Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

p'V I mL y im. Auf der linken Seite: 124. Krems, Hoher Markt, östlicher Teil der ,,Gozzoburg" (BDA Strempel). - Rechts: 125. Krems, Saalbau der ,,Gozzoburg" mit dem gefährdeten Nachbarhaus Margaretenstraße 12 (BDA Strempel) versehen wurde. Als Gozzo 1277 aus seiner Gefangenschaft in Mähren nach Krems zurückkehrte und von Rudolf von Habs burg weitere Gunstbeweise erfuhr, mag er sich entschlossen haben, seine Stadtburg mit einer Loggia und einem neuen Saal auszuschmücken. Da Gozzo 1286 eine Pilgerreise nach Rom antrat und 1288 als Laienbruder in das Zisterzienserkloster Zwettl eintrat, wäre somit der Zeitraum abgegrenzt, in dem die Fassade entstanden sein dürfte, wenn wir nicht annehmen wollen, daß die Bauführung erst unter seinem Sohn Irnfried erfolgte, der von 1285 an mehrmals das Stadtrichteramt bekleidete und bis 1295 nachweisbar ist. Die österreichische Reimchronik Ottokars von Horneck berichtet, daß in dem Hause, ,,daz wilen her Goz ze Kremse hat erbüt", Albrecht I. und seine Gattin Elisabeth ein Wiedersehen nach langer Trennung feierten. Dieses Ereignis spielte sich im Jahre 1298 ab, als König Albrecht nach seiner Krönung in Aachen sich mit seiner Gattin in Krems traf, um mit ihr nach Nürnberg zu ziehen. Die Stadtburg ging später in landesfürstlichen Besitz über und gelangte schließlich als geteilter Besitz in private Hand. Der letzte Besitzer, der noch die ganze Burg in einer Hand vereinigte, war Eliseus, der Sohn des kaiserlichen Schlüs selamtsmannes Michael Püchler (bis zum Jahre 1570). Es ist nun zu hoffen, daß durch das Verständnis der heutigen Besitzer des Saalbaues sowie der Stadt Krems als Mieter der Loggia dieser mittelalterliche Bau eine würdige Verwendung findet. Das Haus zur Rechtendes Saalbaues, Margaretenstraße Nr. 12, gehört vorläufig noch zu den Sorgenkindern der Denkmalpflege. Der wertvolle Altbau, dessen Fassade einen vorkragenden Erker aufweist, muß als wichtiges Baudenkmal bezeichnet werden und bietet einen überaus eindrucksvollen Rahmen für den mittelalterlichen Burgbau (Abb. 125). Auch von der unteren Stadt aus gesehen, wirkt dieses Haus mit seinem mächtigen Erker geradezu als ein Bestandteil der Burg. Es ist jedoch anzunehmen, daß die Burg von der Westseite her ursprünglich freigestanden ist und daß das Gefälle der Margaretenstraße an dieser Stelle noch steiler war, als dies heute der Fall ist. Tatsache ist, daß sich das Gebäude Margaretenstraße Nr. 12 an die Mauern der Burg anlehnt und an der Ostseite, wenigstens im vorderen Teil, keine eigene tragende Mauer hat. Nach dem komplizierten Grundriß handelt es sich um ein älteres kleines Gebäude, dessen freie Einfahrt später überwölbt worden ist. Von besonderem Interesse ist die Konstruktion der Fassade (Abb. 125), bei welcher der ausladende Erker durch die Anord nung je einer Säule in jedem Stockwerk und durch Belastung der Kragsteine an der Innenseite im Gleichgewicht gehalten wird (Abb. 127). Das Bauwerk wurde als baufällig erklärt und soll einem Wohnungsneubau weichen. Die künstlerisch be deutende Fassade steht unter Denkmalschutz und kann vom Standpunkt der Altstadtpfiege nicht aufgegeben werden. Von größter Wichtigkeit ist auch die Frage, wie die Ansicht des Neubaues, von der unteren Stadt her gesehen, gelöst werden soll; die monumentale Wirkung der Stadtburg darf jedenfalls von dieser Seite her nicht beeinträchtigt werden. Nach dem Gutachten der Sachverständigen ist die Erhaltung der Fassade, unter Einhaltung der notwendigen Vorsicht, durchaus möglich. Der erfahrenste Fachmann auf dem Gebiet der Konservierung alter Baulichkeiten, der ,,Proto" von San Marco in Venedig, Arch. Ferdinando Forlati, welcher von der UNESCO mehrmals zur Sicherung wertvollster Baudenkmale berufen worden ist, hat nun geeignete Vorschläge ausgearbeitet, welche die voll kommene Erhaltung der Fassade mit ihrer interessanten Erkerkonstruktion ermöglichen.

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