom 4. Mai 1958 ergab, daß der Untergrund bis zu einer Tiefe von 2,35 m aus Anschütt material besteht; ab 2,35 m bis 4,70m — an einer Stelle 6,40m — befindet sich Kies und Sand, darunter bis etwa 24,00 m nur Sand. Ab 24,00 m Tiefe liegt harter Schlier.
WANDFELD I WANDFELD IL „ der SÜDKUPPEL ? MITTELKUPPEL S NORDKUPPEL g wnv^^ 'DS'3L WANDFELDW Fig. II. Lambach, Stiftskirche. Schematische Übersicht der seit 1868 bekannten Gewölbe fresken im ehem. Läuthaus mit Anschluß zu den Feldern der neugefundenen Wandgemälde (Dipl.-Arch, B. Reichhart, BDA) Verdeckung sowie dem Substanzverlust der Fresken von vorn herein ausgeschlossen®. Unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten blieb daher nur die eine Möglichkeit, die abzuleitenden Turmlasten in außerhalb des Turmmauerwerkes anzubringende Stahl betonummantelungen zu übertragen und über einen Rost unterhalb des Läuthausbodens wieder in die alten Mauern rückzuführen. Das von Prof. Dr. F. Pongratz im Auftrage dos Bundesdenkmalamtes ausgearbeitete Projekt trägt diesen Erforder nissen Rechnung und ergibt folgende Lastübertragung: Die mit 449,9 t pro Turm errechnete Gesamtlast des Turm mauerwerkes wird oberhalb des Freskenraumes über stählerne Unterfangungsträger und gemauerte Abfangbogen einerseits auf eine Wand des Stahlbetonmantels, andererseits auf den oberen Riegel des Rahmens übertragen (siehe Fig. I, Schnitte 3^, 5-6, E-F). Die auf Rahmen und Stahlbetonmantel über tragenen Lasten werden unterhalb des Freskenraumes in Aufstandsträger aus Stahlbeton in das bestehende Mauerwerk so zurückgeleitet, daß keine Veränderung in Größe und Lage der Lasten gegenüber dem derzeitigen Zustand eintritt. Die Bauarbeiten erstrecken sich jeweils nur über einen Turm und umfassen als erste Maßnahme die Herstellung der Aufstandsträgor aus Stahlbeton, worauf als zweiter Abschnitt, nach Durchbrechung der romanischen und barocken Mauer teile, der untere Riegel des Rahmens eingebaut wird (siehe Fig. I, Schnitt A—B). Sodann werden die oberen stählernen Unterfangungsträger, welche vorläufig unbelastet auf dem Turmmauerwerk aufliegen, eingebaut, und anschließend werden die senkrechten Rahmenteile (Rahmenstiele) und der obere Rahmenriegel (Kopfriegel) betoniert. Der nächste Bau- ® Die über dem Freskenraume auf einem horizontalen Träger rost aufruhenden Turmlasten wären über acht Stahlrohre (Durchmesser etwa 30 cm) unterhalb des Läuthausfußbodens in das alte Mauerwerk übergeleitet worden. Diese Stützen, je eine in den Ecken der Türme, wären etwa 20 cm vor den Malereien zu stehen gekommen; die Wandfelder hätten daher nirgends ungestört gesehen werden können, zudem wäre ein Verlust an den Gewölbemalereien aufgetreten, weil diese Stüt zen durch die bemalten Gewölbeschalen hätten geführt werden abschnitt umfaßt die Hersteilung des außerhalb der Türme liegenden Stahlbetonmantels, dessen ostseitige Scheibe aus arbeitstechnischen Gründen aufgelöst ausgebildet wird, dafür aber je vier Zuganker (Schließen) erhält. Zur Entlastung der nordseitigen bzw. südseitigen Turmwand erfolgt der Einbau eines Gurtbogens, der sich auf die horizontalen Stahlträger stützt und zur Abfangung des Wölbschubes mit einem Rund eisenzuganker versehen ist. Nach Beendigung dieser Arbeiten kann die gesamte Stütz konstruktion durch Aufkeilen der stählernen Unterfangungs träger belastet werden, wobei eine Entlastung der im Bereich des Freskenraumes liegenden romanischen und barocken Mauerteile erfolgt. Das die Fresken verdeckende barocke Mauerwerk bzw. die bestehende Pölzung kann nunmehr abgetragen werden, während das zum Teil schlecht erhaltene romanische Mauerwerk in diesem Bereich dann nur mehr durch sein Eigengewicht belastet ist. Eine Sanierung dieser Bauteile kann dann ohne Schwierigkeiten erfolgen®. Die Bauarbeiten sind so geplant, daß jeweils nur kleine Teile des Mauerwerks zur Einbringung der Stützkonstruktion geöffnet werden müssen, die vor jedem weiteren Bauabschnitt wieder geschlossen werden. An den Gründungsverhältnissen der Türme erfolgt keine Veränderung, da die Stützkonstruktion das gleiche Gewicht wie das zu entfernende Barockmauerwerk aufweisen wird. Die mit der Errichtung der Ummantelung verbundene Änderung der Außenansicht der Türme wird keine wesentliche Beeinträchtigung darstellen, zumal die Türme weit gehend von Gebäuden umschlossen sind und an den sicht baren Teilen keine Veränderungen erfolgen. Im Hinblick darauf, daß die untere Begrenzung der Malerei unterhalb des gegenwärtigen Gewölbes zwischen Vorhalle und Läuthaus in einer Höhe von + 3,71 m bezogen auf die Kirchen schwelle liegt, wird die Stützkonstruktion und die neue Decke so tief angesetzt, daß sämtliche bemalten Flächen freigelegt ® Das Ausfüllen der oft mehrere Zentimeter breiten Risse durch Zementinjektionen ist hier auszuschließen, weil die Zement milch bis an die freskentragende Putzschichte dringen und die Malereien zmnindest zum Teil zerstören könnte. Da das Injektionsgut zudem unter Druck eingeführt werden müßte, wäre die Gefahr des Ablösens von Putzteilen gegeben.
