Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

W§r ' m 'it Hl"««'.'»' iii ';we; reichen Profilen als gekoppelte Fenster gestaltet sind und ursprünglich in der Mitte eine Säule gehabt haben müssen. Das linke Fenster weist zwei spitzbogige Abschlüsse auf, das mittlere Fenster war reicher gebildet und mit einer Art Maß werk versehen; das rechte Fenster läßt zwei kleeblattförmige Abschlüsse erkennen. Eine ähnliche Ausbildung findet sich an der Schmalseite des Saalbaues gegen Westen und im Geschoß über der heute noch unterteilten Kapelle. Aus wirtschaftlichen Gründen war es nicht möglich, den Saal selbst wiederherzu stellen und die Unterteilung der zwei Geschosse aufzuheben. Vom Standpunkt der Denkmalpflege ist dies nicht zu bedauern, weil zu wenige Anhaltspunkte vorhanden sind, um eine voll kommene Rekonstruktion zu wagen. Die Fenster des obersten Geschosses wurden lediglich höher gerückt, die Fenster in den mittelalterlichen Öffnungen verkleinert und so eingepaßt, daß sie vertieft in den Gewänden sitzen. Von großem Interesse ist der Umstand, daß das Erdgeschoß aus Ziegeln gebaut ist, wäh rend die Pfeiler und Profile aus Stein bestehen. Über der Loggia besteht das Bauwerk aus Bruchsteinmauerwerk; die Fassade war nur sehr dünn geputzt und wies um die mittelalterlichen Fenster öffnungen eine faschenartig ausgebildete stärkere Putzschichte auf. Bei Durchführung der Putzarbeiten wurden alle auf gefundenen alten Bestände geschont. Die Loggia zeigt in ihrem Inneren starke Verrußungen, was darauf hindeutet, daß die Räume zum Biwakieren von Soldaten verwendet worden sein dürften. Diese Verrußung, welche unmittelbar auf der ersten Oberfläche liegt, ist weitgehend belassen worden. Die Arbeiten an der Gozzoburg sind freilich noch nicht abge schlossen. Als nächste große Aufgabe gilt es, den links neben dem Saalbau angebrachten Einbau zu entfernen, welcher erst vor etwa einer Generation entstanden ist und sich, wohl in bester Absicht, in seinen historisierenden Formen an den mittelalterlichen Bau anpassen sollte, wodurch aber das historische Baudenkmal sehr entstellt wurde. Weiters muß noch der schöne Wappenhof aus der Zeit um 1.525 freigelegt und gepflegt werden. Schließlich ist die Freilegung der Kapelle über der Toreinfahrt anzustreben. Noch ungeklärt ist die Frage, wo sich das schöne gekoppelte Fenster befunden hat, welches heute ein wichtiger Ausstellungsgegenstand im Niederösterreichischen Landesmuseum ist und noch vor dem ersten Weltkrieg aus dem ,,Hause der letzten Babenbergerin Margarete", der verstoßenen Gattin König Ottokars von Böhmen, von Krems nach Wien gebracht worden sein soll, wobei man das Haus der Herzogin mit der Stadtburg identifi zieren zu dürfen glaubte. Zur Datierung der Loggia und der Fassade des Saalbaues ist zu sagen, daß aus stilistischen Gründen eine Ansetzung um 1280 die größte Wahrscheinlichkeit für sich hat. Gehörte das Portal mit den zieratlich verwendeten Halbkugeln tatsächlich noch dem im Jahre 1258 erwähnten Hause des Stadtrichters Gozzo an®, so ist es wahrscheinlich, daß der Bau der Loggia erst erfolgte, als Gozzo zu höheren Ehren und Einkünften als Kammergraf gelangt war. Die im Jahre 1267 erwähnte Kapelle (Abschrift der Urkunde im Ingedenkbuche der Stadt Krems im Staatsarchiv, I. Band, S. 5) mag mit der Kapelle über der Toreinfahrt identisch sein, die ja noch zum älteren Baubestand gehört. Sie darf nicht mit der Katharinenkapelle verwechselt werden, die sich an der Ostseite des Burgkomplexes befindet, dem Ende des 13. Jahrhunderts angehört und wahrscheinlich erst von Griffe, dem Schwiegersohn Gozzos, mit Stiftungen ° Fontes rerum Austriacarum, 2. Abt., III., S. 428.

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