scheid Nr. 7 im Gange, das wertvolle Details aus dem Anfang des 16. Jhs. zeigt. Die großen Vorhaben der Denkmalpflege sind aber zur Zeit die Gozzoburg in Krems sowie der Eitzingerliof und der kleine Passauerhof in Stein. Die Gozzoburg ist durch die Freilegung der Fassade mit reicher frühgotisoher Loggia zu einem der bedeutendsten profanen Baudenkmäler Niederösterreichs geworden (Abb. 125). Die Geschichte der Burganlage ist durch eine Publikation des Heimatforschers Dr. Hans Plöckinger weitgehend aufgehellt^. Dieser hatte bereits Teile der Loggia festgestellt, die aber noch völlig verbaut war; von der Schönheit des Baudenkmales war überhaupt noch wenig zu sehen. Die Stadtburg, in welcher man lange den Wohnsitz der verstoßenen Gattin Ottokars II., Pfemysl, erblicken wollte, war der Sitz des reichen Bürgers und Stadtrichters Gozzo, dem von Ottol^ar von Böhmen das Amt eines comes camerae, eines Kammergrafen, der die Finanzverwaltung Oberösterreichs zu führen hatte, übertragen worden war. Über das Leben dieses reichen Kremser Bürgers, der zunächst die Gunst des Böhmenkönigs besessen, diese aber nach dem Aufstand einiger österreichischer Herren im Jahre 1275 verloren hatte und als Gefangener nach Mähren gebracht wurde, schließlich aber von Rudolf I. wieder zum Ver walter der Einkünfte Oberösterreichs gemacht und zu Hof diensten herangezogen wurde, sind wir durch Archivalien gut unterrichtet, welche Kerschbaumer in einer Publikation ver wertet hat®. Gozzos Haus in Krems wird im Jahre 1258 zum erstenmal erwähnt; obwohl von einem Bürger erbaut, ist es doch eine wirkliche Stadtburg, die jedoch nicht identisch ist mit der heute nicht mehr bestehenden Alten Burg, deren Erinnerung in der Ortsbezeichnung ,,Auf der Burg" in Krems weiterlebt. Sie darf auch nicht mit dem Hof der babenbergischen Herzöge verwechselt werden, der später auch von den Habsburgern benützt wurde; die Lage dieses Gebäudes ist durch die Bezeichnung ,,Herzogshof" heute noch genau fixiert. Schließlich ist in Krems noch von einem ,,Burghof" die Rede, welcher vielleicht der Hof des Böhmenkönigs Ottokar gewesen und in der Nähe des Dreifaltigkeitsplatzes gelegen sein mag. Unter allen diesen Baulichkeiten war das Haus des Stadt richters und Kammergrafen Gozzo am Hohen Markt das be deutendste. Die Anlage ist heute in zwei Privatbesitze geteilt. Das Haus Hoher Markt Nr. II, der östliche Teil der Burg, enthält vielleicht den ursprünglichen Palas mit Resten eines Bergfriedes; es umfaßt ferner eine Kapelle aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, einen Arkadenhof aus dem 15. Jahrhundert und Baulichkeiten mit einem Turm aus dem 16. Jahrhundert, welche gegen den Hohen Markt zu angebaut sind (Abb. 124). Diese Gebäudeteile konnten mit Mitteln des Wohnhaus wiederaufbaufonds wenigstens instandgesetzt werden, wenn es auch nicht gelang, die Unterteilung der schönen früh gotischen Kapelle zu beseitigen. An der Ostwand der Kapelle, in einem Korridor, wurde ein wertvolles frühgotisches Fresko mit Darstellungen aus der Passionsgeschichte und Teilen einer Majestas Domini gefunden, welches stilistisch zwischen den von Gozzo in der Dominikanerkirche in Krems gestifteten Fresken und den Fresken der Göttweigerhofkapelle steht. ^ Dr. Hans Plöckinger, Die Burg zu Krems a. d. Donau, ein Beitrag zur Geschichte der Stadtburgen, Wien I9I5, Verlag und Eigentum des Altertumsvereines zu Wien. ° Dr. Anton Kerschbaumer, Gozzo, ein Kremser Bürger aus dem 13. Jahrhundert, Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, XXIX, 1895, S. I46ff. Auch für die Gebäudeteile Margaretenstraße Nr. 