i m m I rm, West en: Selbs icke Ritz i Fig. V. Wandfeld II Johannes d. Täufers erwecloang der Drus Fiff. III—VI Lambac
werden können. Auf die ursprüngliche Deckenlage, die + 1,30 m über dem derzeitigen Kirchenfußboden nachgewiesen werden konnte, kann nicht zurückgegriffen werden, weil damit eine Verbauung des westseitigen Kirchenzuganges verbunden wäre. Ebenso wird die Krypta nicht freigelegt und zugänglich gemacht werden, da bei der Grabung zur Erforschung des romanischen Baubestandes die weitgehende Zerstörung dieser Bauteile festgestellt werden mußte. In Anbetracht der großen Konstruktionshöhen der einzu bauenden und sichtbaren Abfangträger wurde zur Wahrung tragbarer Durchgangs- und Baumhohen im Erdgeschoß die Oberkante der neuen Decke zwischen Läuthaus und Vorhalle mit 3,40 m festgelegt, so daß zwischen dem Eußboden und dem unteren Abschluß der Malerei ein 30 cm breiter unbemalter Putzstreifen verbleibt. Die Unterkante der Träger liegt auf einer Höhe von + 2,40 m, die der Decke von + 3,20 m. Der vorhandene Zugang zum Nordjoch wird wegen der ver änderten Deckenlage geschlossen, die Türe in ein Fenster, dessen originale Form und Lage bekannt sind, verwandelt werden. Der neue Zugang wird sich später im Südjoch befinden und über eine Wendeltreppe führen. JD. nEICmTART i / #« 1^ Bestand, von dem hier die Rede ist, stellt mit " ^ bereits seit 1868 bekannten Gewölbefresken ; künstlerisch und ikonographisch eine Einheit dar. ehemalige Läuthaus, in welchem sie sich bem finden, ist ein wesentlicher erhaltener Teil der urm J sprünglich erhöht gewesenen Westchoranlage des ' 1089 geweihten Erstbaues der Kirche. Die neuI#' gefundenen Wandmalereieir, deren Lage im Räume sowie zu den Gewölbefresken durch Fig. II-VI aus- :i \ gewiesen ist, sind durch den später eingezogenen ./* »5^3!^ . Fußboden im unteren Teil angeschnitten. Dies gilt . -•-% vor allem für die unteren Szenen der im Westen ^V. , j, ■" *-*^1 und Norden zweigeteilten Gemäldefelder, während .. . ■■ bei den Arkaden der Ostseite die Fragmentierung / *' I lediglich an den ornamental bemalten Pfeilern er- ■ • folgt. Die Differenz zwischen der jetzigen FußbodenOberkante des Raumes und dem unteren Rand des ■ i3 Mäanderbandes, welches als Abschluß der szeni- ' " ' jIPP^ sehen Darstellungen nach unten festgestellt worden -fcL.. JssaaMÄ ersten Bericht, p. 19, Fig. V H), be1. Herodes stürzt vor dem Thronondoii; siehe Fig. III oben trägt etwa 110 cm (eine genaue Angabe ist derzeit (BDA Mejchar, Fasching) nicht möglich, da die Stärke des Gewölbes samt der Decke nur geschätzt werden kann). Es ist anzu nehmen, daß die Malereien an den Anstoßstellen des Gewölbes an die Wand beträchtlich beschädigt, wenn nicht ganz zerstört sind. Unter dem Mäanderband konnte eine etwa 170 cm lange (senkrechte) und etwa 45 cm breite originale Mauerfläche untersucht werden: es fanden sich keine Reste weiterer Malereien, etwa eines gemalten Vorhanges, der als Sockelmotiv vermutet werden könnte. Auf die An bringung weiterer Tastlöcher mußte aus Gründen der statischen Sicherheit verzichtet werden. ly... I. Herodes stürzt vor dem Thronenden; siehe Fig. III oben Südturmjoch, Westwand, oben (Fig. III, Abb. 1,2): Mittelpunkt der Szene ist ein gestürzter bärtiger Mann, dem eine Krone vom Haupte fällt. Zwei Männer in der Tracht von Höflingen bemühen sich um ihn. Eine Menge von Greisen und jüngeren Männern wohnt dem Ereignis bei; mit Gebärden des Erstaunens
