Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

H legte seine Gemäldesammlung an. Kurz, er ver suchte Leben in die damalige Hauptstadt Siebenbürgens zu bringen. In der österreichischen Malerei des 18. Jahrhun derts herrschte genau wie in der damaligen Iranzösischen, russischen oder englischen Kunst das ,,Repräsentationsbildnis" vor. Bedeutende Persön lichkeiten des hohen Adels und gekrönte Häupter (Karl VI., seine Gemahlin, Kaiserin Elisabeth, Maria Theresia und ihr Gemahl, Franz I., Josef II., die Gattin König Emanuels von Sardinien) blicken uns aus den wappengeschmückten Rahmen an. Sie wurden von M. Meytens, J. G. Auerbach oder G. Weikert porträtiert, die ihre bemerkenswerte Meisterschaft an die Wiedergabe des Stofflichen, an Seide, Samt und Hermelin, an Spitzen und Brokate, an das Gold der Schmuckstücke und an die Dekoration verwendeten^. Neben diesen reprä sentativen, den sozialen Rang des Dargestellten besonders betonenden Bildnissen, hat aber z. B. bach geschaffen, ein äußerst typisches Künstler porträt, in dem die menschlichen Bezüge in den Vordergrund gerückt sind und die Virtuosität der T „X, T3 . , TT , ■ Wiedergabe der stofflichen Details auf wenige 1)8. J. V. Schuppen, Portrat des Herrn von Seiten (?) ° ° (Hermannstadt, Bruckenthal-Museum) Stellen — hier das Gefältel des linken Hemdärmels — beschränkt bleibt (Abb. 97). Auch das Selbstbildnis des Autodidakten Christian Seibold weicht von den Regeln des ,,Repräsentationsbildnisses" ab. Der fortgeschrittene Realismus solcher Gemälde entsprach der Geschmacksrichtung der Donaustadt. Das bürgerliche Wien hat der Malerei etwas von der wirklichkeitsnahen Atmosphäre geschenkt, die dem Zeremoniell am Hofe nicht entsprach. Die heraufdämmernde neue soziale Ordnung wird in der Ausstellung dokumentiert durch die Bildnisse der drei rumänischen Jobagen Horia, Closca und Crisan, die Anführer des siebenbürgischen Bauern aufstandes von 1784^. Den wesentlichsten Teil der Ausstellung machen aber nicht die Porträts aus, sondern die Landschaften. Die Ausstellung bringt zu Beginn W^erke vom Ende des 17. Jahrhunderts, die stark unter dem Einfluß des italienischen Akademismus stehen. Durch den Bologneser Barock gelangten die österreichischen Maler zu mythologischen und biblischen Themen. Die Deckenmalerei aber wurde in Wien durch ihre italienischen Vertreter Pozzo und Solimena selbst eingeführt. Die Verbindungen Tirols mit dem venezianischen Gebiet und dessen zeitweilige Einverleibung in das österreichische Kaiserreich haben dazu geführt, daß die Maler geschichtlicher Themen religiöser oder profaner Art starken venezianischen Einfluß erkennen lassen. Dies kann man schon bei Tobias Pock und dann weiterhin bei dem Begründer ^ Es hätten auch Porträts von Jan Kopetzky und Jakob van Schuppen (Abb. 98) ausgestellt werden müssen, die zwar tsche chischer bzw. flämischer Herkunft sind, doch ebensogut zur Wiener Schule gehören wie Meytens (Van Mijtens), Ferdinand Saeys oder Norbert Grund, die ebenfalls Holländer bzw. Tschechen sind. 2 Wem diese Bildnisse zugesprochen werden müssen, steht noch nicht einwandfrei fest. Dr. J. Bielz hat an anderem Ort (Julius Bielz, Galeriestudien. Mitteilungen aus dem Baron Bruckenthalischen Museum, XIII, 1947, S. 3—5) mit Kompetenz die frühere Meinung widerlegt, daß der unter Bruckenthals Gönnerschaft stehende Hermannstädter Maler Martin Stock, der sich während des Aufstands nicht in Siebenbürgen aufhielt, die Porträts gemalt habe. Doch auch seine Annahme, daß die Gemälde dem Wiener Anton Steinwald zugesprochen werden müssen, scheint uns zweifelhaft. Der Wiener hat zwar zur Zeit des Aufstands in Hermannstadt geweilt, doch ist der fast bäuerische Stil dieser Bilder, die von der kräftigen Hand eines Graveurs zu zeugen scheinen, mit dem eleganten, farbenprächtigen Maler der Fresken in der Hermannstädter katholischen Kirche schwer in Einklang zu bringen.

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