Die Arbeiten werden in den nächsten Jahren auf weitere Bau denkmale auszudehnen sein. In Stein verdient vor allem der wertvolle Bestand an Althäusern in der Landstraße und an der Lände Aufmerksamkeit. Zu den bedeutendsten Baudenkmälern zählte der große Passauerhof und die sogenannte Grüne Burg. Beide Häuser sind wohl relativ gut instand gehalten, werden aber durch eine entsprechende denkrnalpflegerische Behand lung eine wesentliche Steigerung ihrer künstlerischen Erschei nung erfahren. Eine wichtige Rolle im Stadtbild spielt auch das schöne Barockhaus in der Nähe der Steiner Pfarrkirche sowie ferner die letzten Häuser vor dem Brücken-Tor, wo sich um das Wohnhaus Martin Johann Schmidts eine besonders malerische Gruppe ergibt (Abb. 118). Das Haus Landstraße Nr. 114, welches schon als öde Stätte bezeichnet werden mußte, ist bereits durch dielnitiative seines Besitzers wieder einWohnhaus geworden, bedarf jedoch noch einiger pfleglicher Behand lung. Der auf Kragsteinen ruhende Erker des Hauses Nr. 105 wurde kürzlich gesichert, nachdem ihn ein Lastwagen fast zerstört hatte. Der Ausbau der Durchzugsstraße an der Donau hat die Schwierigkeit des Verkehrs endgültig beseitigt. So bescheiden auch die bisherigen Erfolge der Altstadtpflege in Krems und Stein sein mögen, so ist doch ein Anfang gemacht und sind die Wege gefunden, die zur Verwirklichung des großen Zieles führen werden. Die Gesinnung, die dabei an den Tag gelegt worden ist, könnte großen Städten als Vorbild dienen. Josef Zykan Das Städtische Museum in Krems a. d. Donau Museen sind Stätten, die Zeugnisse menschlicher Kultur tätigkeit sammeln und sichern und diese sodann in einer charakteristischen Auswahl der Allgemeinheit zur Belehrung vor Augen führen. Die Schaustellung der Exponate soll darüber hinaus aber auch Einblick in die Struktur der Vergangenheit geben und zu historisch-vergleichendem Denken anregen^. Allenthalben ist derzeit das Bestreben zu erkennen, die städtischen Museen nach den oben erwähnten Prinzipien neu aufzustellen, wobei die ,,Dokumentation kultureller Ent wicklung" in den Vordergrund rückt, während die Aus gestaltung nur Mittel zu diesem Zweck sein soll. Das Städtische Museum Krems verdankt seine Gründung dem verdienstvollen und als Historiker bekannten Propst Anton Kerschbaumer, der in Zusammenarbeit mit dem Industriellen Josef Oser, mit Dr. Johann Stiobl und dem Numismatiker Dr. Spängier seit 1882 Gegenstände zu sammeln begann. Im Oktober des Jahres 1891 konnte man die Eröffnung des Museums im Langhaus der ehemaligen Dominikanerkhche vornehmen. Zu diesem Zwecke hatte man kurz zuvor hier eine Zwischendecke eingezogen und verwendete die Käumlichkeit im Erdgeschoß als Feuerwehrdepot; der erste Stock hatte vordem als Getreidespeicher gedient. 1897 erfuhr das Museum eure Vergrößerung durch Räume über dem ehemaligen Kreuzgang; 1917 konnte über Initiative von Architekt Gustav Bamberger die Angliederung des südlichen Seitenschiffes erfolgen und durch eine Stiege die Verbindung mit dem ersten Stock hergestellt worden. Bei dieser Gelegenheit wurde durch 1 August Loehr, Allgemeine Museumskunde. Anzeiger der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1947, Nr. 23, und ebenda, 1954, Nr. 10; Musealprobleme, S. If. das Sappeurbataillon Nr. 2 auch das südliche, spätromanischfrühgotische Portal freigelegt. Im Juni 1923 eröffnete Bürger meister Dr. Stingl