stalt in prunkvollem Gewände, welche m der Linken einen Globus, in der f .w.a> ,' •• Gebilde hält, freigelegt werden. Links ,2. Bildrand und stark beschädigt, ein *f w Mann mit Schwert. Das Haupt des r/' "^•' Thronenden ist noch von dem Rest- '"^'j^t : ajiltv '^'' teil der barocken Vormauerung, die | vorläufig als Stempelauflage der pro- ■ a '' \'l ' 3 ' ' m8 J visorischen Stützkonstruktion be- ■ = \^f'' \v, £ nötigt wird, verdeckt. S ■'■ ^ J Die im ersten Bericht gegebene Deu- « ' '' | rodes wird beibehalten. Die Figur ^ t'\'~'i^ \ 'w' | aMMS zeigt im Typus, in der Gewandung ( ■ i' i ;'" 'Ä 1 Afi | ffiBUB und der Krone auffallende Ähnlich- ' Tt-\iw •■ ' \ ' y keit mit dem gesicherten Herodes der f -.? ^ y 4jPBU|l darüber befindlichen Kuppelszene ,, • ' jj \ <■:■ P^WS-B (Magier vor Herodes und den Schrift- . j..' -'s j ■■.■.■';■" j H»; \, ? gelehrten). Damit würde die Darstel- j ' ' ' I ^'"' lung noch zu dem Epiphaniezyklus der Gewölbemalereien gehören, wel- | ' ^ eher von K. M. Swoboda' mit dem '» ^ ji(' '' i .Sj' ', '' ' 'IgS ^M|aH nach neuen Forschungen aus dem X"J k ^ V |v Ii ig» Mutterkloster Schwarzach am Main® -"1^ V i ^ stammenden Lambacher Magierspiel- _ ö . i " --J ■ {hWi^ fragment inhaltlich in Zusammen- _ ,. ,1^ -4., ; - '• .""'i- '1# ^^SsH hang gebracht worden ist. Von hier ausgehend, wurde vorerst . >. TMäu&i ^Sü an eine Szene aus dem Themenkreis der Schuld und Bestrafung bzw. des Todes Herodes gedacht. Grundlage 2. Die Männer von Jerusalem; siehe Fig. III oben hiefür waren: die im Magierspiel von (Prof. F. Waihser, Wien) Herodes den ahnungslosen Königen zugedachte Denunziantenrolle, welche der im Traum erscheinende Engel (Mittelkuppel) als strafwürdig bezeichnet und somit die Bestrafung des Urhebers des Verbrechens impliziert®, ferner die geschicht liche, apokryphe und legendäre Überlieferungvom Ende des Königs. Mit der später erfolgten Frei legung der Thronfigur ergeben sich unter Beibehaltung des Gedankens der Schuldverstrickung des Königs neue Aspekte. ' Der rornanische Epiphaniezyklus in Lambach und das lateinische Magierspiel, in: Festschrift für Julius Schlosser zum 60. Ge burtstag, Zürich—Leipzig—Wien 1927, S. 82ff. Der Text erstmalig publiziert bei K. Schiffmann, Rezension des Buches von H, Anz, Die lateinischen Magierspiele, Leipzig 1905, in: Zeitschrift für deutsches Altertum imd deutsche Literatur XLIX, Berlin 1907, S. 12ff. ® K. F. Lerner, Zum Lambacher Dreikönigsspiel, einer liturgischen Dreikönigsfeier des 11. Jahrhunderts aus Schwarzach am Main. Eine Neumenfragmentstudie, ungedr. Dissertation, München, Hochschule für Musik, 1957, S. 47ff. ® Schiffmann, op. cit., S. 16; Lerner, op. cit., S. 73, Anm. 115. W. Otto, sub Herodes, in: Pauly-Wissowa, RealenzyklojDädie der klass. Altertumswiss., Supplementbd. II, Stuttgart 1913, col. 143ff.; R. Hofmann, Das Leben Jesu nach den Apokryphen, Leipzig 1851, S. 185f.; E. Male, L'art religieux du Xllle sied© en France, Paris 1923, p. 217; L. Röau, Iconographie de l'art chretien, II/2, Paris 1957, j)p. 270f. 2. Die Männer von Jerusalem; siehe Fig. III oben {Prof. F. Walliser, Wien)
• I ' i 'f-^\ -1"-, Drei weiße Stralilen^^, welche vom Körper des ^j,iii«»li Thronenden auszugehen scheinen - zumindest lasPF'^' ;■ .. ^ sen sie sich nicht weiter znrückverfolgen tref- ^ fen den Chor der Männer, die sich durch teilweises . Erheben der Arme vor der Erscheinung abschir- ^'"'Z ' ' " ■''/ '■ ^ wollen. Damit kommt ein visionärer Zug in '' A-»,.' nächstentsprechende Stelle gibt Matth. 2, 3, '\ '"-i ™ Anschluß an die Frage der Magier nach jrjgane^^ /' usw^"^^^ z. ^ 3. Christus im Himmlischen Jerusalem; siehe Fig. III unten Walafrid Strabo^® und, Schoil im 12. Jahrhuu- (BDA Mejchar, Fasching) dert, Rupert von Deutz^®. Je nachdem ob die ge stalterische Ausdeutung des Ereignisses den vom Evangelium und im Magierspiel gleicherweise verstandenen Christus oder aber den von Herodes ein gebildeten weltlichen Herrscher, von welchem er gestürzt zu werden befürchtete, gemeint hat, ist nach der restlichen Freilegung des Kopfes, sofern dieser nicht etwa zerstört ist, ein Christus als rex regum und Himmelskaiser oder aber ein Weltkaiser, gewissermaßen der rechte irdische Herrscher, zu erwarten. Beides scheint möglich zu sein. Die Idee Christi als rex und princeps regum, welche den kosmischen Herrscherbegriff der Antike umformt und weiterführt, erlebt seit dem frühen Christentum in karolingischer Zeit