14 wurde die Instandsetzung aus Mitteln des Wohnhauswiederaufbaufonds eingeleitet und durchgeführt. Das Hauptgebäude dieses Burg teiles, ein Saalbau mit einer repräsentativen Loggia im Erd geschoß, war so verändert und durch Zwischengeschosse so verbaut, daß sein ursprünglicher Charakter kaum zu erkennen war (Abb. 126). Lediglich durch ein Gewölbe mit Rippen und Schlußsteinen in einem Zwischengeschoß war das Alter dieses Baues zu bestimmen. An der (später verbauten) Fassade war an einzelnen Stellen der Putz abgeblättert, wodurch stellen weise Teile von Steinprofilen zutage kamen. Westlich dieses Gebäudeteiles war eine Torhalle mit darüber befindlicher Kapelle zu erkennen, die ebenfalls unterteilt ist. Die teilweise vermauerten Arkaden im Hof hinter dem Saalgebäude weisen den Charakter der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf. Die Instandsetzung des Hauses bot dem Denkmalpfleger die erwünschte Gelegenheit, den wertvollen künstlerischen Bestand des Saalbaues und der Loggia wieder in Erscheinung treten zu lassen. Dem Entgegenkommen der Niederösterreiohischen Landesregierung ist es zu danken, daß aus Mitteln der Wohn bauförderung drei neue Wohnungen an anderer Stelle ge schaffen werden konnten. Dadurch war es möglich, die wichtig sten in Betracht kommenden Räume frei zu machen und die wohl schon im 16. Jahrhundert errichteten Zwischengewölbo zu entfernen. Die Fassade wurde freigelegt und die vor handenen Steinteile, soweit notwendig, durch Steinmetzmeister und Restaurator Wilhelm Langer aus Kilb bei Melk behutsam konserviert. Hierbei mußten große Mauerteile an der Innenseite der Loggia, welche bei ihrer seinerzeitigen Verwendung für Wohnzwecke weggerissen worden waren, neu errichtet werden. Schließlich konnte so das ursprüngliche Erscheinungsbild wieder gewonnen werden: eine Loggia mit fünf Achsen, die Arkaden Öffnungen von frühgotischer lanzettförmiger Gestalt, die Öffnung über dem Haupteingang etwas höher und breiter, die Kreuzrijapengewölbe mit schönen Schlußsteinen, von denen freilich nicht alle erhalten sind (Abb. 123, 128). Der Schlußstein über dem Gewölbe des Einganges zeigt zwei einander jagende Drachen; ein gleichartiger Schlußstein befindet sich heute im Museum der Stadt Krems und dürfte ebenfalls aus dieser Vor halle stammen. Die Profile, Rippenansätze und Konsolen zeigen eine gewisse Verwandtschaft mit zisterziensischen Formen, was in Hinblick auf die Beziehungen Gozzos zu Stift Zwettl (wo er seinen Lebensabend als Mönch verbrachte) nicht verwunderlich erscheint. Aus dem Eingangsjoch der Loggia gelangt man durch ein weiteres Tor in einen gewölbten Raum, dessen Niveau etwas tiefer liegt als die Loggia selbst. Die Ornamentik des Bogens, eine Reihe von Halbkugeln an der Schräge, beweist das höhere Alter dieses Bauteiles; es muß daher angenommen werden, daß die Loggia an einen älteren, schon vorhandenen Bau angefügt wurde. Im Erdgeschoß enthält der Saalbau hinter der Loggia noch einen Raum mit zwei Gewölben, deren Konstruktion durch den Abdruck der Schalungsbretter heute noch deutlich zu erkennen ist. Es ist nicht eindeutig erwiesen, ob dieser Raum von der Loggia her Licht empfangen hat. Aus praktischen Gründen mußten jedenfalls bei der Wiederherstellung in die Loggiarückwand Lichtschlitze eingebaut werden. Die Loggia und die Räume im Erdgeschoß des Saalbaues wurden von der Stadtgemeinde gemietet und sollen repräsentativen Zwecken dienen. Das Hauptgeschoß des Saalbaues zeichnet sich an der Fassade durch drei große frühgotische Öffnungen aus, welche mit
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