Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Eine völlige Assanierung sehen die Arbeitsprojekte für zwei unter Denkmalschutz stehende Baulichkeiten in Stein, den Eitzingerhof und den kleinen Passauerhof, vor. Die Planung dieser Arbeiten liegt in der Hand des Kremser Arch. Dipl.-Ing. Albert Gattermann. Der Eitzingerhof, das ehemalige Kastenamt in Stein, Landstraße Nr. 72, ist ohne Zweifel ein wichtiges Baudenkmal. Ulrich von Eitzing, aus einem unbedeutenden Rittergeschlecht stammend, hatte es als finanzielles Genie zum Berater Herzog Albrechts V. in Geldangelegenheiten gebracht und besaß als Pfand die Stadt Dürnstein. Diu'ch Heirat und die ihm verpfändeten landesfürstlichen Einkünfte gelangte er zu so großem Reichtum, daß er es wagen konnte, sich als Anführer der Adelspartei mit Friedrich III. in kriegerische Auseinandersetzungen einzulassen, wobei Dürnstein von den Kaiserlichen erobert wui'de. Der im Kerne mittelalterliche Bau des Eitzingerhofs wies eine Fassade aus der Renaissancezeit mit spätgotischem Erker auf. Im Hof war um einen alten Mantelrauchfang eine Renaissance loggia gelegt. Die weiteren Gebäude im Hof waren sehr ver fallen und mußten abgetragen werden. Dem Verständnis der »Stadtgemeinde, die das Haus erwarb, sowie der Hilfe der Niederösterreichischen Landesregierung ist es zu danken, daß die wesentlichen Teile des Baudenkmales gerettet werden konnten. Die Fassade blieb erhalten, ebenso die Gewölbe des Erdgeschosses und die schöne Renaissanceloggia um den ehe maligen Mantelrauchfang. Das Innere des Gebäudes wurde zu Geschäftslokalen und neuen Wohnungen umgestaltet, während im Hof ein neues Wohngebäude entstand. Das Straßenbild wurde durch den Ausbau des Attikageschosses nicht beein trächtigt. Die Situation im Hofe verspricht insoferne malerisch zu werden, als sich gegen Norden, an der Steilstufe zwischen der unteren und der oberen Stadt, eine urtümliche Mauer mit alten Gewölbenbefindet.Von diesem Hofe aus ist auch der alte kleine Passauerhof zugänglich, ein Renaissancegebäude, das in ähnlicher Weise wie der große Passauerhof oder deiWehrturm der Kirche in St. Michael mit Rundzinnen ge schmückt ist und mit seinen Anbauten, einem alten Mantelrauchfang und einem Gewölbe an der Westseite des Gebäudes, einen malerischen Eindruck bietet. Der kleine Passauerhof ist eigentlich von der höher gelegenen hinteren Fahrgasse zugäng lich, hat aber auf Grund einer Servitut auch einen Zugang über die Einfahrt des Eitzingerhofes. Nach der Planung wird nun unter Entfernung weniger bedeutender späterer Ein bauten, so eines Pferdestalles, zwischen Eitzingerhof und kleinem Passauerhof ein lichter Binnenhof entstehen, der die Baugruppe erst recht zur Geltung bringen wird. Es ist dies der erste Fall einer ,,Ausweidung", wie man in Italien einen solchen Fall von Assanierung nennt, der in Krems zur Durch führung gelangt. Bei den Arbeiten wird getrachtet, den kleinen Passauerhof möglichst gesund und wohnlich zu machen, die schönen, gewölbten Räume zur entsprechenden Wirkung zu bringen und im obersten Stockwerk eine neuzeitliche lichte Wohnung einzurichten. Der Komplex Eitzingerhof-kleiner Passauerhof wird so die Möglichkeit geben, neue gesunde Wohnungen in einem alten Stadtkern unterzubringen und auf diese Weise ein Altstadtviertel von Stein neu zu beleben (Abb. 122)^ " Biberschick, a. a. O., S. 154ff., und ÖKT, 1. Bd., S. 42S. iß'- - 128. Krems, ,,Gozzoburg", Schlußstein in der Loggia {BDA Strempel)

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