einen neuen Impuls, und zwar sowohl im Abendland als auch in Byzanz, wo der vorikonoklastische rex regnantium - allerdings von ganz anderen Voraussetzungen her - wieder aufgenom men wird^'. Im westlichen Bereich ist wieder Hraban von Fulda, der Praeceptor Germaniae, ihr besonSie gehen in den uns bekannten Beispielen von der Hand Gottes, von Haujit und Körper Cludsti bei der Transfiguration und bei Gethsemane aus und sind überhaupt überall dort, wo etwas Übernatürliches ins Bild tritt. Biblia Sacra, Vulgatae editionis (P. M. Hetzenauer), Ratisbonae et Romae 1922, p. 954; sinngemäß ähnlich im Pseudo-Matth. Cap. XVI; vgl. C. Tischendorf, Evangelia apocrypha, 2. Aufl., Leipzig 1876, S. 82f. Diese Stelle fehlt zwar im Lambacher Textfragment, doch wui'de sie von Lerner, op. cit., S. 72, glaubwürdig ergänzt. Auch bei Schiffmann, op. cit. S. 15, die gleiche Ergänzung für diese Stelle vorgeschlagen. Migne, P. L. 107, col. 757C; zu den Quellen des Hraban für diese Stelle vgl. A. E. Schönbach, Über einige Evangelienkommen tare des Mittelalters, in: Sitzungsberichte der phil. hist. Classe der Kais. Akad. d. Wiss. 146, IV, S. 92; J. B. Hablitzel, Hrabanus Maurus, Ereiburg i. Br. 1906, S. 34. Migne, P. L. 114, col. 865C. Ibid., 167, col. 1541. " H. Feldbusch, Christus als König, in: Reallex. zur deutschen Kunstgeschichte III, Stuttgart 1954, col. 692ff.; zu der dort angegebenen Literatur nachzutragen: H. P. L'Orange, Studies on the iconography of cosmic kingship in the ancient world, Oslo 3. Christus im Himmlischen Jerusalem; siehe Fig. III unten
derer Verelirer^®. In seiner Schrift „De rerum natmis" (De Universo) führt er in die Königshierarchie Christus als obersten Herrscher ein, dem er den Antichrist entgegenstelltDas 1023 in Montecassino (Cod. 132) geschriebene und illustrierte Exemplar dieses Werkes - vielleicht benutzte es eine karolingische illustrierte Vorlage - zeigt denn auch Christus-Rex von Engeln und zwei knieenden Königen verehrt^®. Vor allem das 11. Jahrhundert verherrlicht den Cliristus-König in Liedern^^ und in bildlichen Darstellungen^^. Er tritt auch mit Globus, Szepter und Krone^® auf, jedoch ist uns keine Darstellung in diesem gegenständlichen Zusammenhange bekannt, was im Hinblick auf die Ungewöhnlichkeit der Szene selbst an sich nicht ausschlaggebend zu sein braucht. Zu denken gibt aber auch der Protospatarius, Begleiter weltlicher Herrscher und Könige der BibeP"'. Es muß somit in Erwägung gezogen werden, daß der Thronende die Erscheinung jenes weltlichen Herrschers ist, auf den sich das evangelische Erschrecken des Herodes eigentlich bezog. Wie weit dabei Augustus, den die zeitgenössischen Welt ehr oniken'^® sehr ästimieren, und der in einer tiefgreifenden Korrelation zu Christus und dem Kaiser stellt^®, gemeint ist, bleibe dahingestellt. Es ist nicht so sehr die Vorladung des geschichtlichen Herodes vor den Kaiser^^ - ein Vorgang, der auch in der Legenden bildung um den König erwähnt wird, bei dieser visionär gestalteten Szene jedoch kaum gemeint sein dürfte — als vielmehr der seit der frühchristlichen Zeit bestehende enge Bedeutungszusammenhang zwischen Augustus und Christus sowie der Epiphanie^®, welcher einer solchen Annahme an dieser Stelle günstig wäre. Aber auch der irdische und zeitliche Weltkaiser schlechthin in seiner typisch frühmittelalterlichen Bedeutung als Vicarius Dei ist denkbar. Die in karolingischer Zeit entstandenen Laudes Regiae stellen die Bilder des Christus-Sieger und des Kaisers als seines menschlichen Gegenpols heraus^®. Diese ,,Kaiser liturgie" ist auch im 10. und 11. Jahrhundert aktuell, wo der Herrscher, etwa im ottonischen Pontificale, ebenfalls in der RoUe des Vikars begriffen wird. Eindringlich spiegelt diese Idee die mit sakralen Elementen gebaute Darstellung des Kaisers im Aachener Ottonencodex, die in der Literatur zeitweise sogar zu der Annahme geführt hat, daß es sich hier um Christus handle®®. 