Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

100. M. J. Schinnagl, Landschaft mit dem barmherzigen Samariter {Hermannstadt, Bruekenthal-Museum) der Wiener Kunstakademie, Peter Strudel von Strudendorf, feststellen, der Correggios Aktauffassung übernommen hat und ein Vorläufer Proud'hons ist. Desgleichen weisen die Allegorie „Der Triumph der Wissenschaft und Kunst" von J. Michael Rottmayr von Rosenbrunn, ein Oval in PlafondPerspektive von 2,75 m Höhe, das 1710 für das Gebäude der Wiener Akademie gemalt wurde, sowie auch andere Arbeiten dieses Künstlers neben rubenistischem Stil einen starken venezianischen Einfluß auf (Abb. 99). Unsere Schau stellt außerdem einen heiligen Franziskus von Paul Troger aus. Dieses Gemälde war im Jahre 1877 auf der Ausstellung der Wiener Akademie zu sehen. Es ist harmonisch auf silbergraue Farbtöne abgestimmt, weist aber vom anatomischen Gesichtspunkt aus einige Ungenauigkeiten auf. Daneben sehen wir zwei Bilder des dem Troger stilistisch nahestehenden, doch in weit helleren Tönen malenden Josef Mildorfer (1719—1765)3. Konnten uns Bildnisse und Kompositionen nur ein höchst konventionelles Bild der damaligen Wirklich keit vermitteln, so boten Landschaften und Stilleben weit mehr Möglichkeiten zu einer wahrheitsgetreuen Schilderung der Natur. Den Künstlern war es hier vergönnt, ihrer Phantasie freieren Spielraum zu lassen. Anton Faistenberger z. B., der in Rom studierte, faßt die Landschaft monumental, visionär aufk Die Tradition Faistenbergers führen sein Sohn Josef und Max Josef Schinnagl weiter. Dieser ist ein feinsinniger Landschaftsmaler, der von der grandiosen, rhetorischen Darstellung unter dem Einfluß der niederländischen Kunst und nach dem Vorbild Claude Lorrains zur Wiedergabe lyrischer Stim mungen übergeht, die durch die Betrachtung der Landschaft entstehen. Menschen sind in dieser ® Wohl gelang es Bruckenthal nicht, einen der berühmten österreichischen Deckenmaler nach Hermannstadt zu holen, um sieh von ihm sein Palais ausschmücken zu lassen. Dafür verfügte er aber über Anton Steinwald (1742—1781), einen bescheidenen W^iener Maler, der aber in der Deckenfreskenmalerei recht bewandert war. Steinwald ist nur durch seine Siebenbürger Arbeiten bekannt geworden. Seine Fresken in der Loge der Hermamistädter katholischen Kirche, die unweit des Bruckenthal-Museurris steht, können als sein bedeutendstes Werk betrachtet werden. Fs gibt jedoch in Siebenbüi'gen drei Arbeiten von Maulpertsch, sämtlich Geschenke der Maria Theresia. Zwei davon hängen im Bischofspalais von Karlsburg (Alba-Iulia) und eines in der Sankt Michaels-Kirche in Klausenburg (Cluj). * Das im Katalog der Ausstellung unter Nr, 24 angeführte Gemälde (Inv.-Nr. 360) trug auf seiner Tafel den Namen Josef Faisten berger, während rechts unten klar die JTnterschrift Anton Faistenberger erkennbar ist.

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