das erweiterte und zweckentsprechend neu aufgestellte Museum und verlieh der tatkräftigen und uneigen nützigen Kustodin Therese Rotter für- ihre besonderen Ver dienste um diese Sammlung das Ehrenbürgerrecht der Stadt. Die Unterbringung des Museums in dem einstigen Gotteshaus bringt es mit sich, daß der Ausstellungsraum selbst schon als Sehenswürdigkeit gilt. Das dreischiffige Langhaus wurde um 1250 gebaut, der große Chor hingegen stammt aus dem 14. Jh. und diente nach der Aufhebung des Dominikanerklosters im Jahre 1785 zur Aufnahme des Theaters^. Im Erdgeschoß des südlichen Seitenschiffes - hier wurde unter Ausnützung eines vorhandenen Portales ein idealer Zugang zum Museum geschaffen -- sind noch Halbsäulen, Kapitelle und Gurten in romanischem Stil sichtbar. Das Obergeschoß des Sjochigen Mittelschiffes hat so gut wie keine Änderung seit seiner Errichtung erfahren; Die vier Pfeiler besitzen gegen das Innere zu halbrunde Säulen mit naturalistischen und stilisierten Blattkapitellen. Von jedem Kapitell steigen drei mit Hohl kehlen versehene massive Rippen auf. Alle Architekturteile bestehen aus Hollenburger Konglomerat und sind mit leuch tenden Farben bemalt. Bei Adaptierungsarbeiten im ersten Stock des südhchen Seitenschiffes wurde jüngst im ersten Joch ein Fragment des Stiftungsfreskos aufgefunden. Es zeigt den Kopf und Sohulteransatz des hl. Dominikus im weißen Ordens habit, zu seiner Rechten wird die Dedikation des Kirchenniodelfes (Hauptschiffes) dargestellt. Die Figur scheint über lebensgroß gewesen zu sein; die Entstehungszeit ist kurz vor 1300 anzusetzen. Die Sammlungen Im Jahre 1912 erfolgte unter der Leitung von Architekt Gustav Bamberger die letzte umfassende Sichtung und Neuaufstellung der Bestände des Museums; einige Veränderungen in der Ausgestaltung ließ seitdem Stadtarchivdirektor a. D. Dr. Fritz Dworschak durchführen. 1957 wurden unter Berücksichtigung der eingangs angeführten Prinzipien die notwendig erachtete Neuordnung der gesamten Sammlungen in Angriff genommen, gleichzeitig verschiedene Räume den modernen Bedürfnissen angepaßt, zweckmäßige Vitrinen angefertigt und die Beleuch tungsverhältnisse weitgehend verbessert, dies alles unter größ ter Rücksichtnahme auf die bestehende gotische Architektur. Im Erdgeschoß fanden das Lapidarium und die,,Volkskundliche Sammlung" Aufnahme. Besondere Beachtung verdienen daraus die Christophorus-Statue aus Sandstein, ein Werk der Wiener Dombauhütte aus dem Jahre 1468, sowie der vom Kremser Bürger und Fleischhauer Wolfgang Lentl gestiftete Altar aus Zogelstorfer Gestein, nach Meinung Oettingers aus der Werk statt des Pulkauer Meisters und um 1525 entstanden (Abb. 132)'. Dieser Altar stand einst in der Piaristenkirche in Krems und wurde von den Jesuiten entfernt. Er besitzt eine eigenartige vegetabile Dekoration und verwertet in gleichem Maße Wiener Renaissanceformen und Merkmale des Zwettler Altars. Im Eingangsraum des Museums wurden ornamentale Architektur teile der romanischen und gotischen Periode, darunter Kapi- ' Gustav Bamberger, Die Kremser Sammlungen. Österreichi sche Gemeindezeitung. Jg. 2 (1925), Nr. 11, S. 36ff. — Fritz Dworschak, Krems-Stein und Mautern. Alte Kunst in Öster reich (Wien 1928), S. 81 ff. ' Karl Oettinger, Anton Pilgram und die Bildhauer von St. Stephan (Wien 1951), S. 74, Abb. 195.
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