19.53, pp. 124ff.; Kl. Wessel, Christus Rex - Kaiserkult und Christusbild, in: Arohäolog. Anzeiger (Beibl. zum Jb. des Arch. Institutes) 68, 19.53, col. llSff. Für Byzanz und die religiös-politische Problematik des rex regnantium: P. L. Koch, ChristusbildKaiserbild, in: Benedikt. Monatschr. 21, 1939, Heft 3/4, S. 85ff.; A. Grabar, L'iconoclasme byzantin, Paris 1957, pp. 208ff. Migne, P. L. 107, col. 141A (De laudibus sanctae crucis). Das Wiener Exemplar Cod. 652 der Nat. Bibl. soll übrigens aus Würz burg stammen; vgl. H. J. Hermann, Die frühmittelalterl. Handschi'iften (Beschreibendes Verzeichnis der illum. Handsohr. in Österreich, N. F. I), Leipzig 1923, S. 88tf. Würzburg, das Bistum Adalberos von Lambach, stand seit altersher in wechselvoller Beziehung zu Fulda; hiezu P. J. Jörg, Würzburg und Fulda (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hoch stifts Würzburg IV), Würzburg 1951. " Migne, P. L. III, col. 445B-451C; A. Goklschmidt, Frühmittelalterliche illustrierte Enzyklopädien, in: Vorträge der Bibl. Warburg 1923-1924, Berlin 1926, S. 219. A. M. Amelli, Miniature sacre e profane dell'anno 1023 illustranti renciclopedia medioevale di Rabano Mauro, Montecassino 1896, Tav. CXV. Vgl. auch die zahlreichen Beispiele ähnlicher Art in den Exultet-Rollen des 11. u. 12. Jhs.; M. Avery, Exultet Rolls of South Italy II, Princeton 1936, pl. XL/6, LXXVII/10, CLXVII/7, CLXIX/4. " K. Strecker, Die Cambridger Lieder, Berlin 1926, 3,2o; 8,2,,; 9,s; 10,^,; 21„; 28,8; 46,32 (ein großer Teil der Sammlung um die Mitte des 11. Jhs. am Mittel- bzw. Niederrhein entstanden); F. J. Mone, Lateinische Hymnen des Mittelalters I, Freiburg i. Br. 1853, S. 191 (Sequenz des Hermannus contractus). P. E. Schramm, Die deutschen Kaiser und Könige in Bildern ihrer Zeit, Leipzig-Berlin 1928, Tafelb. Abb. 66, 81, 8.5a, 97a, 101a. J. Lenzenweger werden zu dem Fragenkomplex wichtige Anregungen verdankt. P. E. Schramm, Sphaira Globus Reichsapfel, Stuttgart 1958, S. 65ff.; Taf. 26, Abb. 54 a-o; Taf. 27, Abb. 54 d-e; Taf. 28, Abb. 55 a^d. Schramm schließt aus dem seit der Zeit Ottos I. auftretenden Globus in der Hand Christi, daß dieser hiemit auch als König dieser Welt kenntlich gemacht werde. Id., Die deutschen Kaiser und Könige, Abb. 29a, 29b, 41, 74b, 85b; P. Metz, Das Goldene Evangelienbuch von Echternach im Germanischen National-Museum zu Nürnberg, München 1956, Tafel 31 (Herodes) u. a. MG. SS. VI, 17 (Chronicon Wirziburgense); ibid., 94f. (Chronik des Frutolf u. Ekkehard). I. Bolten, sub Augustus, in: Reallex. der deutschen Kunstgesch. I, col. 1268ff.; Fr. Heer, Aufgang Europas, Wien 1949, S. 120f. " W. Otto, loc. cit., col. 132. Th. E. Mommsen, Aponius and Orosius on the significance of the Epiphany. Late classical and mediaeval Studies in the honor of A. M. Friend Jr., Princeton 1955, pp. 96ff.; vgl. die Darstellung der Ausgabe des Schätzungsediktes durch den Kaiser im Münchener Perikopenbuch Cim 179, Taf. XXIII, Abb. 57, bei G. Swarzenski, Die Regensburger Buchmalerei des X. u. XI. Jahr hunderts, Leipzig 1901. 2' E. Kantorowicz, Ivories and litanies, in: Journal of the Warburg and Couitauld Institutes V, 1942, pp. 56ff., bes. 73; P. E. Schramm, Das Herrscherbild in der Kunst des frühen Mittelalters, in: Vorträge der Bibl. Warburg II, 1922-1923, I. TeU, Berlin 1924, S. 145ff., bes. 198ff.; H. Fillitz, Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches, Wien—München 1954, S. 37 ff. H. Otte, Handbuch der kirchl. Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters, 5. Aufl., I, S. 551; berichtigt bei St. Beissel, Die Bilder der Handschrift des Kaisers Otto im Münster zu Aachen, Aachen 1886, S. 61 ff., Taf. III; zuletzt W. Messerer, Zum Kaiserbild des Aachener Ottonencodex, in: Nachr. d.Akad. d. Wissensch, in Göttingen, Philolog.-hist. Klasse 1959, S. 27ff. Zum Mainzer Ordo: C. Erdmann, Forschungen zur politischen Ideenwelt des Frühmittelalters, Berlin 1951, S. 52ff., bes. 59.
