Nur drei Stilleben wurden ausgestellt: auf dem einen von Franz Rösel von Rosenhof sind eine Schnepfe und ein Eichelhäher dargestellt, das zweite ist eine Vogelkoinposition in der Manier des Flamen Snyders; es trägt die Signatur M. B.; das dritte ist ein Fisch-Stilleben aus dem Jahre 1733, es weist die Unter schrift J. D. Heinitz von Heinzenthai auf, eines in diesem Genre äußerst seltenen Autors, der einen bemerkenswerten Sinn für das Dekorative zeigt®. ^ Die beiden Eichentäfelchen, die reine Genreszenen in der Art Teniers-Brouwers zeigen und die klar J. kSellmoseen bezeichnet sind, gehören auf keinen Fall der österreichischen Malerei an. Der Künstler wurde im Katalog des Museums als ,»wahrscheinlich ein deutscher Dilettant aus dem 18. Jahrhundert" angesprochen. Thieme-Becker, nach dem sich der Katalog unserer Ausstellung gerichtet hat, hält Sellmoseen iiTtümlich für den Wiener Porzellanmaler Josef Seimoser (1785-1812). Abgesehen davon, daß die beiden Namen nicht übereinstimmen, scheint uns die Zugehörigkeit dieser Bilder zur österreichischen Malerei und noch dazu gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch aus dem Grunde sehr zweifelhaft, weil die Gemälde stark flämisch-holländischen Stil uiid Charakter haben. Es ist verwunderlich, daß A. Bredius und H. de Groot, die beide Gemälde an Ort und Stelle besichtigten, nicht festgestellt haben, daß sie der holländischen Malerei angehören. Ähnlich verhält es sich auch mit den ,,Pangeir' signierten Bildern, deren Schöpfer Dr. Julius Bielz für einen Österreicher hält. Unseres Wissens hat Th. Frimmel diesen rätselhaften Pangell nicht für einen Österreicher gehalten, wie im Vorwort zum Katalog der Ausstellung behauptet wird. Im Katalog des Museums wird er als ,,Maler aus dem 18. Jahrhundert" geführt, ohne daß seine Volkszugehörigkeit festgestellt würde. Die beiden Kompositionen galanter Parkszenen, nach dem Geschmacke der französischen Maler des 18. Jahrhunderts gemalt (Pangell ist ein etwas schwer fälligerer Laueret), haben, sowohl was das Thema als auch was die Technik betrifft, verblüffende Ähnlichkeit mit zwei weiteren Unica der Galerie, die den Namen eines Malers aus Antwerpen (18. Jahrhundert), Jan Vierpeyl, tragen. Pangell (der Vorname Nikolaus, der im Katalog figuriert, ist frei erfunden) muß ebenso wie Vierpeyl Flame gewesen sein. Außerdem spricht es gegen das Österreichertum Pangells, daß die Bilder Bruckenthal zwar in Wien, aber als niederländische Werke angeboten wurden, was der Begründer des Hermannstädter Museums in seinem handschriftlichen Katalog vermerkt. Die beiden Landschaften (Nr. 33 und 35 des Ausstellungskatalogs), die als Arbeiten Josef Orients angesprochen wurden, erinnern eher an die holländische Kunst, genauer an Ruysdaels Schule - besonders an Wijnants. Sie haben weder im Stil noch in der Farbgebung irgendeine Ähnlichkeit mit der nicht ausgestellten Landschaft ,,Felsige Gegend mit Schlössern" (Kat.-Nr. 862), die, ihrer Verwandtschaft mit einem sicheren Orient des Klausenburger Museums (das Bild ist aus Budapest nach Klausenburg gekommen und weist d'Arthois', Griffiers und H. Saftlev( ns Einfluß auf) nach, weit eher als Werk dieses österreichische]! Meisters anzusehen ist als jene beiden oben erwähnten Landschaften. Übrigens hatte Frimmel daraufhingewiesen, daß die fraglichen Gemälde nicht der österreichischen .Schule zugehören, und hatte sie im Katalog von 1901 einem unbekannten Maler des 17. Jahrhunderts, Benedikt Dupuis, zugeschrieben. Im Jahre 1909 wurden sie indes durch den damaligen Kustos des Museums, M. Csaki, als Werke Orients eingetragen und so auch in die Ausstellung aufgenommen, die wir besprochen haben. Harry Kühnel DIE DARSTELLUNGEN DES STADTBILDES VON KREMS UND STEIN Die mittelalterliche Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts hat gerne religiöse und geschichtliche Vorgänge in zeitgenössische Umgebung versetzt, ein Beweis für das absolut unhistorische Denken dieser Epoche. Diesem Umstand verdanken wir aber die ältesten Darstellungen österreichischer Städtebilder, wobei die Einzelheiten niemals vollkommen naturgetreu wiedergegeben werden^. Die früheste und bedeutendste Darstellung des Stadtbildes von Krems auf der Tafel der ,,Kreuztragung" des Schottenmeisters (Abb. 103), nach Meinung von Fritz Dworschak das Werk eines Meisters namens Wolfgang Kremser^, hat bereits im Jahre 1929 der Steiner Arzt Karl Salomen entdeckt und beschrieben®. Die Tafel, die in der Galerie des Schottenstiftes in Wien aufbewahrt wird, dürfte um 1469/70 entstanden sein und zeigt eine solche Fülle von Übereinstimmungen mit dem Häuserbestand von Krems, daß Zweifel, wie sie in letzter Zeit noch geäußert wurden, als nicht mehr berechtigt bezeichnet werden könneiB. Im Süden der Stadt zieht sich entlang der Mauer eine Aulandschaft, davor 1 Hans Meyer, Grenzen, Aussichten und Methoden der Auswertung des Städtebildes für die Geschichtsforschung. Historische Zeitschrift, Bd. 150 (München-Berlin 1934), S. 306ff. ^ Fritz Dworschak, Krems-Stein und Göttweig in der Zeit des ausgehenden Mittelalters. Krems und Stein. Festschrift zum 950jährigen Stadtjubiläum (Krems a. d. Donau 1948), S. 182f. ® Karl Salomon, Die ältesten Ansichten der Stadt Krems. 50 Jahre Landzeitung (1929), S. 31 ff. ^ Erich V. Strohmer, Die Malerei der Gotik in Wien. Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Bd. 2: Gotik (Wien 1955), S. 193. — Walther Buchowiecki, Geschichte der Malerei in Wien. Geschichte der Stadt Wien. Neue Reihe VII/2 (Wien 1955), S. 27.
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