Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

129. Krems, Städtisches Museum, volkskundliche Sammlung im Erdgeschoß (Eoto-Ritter, Wien) teile und Schlußsteine, sowie Fragmente jüdischer Grabsteine unmittelbar in die Wand eingelassen. Aus der volkskundlichen -Abteilung (Abb. 129) seien die sogenannten ,,l)achhasen von St. Michael in der Wachau", eigentlich eine Jagdszene mit Hochwild und Reiter'', erwähnt; ferner ein seltener gotischer Schrank mit Zinnenkranz und eisernen Beschlägen, um 1.500, der sich früher im Turm der Pfarrkirche zu Weißenkirchen befand", und das Tafelbild der hl. Anna selbdritt des Andre Stangl vom Jahre 151.5, ein Beispiel volkstümlichen Verharrens im Gotischen, wobei sich gewisse Einflüsse der Donauschule nicht leugnen lassen®. Im Obergeschoß des südlichen Seitenschiffes (Abb. 130) wird in vier Vitrinen ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung von Krems-Stein an Hand von verschiedenen Exponaten geboten. Aus der ersten Hälfte des 6. Jhs. n. Chr. ist eine Fibel, silber-vergoldet, hervorzuheben, die 1956 in einer Schottergrubo östlich von Unter-Rohrendorf gefunden 'wurde. Durch weitere Grabungen am Fundort konnte im Jahr 1957 eruiert werden, daß in der Nähe der Schottergrube der größte in Österreich bekannte langobardische Friedhof besteht'. Unter den Aus stellungsstücken sei noch auf zwei karolingische Lanzenspitzen, eine aus Mautern, die andere aus Joching, sowie auf einige bei Allentsteig vergrabene, 1160 geprägte Kremser Pfennige hingewiesen®. Die mittelalterliche Keramik ist ebenso vertreten '' Anton Kerschbaumer, Wahrzeichen Niederösterreichs (Wien 1899), S. 21 f. " Österreichische Kunsttopograpnie, Bd. 1: Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems (Wien 1907), S. 34 und 557. ® Fritz Dworschak, Krems-Stein und Göttweig in der Kunst des ausgehenden Mittelalters. Krems und Stein. Festschrift zum 950jährigen Stadtjubiläum (Krems 1948), S. 188f. ' Franz Hampl, Frühgeschiclitliche Ausgrabungen, durch geführt 1956-1958 vom N.-Ö. Landesmuseum. Österreichische Zeitschrift für Kunst- und Denkmalpflege, Jg. XII (1958), Heft 3, S. 110 f. ® Fritz Dworschak, Studien zum österreichischen Münzwesen des Mittelalters V. Numismatische Zeitschrift 28 (1935), S. 51 ff. wie Tonfliesen aus der Gozzobm-g in Krems, dem Passauerhof in Stein und der Ruine Rehberg. Von den Stadtansichten fand die älteste vom Jahre 1469 auf der Kreuztragung des Schottenjueisters in einer Photokopie Berücksichtigung, ferner eine Federzeichnung von Krems nach 1616, der Originalstich Merians sowie der Entwurf Friedrich Bernhard Werners zum Kupferstich von Stein. Die Sammlung versilberter Siegeltypare® der Stadt Krems ist ziemlich umfangreich. Das älteste Stadt siegel und zugleich auch das älteste aller niederösterreichischen Städte stammt aus dem .lahre 1250 und ist im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt'®. Ein Siegel vom Anfang des 14. Jhs. zeigt im runden Siegelfeld einen Baum mit breiter Krone, darunter rechts im Schild den steirischen Panther und links den Bindenschild. Künstlerisch hochwertig ist jenes, das König Ladislaus im Jahre 1453 verlieh". Die Urkunde über die Verleihung des Wiener Stadtrechtos an Krems im Jahre 1305 sowie der Wappenbrief von Krems und das Privileg zum Brückenschlagen über die Donau, beide 1463, sind gleichfalls zugänglich gemacht'®. Die Rechtsprechung ist durch das Stadtrichterschwert von 1637, Szepter, Kämmererbeutel sowie durch eine Schandfidel und einen Holzschnitt über die Hinrichtung der aufständischen Bauern vom Jahre 1595 vertreten. Schließlich sind Objekte ausgestellt, die vor allem den Salz- und Eisenhandel'® sowie das ® Karl Lind, Beiträge zur Kunde der älteren Gemeindesiegel und -Wappen in Niederösterreich. Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien, Bd. XV (1875), S. 12 ff. '® Fritz Dworschak, Das älteste Siegel der Stadt Krems a. d. D. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde und Heimatschutz von Niederösterreich und Wien, Jg. 1 (1926), Nr. 1, S. 2 ff. " Lind, Beiträge zur Kunde der älteren Gemeindesiegel, a. a. O., S. 14fl\ '® Otto Brunner, Die Rechtsquellen der Städte Krems u. Stein. FRAIII/1 (1953), S.9, Nr. 21/1, S. 124, Nr. 203, S. 128, Nr. 206. '® Otto Brunner, Die geschichtliche Stellung der Städte Krems und Stein. Krems und Stein. Festschrift zum 950jährigen Stadtjubiläum (Krems 1948), S. 53f., 56f., 65.

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