Südtiirmjoch, Westwand, unten (Fig. III, Abb. 3): Diese Szene ist fragmentiert und sehr schlecht er halten. In der Mitte steht Christus, in der Linken eine Rolle haltend. Er wird von Engeln umgeben, die als Halbfiguren auf Wolken schweben. Rechts sind zwei übereinander, ferner können Flügel- und Stoffreste von weiteren dreien beiderseits ausgenommen werden. Eine Deutung als Teil eines Jüngsten Gerichts oder einer Himmelfahrt erscheint aus ikonographischen Gründen und an dieser Stelle sehr fragwürdig, auch eine Maiestas im engeren Sinne ist wegen des Fehlens der in dieser Zeit sonst regelmäßig vorhandenen Evangelistensymbole unwahrscheinlich. Es ist der Teil einer Darstellung Christi mit Engeln, einer ,,Sacra presentazione"®i, wenn man will. Die Illustrationen der Exultetrollen und der Psalter®^ kennen zahlreiche Darstellungen des von Engeln umgebenen Christus-Logos. Aus dem Gedankenkreis der letzteren ist auch die Weiterbildung der Christusdarstellung mit Engeln auf der Basler Altartafel abgeleitet worden^®. Die Engel in Halb- bzw. Dreiviertel-Figur über Wolkenstreifen sind weit verbreitet, doch scheinen sie im Zusammenhang mit Christus besonders in Fulda beliebt gewesen zu sein. Dies gilt nicht nur für die Buchmalerei®^, son dern auch für die Monumentalkunst. Die ottonischen Malereien der Krypta in St. Andreas zu Fulda-Neuenberg®®, wo zweimrdzwanzig solcher Engelsfiguren auf Christus im Fenstergewände über dem Altar ausgerichtet sind, bieten ein eindrucksvolles Beispiel. Ihre besondere Bedeutung in Neuen berg als himmlische Zeugen der Altaropferhandhmg®® gibt aber nichts für die Deutung der Lam bacher Szene. Nicht nur die Engel, sondern auch die weite Einfassmig durch eine turmbewehrte Mauer, weisen darauf hin, daß hier das Himmlische Jerusalem gemeint ist, in dem Christus als ewiger Herrscher zwischen den Himmelsboten erscheint. Eine ähnliche architektonische Rahmung findet sich etwa in S. Pietro in Civate®'. Gemeint ist in Lambach wohl die ,,aeternitas restituta" Christi, seine Endtheophanie®®, im bewußten Gegensatz zum Erschrecken des Herodes, ganz im Sinne des Hraban-Kommentars zur Turbatio, wo es in Fortsetzung der oben gegebenen Stelle u. a. heißt: ,,Nec ideo natus est, ut Herodi succedat, sed ut in eum mundus fideliter credat. Venit enim non ut pugnet vivus sed ut triumphet occisus."®® Nordturmjoch, Westwand, oben (Fig. IV, Abb. 4): Der Jesusknabe sitzt, eine geöffnete Rolle haltend, unter den Schriftgelehrten, die in zwei annähernd gleich starken Gruppen auf ihn ausgerichtet sind. Die Greise und jüngeren Mämrer, welche Bücher und Rollen in Händen halten, disputieren erregt mit dem sich nach links wendenden Heiland. Von rechts treten Maria und Joseph hinzu, welche den Sohn nach dreitägigem Suchen im Tempel von Jerusalem gefunden haben (Luk. 2, 42-50). Das Er eignis spielt sich vor einer Tempelarchitektur ab, die sich letztlich auf die antike scenae frons zurück führen läßD®. Den in der Zeit an sich seltenen Gegenstand hat, nach Ausweis der Carmina Sangallensia''^, auch die karolingische Kunst gekannt, außerdem ist er durch L. Birchler^®, wenn auch stark fragmentiert und zu einem Vergleich kaum geeignet, für St. Johann zu Münster in Graubünden gesichert worden. Der größte G. Galassi, Roma o Bisanzio I, Roma 1953, p. Iii; Galassi bringt frühchristliche Beispiele dieses ikon. Typus. E. T. Dewald, The illustrations of the Utrecht Psalter, Priiiccton s. a., pp. 14f., pl. XXIII, et passim; Avery II, passim. T. Buddensieg, Die Basler Altartafel Heinrichs II., in; Wallraf-Richartz-Jahrbuch XIX, 1957, S. 133ff., bes. 140ff. Weitere Beispiele mit Christus und Engeln: E. H. Zimmermann, Die Fuldaer Buchmalerei in karolingischer und ottonischer Zeit, in; Kunstgesch. Jahrb. d. K. K. Zentral-Kommission IV, 1910, Taf. la {Göttinger Sakramentar); G. Swarzenski, Regensburger Buchmalerei, Taf. XXXIV, Abb. 94 (Evangelienbuch Heinrichs IV. in Krakau), ]d. 183 weist mit Recht darauf hin, daß es sich hier nicht um eine Himmelfalirt, sondern um die Erscheinung des himmlischen Christus handelt. Zimmermann, Taf. Ib (Martinslegende im Göttinger Sakramentar); H. Schnitzler, Fulda oder Reichenau, in: Wallraf-RichartzJahrbuch XIX, 1957, Abb. 28 (dass. im Bamberger Sakramentar), Abb. 50 (Himmelfahrt, ebenda). A. Schmitt, Die Fuldaer Wandmalerei des frühen Mittelalters, Fulda 1949, S. 32ff.; Buddensieg, loc. cit., S. I74ff.; H. Schrade, Vor- und frühromanische Malerei, Köln 1958, S. 235ff. Schrade, op. cit., S. 236. R. Salvini, La pittura dal secolo XI al XIII, in: Storia di Milano III, Milano 1954, Abb. in p. 631. A. Grabar, Martyrium II, Paris 1946, p, 179 u. Anm. 2. Migne, P. L. 107, col. 757C; vgl. im übrigen Anm. 14. Carl Nordenfalk, Die spätantiken Kanontafeln, Göteborg 1938, S. 204ff., Abb. 25 (Textb.); H. Kenner, Das Theater und der Realismus in der griechischen Kunst, Wien 1954, S. 123, Abb. 13. S. 146, Abb. 26. J. V. Schlosser, Schriftquellen zur Geschichte der karolingischen Kunst, Wien 1892, S. 327 (Nr. 931). Zur karolingischen Architektur und Malerei in Münster-Müstair, in: Akten zum III. Internationalen Kongreß für Frühmittel alterforschung (1951), Lausanne 1954, S. 191 f., Nr. 34, 35.
