Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

J. M. Ritz: Das Antlitz Bambergs. Verlag Meisenbach o. J. (1959) Die broschierten Städtoführer sind zu einer Literatm'gattung geworden; zu einer vielgefragten überdies. Und die Ansprüche, die man an sie stellt, sind sehr unterschiedlich: der Tourist will sich allgemein orientieren, der Historiker, Kunsthistoriker, Kulturhistoriker will Einzelheiten wissen. Auch der vorliegende Städteführer besteht aus drei Teilen: dem Text, den Bildern und dem Stadtplan. Der Übersichtlich keit zuliebe sollen diese drei Teile miteinander eng und innig verklammert sein und eine rasch durchschaubare Einheit bilden. Das hat der Autor durch eine geradezu klassische ,,Apparatur" erreicht: in den Text eingestreute, rot gerahmte Zahlen signalisieren die entsprechende Bildtafel, im Stadtplan geben numerierte Pfeile den Standort und die Blickrichtung der betreffenden Bildtafel an, auf der Rückseite des Planes zeigt eine Tabelle an, wo die Textstelle zu jeder Tafel zu finden ist. Diese Handhabung macht Vergnügen. Der Text beschreibt einzelne Wanderwege, und das ist für den Touristen gut; denn auf ihnen lernt er ,,das Antlitz Bambergs" kennen. Auen dahinter zu sehen, hat sich der Fremdenführer nicht zur Aufgabe gemacht. Vielmelu* sucht der Autor, dem ,,die Stadt Heimat ist", mit seiner zuweilen schwärmerischen Sprache auch den Spaziergänger für die Romantik dieser ehr würdigen Stadt zu begeistern. Die 63, technisch vorzüglichen Bildtafeln begeistern auch den Leser. Fbawz Eppel Mirko Seper: Der Taufstein des kroatischen Fürsten Viseslav aus dem frühen Mittelalter (Nr. 14/16 der Nachrichten des Deutschen Instituts für merowingische und karolingische Kunstforschung in Erlangen, Jg. 1957/58, erschienen April 1959. Für Österreich zu beziehen durch Frau M. Baumgartner, Wien XVII, Veronikagasse 36). 21 Seiten, 8 Abbildungen. Die altkroatischen Kunstdenkmäler in Dalmatien und seinem Hinterland, also jene vom frühen 7. bis zum Ende des 9. Jahr hunderts, enthalten sowohl stilkundlich wie geschichtlich eine Fülle noch nicht beantworteter Fragen. Eine bestimmte Reihe dieser Denkmäler, wozu auch der oben erwähnte Taufstein gehört, steht stilistisch im Bereich der spätlangobardischen Kunst Oberitaliens. Das Denkmal aber wegen der Exaktheit seiner Ausführung dennoch erst in das 11. Jahrhundert zu versetzen (S. 21 u. f.), ist aber, trotz der intensiven gelehrten Bemühungen des Verfassers, nicht möglich, da in dieser Zeit die ,,Langobardisierung" der altkroatischen Kunst schon vorbei war und eine fühlbare Annäherung an Byzanz vor genommen wurde. Eine solche Spätdatierung, wie sie Seper vornimmt, ist auch sprachlich nicht zu begründen, denn nach dem Jahre 1000 wäre der Name des Fürsten Viseslav nicht mehr VVISSA8CLAV0 geschrieben worden, weil dann die kroatische Epigraphik, auch in Steininschriften, die Buch staben S, Ö und J mit eigenen Lautzeichen wiedergab. Ungeachtet dieser Einwände, ist die Schrift von Mirko Seper von erheblicher Bedeutung und für jeden von großem Nutzen, der sich mit der langobardischen und postlangobardischen Kunst irgendwie beschäftigt. Seper gibt einen vorzüglichen Einblick in die widersin-uchsvolle kunstwissenschaftliche Bearbeitung der altkroatischen Kunstdenkmäler Dalmatiens aus dieser frühen Zeit und bringt auch eine Fülle denkmalkundlichen und epigraphischen Materials bei. Leider ist es dem geschätzten Autor nicht gelungen, diesen vielumstrittenen Taufstein glaubhaft zu datieren und die Lebensdaten des ganz im Dunkel bleibenden Fürsten Viseslav feststellen zu können. Die illustrative Ausstattung des Heftes aus dieser ausgezeich neten Reihe ist inhaltlich und drucktechnisch voll befriedigend. E. SCHAFPRAN Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Kreis Unna, bearbeitet von Hans Thümmler, mit Beiträgen von H. Richtering, E. Nolte und H. Beek. Münster 1959. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe schließt mit diesem 47. Band die Bestandsaufnahme der westfälischen Bau- und Kunstdenkmäler ab. Die Ausstattung des Bandes, Papier, Druck, Aufnahmen und Druckstöcke sind unübertrefflich gut; geradezu luxuriös für eine Topographie ist die enorme Anzahl der Zeichnungen und Detailphotos, die sogar Kunstgewerbe mit einschließen (Treppengeländer, Schloß der Sakristeitür, Walzenkrug). Die Einleitung ,,Vor- und Frühgeschichte" beginnt erst mit den literarischen Nachrichten aus der Zeit der Römerkriege, die geschichtliche Übersicht reicht bis 1950. Wertvoll sind vor allem die Einzelbilder architektonischer Details, der Kapitelle und Schlußsteine, der Taufsteine aus dem 12. und 13. Jh., aber auch des profanen Fachwerkbaues. An Hand dieser Topographie ließe sich eine lückenlose Geschichte des Kapitells vom 11. bis zum 15. Jh. schreiben, so reich ist der von allen nur möglichen Einflüssen modulierte Bestand. An Tafelbildern und Schnitzwerken befinden sich einige erstrangige in diesem Landkreis: der Flügelaltar von Fröndenberg um 1400 — möglicherweise ein Frühwerk des Conrad von Soest (Th. Ren sing), die qualitätvollen Pietä-Plastiken von Holzwickede um 1400 und von Unna 1420, die flandrisch-üppigen Schnitzaltäre von Lünern und Rhynern um 1520 — ersterer ohne, letzterer mit Flügeltafeln -, der metallbeschlagene Reginenschrein von Rhynern 1457, das Mystikerkruzifix aus Üntrop nach der Mitte des 14. Jhs., dem Coesfelder nah verwandt. Eindrucksvoll prä sentiert ist auch das städtebauliche Werden von Unna (wobei nur leider die Nord-Süd-Richtung der Abbildungen wechselt). Ein handliches Künstler- und Handwerker-, ein Sach- und ein Ortsverzeiclmis beschließen den großen, in jeder Hinsicht wertvollen und geglückten Band. F. Eppel Die Buchbesprechungen mußten diesmal, aus technischen Gründen, an den Schluß des Heftes gestellt werden.

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