I'f y '."^i 4. Der zwölfjährige Christus mit Schi-iftgelehrteu; siehe Fig. IV oben (BDA Mejchar, Fasching)
Teil der Darstellungen in der abendländischen Kunsf® ist durch das Fehlen der Eltern charakterisiert. Wir finden sie vereinzelt, so z. B. im Codex Egberti^^, auf dem Buchdeckel des Codex Wittekindeus'*® und vor allem in der byzantinischen und byzantinisch beeinflußten Kunst^®. Tatsächlich kommt die Komposition mit den rechts hinzutretenden Eltern im Ms. gr. 74 der Pariser Nationalbibliothek^' der Lambacher Szene am nächsten, wenn von der Überhöhung Christi und dem Fehlen der Architektur in der byzantinischen Streifenerzählung abgesehen wird. Elemente östlicher Ikonographie sind ja für die ottonische Kunst belegt; dies gilt unter anderem auch für den Codex EgbertP®, der u. E. das nächste abendländische Vergleichsbeispiel für die Lambacher Szene bringt. Wie weit die Fragmente in der Sylvesterkapelle zu Goldbach in der von J. Wilpert^® vorgeschlagenen und Lambach nahekommenden Weise zu ergänzen sind, kann hier nicht beurteilt werden. Nordturmjoch, Nordwand, westlich des derzeitigen Einganges, oben (Fig. V, Abb. 5): Johannes der Täufer, kenntlich an seinem härenen Gewände, steht, eine offen herabhängende Rohe, die keine Spur einer Beschriftung aufweist, in der Linken haltend, zentral im Bild und weist mit seiner Rechten auf den seitlich hinzutretenden Heiland. Gegenüber befinden sich Männer verschiedenen Alters, der vorderste mit einem Buch. Die Szene ist mit Ausnahme einiger nicht wesentlicher Fehlstellen vollständig und wurde rechts durch ein nicht mehr vorhandenes, jedoch in seinem Leibungsrand noch ausnehmbares romanisches Fenster (analog dem im Südturm gegenüberliegenden) begrenzt. Zweifellos handelt es sich hier um den aus den Evangelien bekannten Hinweis des Johannes auf Jesus. Die betreffenden Stellen der Synoptiker (Matth. 3,1-12; Marc. 1,1-8; Luc. 3,1-18) reichen für die Bilder klärung nicht aus, da Jesus anwesend ist, wovon lediglich Joh. 1,26-27 spricht. Dargestellt ist das erste Zeugnis Johannes des Täufers für den Herrn, wie es von dem Evangelisten Johannes (1,19-28) berichtet wird®". Der Täufer legt es vor den von den Juden gesandten Priestern und Leviten ab und Christus, der sein öffentliches Wirken beginnt, erscheint hier, vorerst noch unerkannt, zum ersten Male vor der Menge. Eine ähnliche Komposition mit zentraler Stellung des Täufers zwischen Christus, der hier bereits in Begleitung von Jüngern gegeben wird, und den Juden zeigt das Johannesevangeliar des Parisinus grec. 74®^. Die streng frontale Stehfigur - ein Typus, der in der ottonischen Kunst unter byzantinischem Einfluß eine besonders akzentuierte Ausprägung erhält®^ - findet sich da wie dort. Erwähnenswert ist auch ein hinsichtlich Haltung und Typus eindrucksvoller Vergleich des Lambacher Johannes mit dem des Missionsreliefs in Großbirkach bei Ebrach, welches unter dem Abt Wolfherus von Münsterschwarzach entstanden ist. Er war der Vorgänger jenes Ekkebert von Gorze, der von Schwarzach aus das 1056 gegründete Lambacher Kloster besiedelte®®. Swarzenski, Regensburger Buchmalerei, S. 142, Taf. XXV, Abb. 64 (Münchener Perikopenbuch, Cim. 179); id.. Die Salzburger Malerei von den ersten Anfängen bis zur Blütezeit des romanischen Stils, Leipzig 1908—1913, 8. 84, Taf. LIII, Abb. 163 (Peri kopenbuch von St. Erentrud); A. Boeckler, Das goldene Evangelienbuch Heinrichs III., Berlin 1933, S. .56, Abb. 114, 171 (Escorialensis und Epternacensis). *''' Fr. X. Kraus, Die Miniaturen des Codex Egberti in der Stadtbibliothek zu Trier, Freiburg i. Br. 1884, Taf. XVII: die Eltern treten von links hinzu. A. Boeckler, Der Codex Wittekindeus, Leipzig 1938, Taf. I., wo die rechte Figur wohl Maria sein dürfte. Die Elfenbeinplatten sind nicht zugehörig, ebda., S. 11. H. Omont, Facsimiles des miniatures des plus anciens manusorits grecs de la Bibl. Nat. duVI.-XI. sieole, Paris 1902, pl. XXXV (Pariser Homilieneodex); E. Dobbert, Zur byzantinischen Frage, in: Jb. d. preuß. Kunsts. 15, 1894, S. 140 (S. Angelo in Formis). "" H. Omont, Evangiles aveo peintures byzantines du Xle siede, II, Paris s. a., pl. 98 (oben). A. Boeckler, Das goldene Evangelienbuch Heinrichs III., S. 61 u. Anm. 1; zu den von Boeckler erwähnten Szenen schlagen wir noch folgende vor: Taf. XVI, XVII, XVIII, LIV bei Kraus; sie enthalten u. E. ebenfalls östliche ikonographische Elemente. Ph. Schweinfurth, Das goldene Evangelienbuch Heinrichs III. und Byzanz, in: Zeitschr. f. Kunstg. 10, 1941/42, S. 42ff., bes. 58ff. Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert, II., Freiburg i. Br. 1916, S. 774f., Fig. 344. A. Masseron, Saint Jean Baptiste dans Tart, Arthaud 1957, pp. 77ff.; L. Reau, op. cit., II/l, Paris 1956, pp. 450f. Omont, Evangiles II, pl. 143 (unten); vgl. auch E. D. Sdrakas, Johannes der Täufer in der Kunst des christlichen Ostens, München 1943, S. 38ff. W. Messerer, Zur byzantinischen Frage in der ottonischen Kunst, in: Byzant. Zeitschr. 52, 1959, Heft 1, S. 341f.; id., Gestalt und Geschehen im ottonischen Byzantinismus, in: Christi. Kunstblätter 4, 1959, S. 124ff. J. M. Ritz, Bayerische Kunstgeschichte II, 1931, S. 30f., Abb. 13; K. Hallinger, Gorze-Kluny I, Rom 1950, S. 321 u. Anm. 6, 329ff.
Nordturrajoch, Ostwand, über Arkade (Fig. VI. W Abb. 6, 7); Christus steht nackt auf einem kleinen .1 j, Standhügel, flankiert von zwei Engeln, welche zwei Tücher so vor und hinter seinen Körper halten, "®"h K * f"'?-! daß dieser gleichsam eingehüllt ist und zwischen 'f f [ Schxiltern und Waden bloß durchscheint. Auf dem f 5^ J ^ nimbierten Haupt hat sich die Taube niederge- 'f-' ' i'" t ' ' ' "'fl lassen (Abb. 6). Links von der Zentralgruppe ist ii V: ,.5-'.'l eine zur Mitte hingewandte bärtige und nimbierte ■fc'S - »w'.'^#,1 " f ' Figur zu sehen, die auf Grund der ausnehmbaren jm K '' M Reste des härenen Gewandes wie der mit dem ^ ^ '**"'^1 einen Baum von dieser Szene getrennt, steht Chriüber dem kreuznimbierten Haupt. In seiner Lin- '■ !. §*1* ken sind die Reste eines Buches auszunehmen, die ■ M Rechte erhebt er segnend über vier ihn lose um- £ 'vi . '• • f. ■ -i-J stehende und teilweise zu ihm aufschauende Tiere. d, • t. ' Sie sind nur schemenhaft erkennbar (Abb. 7). Der \ Erhaltungszustand ist hier schlechter als an der /. k|^ , ft West- und Nordseite; es ist nur die Untermalung ^ 8 ' M Zur linken Szene: Durch die Nacktheit Christi, die f \ < tflp \ |' v. • M Taube, die Assistenzengel und Johannes den Täufer ( 3||^ * ist der Zusammenhang mit der Taufdarstellung ' "• " ■ Christus steht jedoch nicht im Wasser, es ist über- ^ j| haupt keine Andeutung eines solchen zu sehen. ; l-, '9 Die in Fig. VI eingetragene Linie, welche in Kopf- 80 ^ j 'V' höhe durch das ganze Feld durchläuft, zeigt nicht 'l ^4.'} aMM Wasser an, sondern markiert lediglich die Treu- Bf ^ ^^91 j? ' *4' " ,g|t|hBy||^r nung der zwei Hintergrundzonen; unten grün, oben mW j '-f ^ ^ blau. Dieses Schema ist auch bei den anderen wM ! f f V Ii f Szenen vorhanden und hat Parallelen in der Wand- ^7 i •■' f V'^- Ikonographisch ungewöhnlich sind ferner die Stel- V' lung und Funktion der beiden Engel sowie das Wegrücken des Johannes, der keinen tätigen Anteil am Geschehen bat. Es kann somit nicht der ^ j m- r 1 • i r- ir u 5. Jonannes der Tanfer mit der Menge; siehe i^ig. V oben Taufakt selbst in den für die östliche und abend- (BDA Mejohar, Fasching) ländische Kunst seit der altchristlichen Zeit ge läufigen Typen®® gemeint sein. Diese faßten das Taufgeschehen und die unmittelbar folgende, durch die Herabkunft der Geisttaube augenscheinlich gemachte Theophanie in der Regel zusammen. Wenige Beispiele, in denen der Jordan fehlt, bringt H. Sohrade, op. cit., Farbtaf. 14-16 (S. Elia bei Nepi); J. Wilpert, Die römischen Mosaiken und Malereien IV, Taf. 224 (S. Maria in Pallara, Rom); P. Buberl, Die romanischen Wandmalereien im Kloster Nonnberg in Salzburg und ihre Beziehungen zur Salz burger Buchmalerei und zur byzantinischen Kunst, in: Kunstgesch. Jahrb. d. k. k. Zentral-Komm. III, 1909, S. 481. (Antiphonar von St. Peter in Salzburg), u. a. Zum Thema: J. Strzygowski, Iconographie der Taufe Christi, München 188,5; A. de Waal, Die Taufe Christi auf vorconstantinischen Gemälden der Katakomben, in: Rom. Quartalschrift 10, Rom 1896, S. 33,5ff.; J. Wilpert, op. cit. II, S.777ff.; G. Millet, Recherches sur Ticonographie de l'evangile, Paris 1916, pp. 170ff.; K. Künstle, Ikonographie der christlichen Kunst I, Freiburg i. Br. 1928, S. 375ff.; E. D. Sdrakas, op. cit., S. 40ff.; A. Masseron, op. cit., pp. 87ff.; L. Reau, op. cit. II/2, pp. 29,5ff. Johannes der Täufer mit der Menge; siehe Fig. V oben (BDA Mejchar, Fasching)
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