Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

„Ordinari-Ruderschiffes" von Linz nach Wien ebenso wie die Regensburger Schiffleute auf. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts landeten hier die ersten Dampfschiffe. Abschließend sei noch die Aufmerksamkeit auf einen Kupferstich von W. Rzehaczek aus dem Jahre 1785, gestochen von Johann Ernst Mansfeld (1738—1796), einem Mitglied der Akademie in Wien, gelenkt. Das geschmackvoll und kunstvoll gestochene Blatt bringt mit großer Genauigkeit die Bauten von Und bis zum Wiener-Tor, wobei die turmartige Anlage des Herzoghofes und die nördlich davon gelegene, 1783 aufgelassene Andreaskapelle mit barockem Zwiebelturm besondere Erwähnung verdienen, ebenso der Blick auf die oberen Teile der 1738 von Josef M. Goetz geschaffenen Dreifaltigkeitssäule. Im Südteil der Gozzoburg stand damals noch der wuchtige Hauptturm, der im vergangenen Jahrhundert abgetragen wurde. Darstellungen von Stadtansichten besitzen somit einen hohen Quellenwert, sie ergänzen nicht nur sinnvoll das schriftliche Material der Vergangenheit, sondern vertiefen auch weitgehend deren Kenntnis. Fbanz Eppel EIN FELLNER UND HELMER-BAU IN WIEN III Zum Zwecke der kunsttopographischen Aufnahme nimmt der Referent derzeit eine Begehung des dritten Wiener Gemeindebezirkes vor. Dabei wurde auch das Haus Salesianergasse 3 a besichtigt und folgender Text für die Österreichische Kunsttopographieentworfen: ,,Stadtpalais, 3-ff 1 Geschosse, 3-|- 1 Achsen. Vornehmes Gebäude mit einer in klassizierenden Motiven reich dekorierten Schauseite. Am ersten Obergeschoß Herrschaftswappen mit Adelskrone. — Im ge krümmt angelegten Hausflur feine Stuckdekoration in spätbarocken vegetabilischen Formen; originelles Schuhputzgerät aus Schmiedeeisen. Feudales offenes Treppenhaus mit Holzvertäfelung und über reichen Schmiedeeisengeländern. Charakteristische bunte Treppenhausfenster aus der Erbauungszeit. Lebensgroße Holzkaryatiden tragen einen brückenartigen, freien Umgang des zweiten Obergeschosses. Im ersten Obergeschoß großer Salon mit reicher Vertäfelung der Wände und kunstvoll geschnitzter, kassettierter Holzdecke. In der hohen, von einer flachen Glaskuppel überwölbten Halle reich geschnitzte Wandschränke und ein offener Marmorkamin mit großer Holzverkleidung." Die in der Plan- und Schriftenkammer der Stadt Wien aufbewahrten Baupläne wurden von den Archi tekten Z. V. Ferdinand Fellner und Hermann Helmer 1891 für Marie Freifrau von Schnapper ausgeführt Da die Besitzer mehrmals gewechselt haben und das Eigentum einer geschlossenen Familientradition längst entglitten ist, sind diese Daten heute in Vergessenheit geraten^ (Abb. 106, 107). Derzeit ist das palaisartige Gebäude, nachdem der vorige Eigentümer die aus der Erbauungszeit stam mende mobile Inneneinrichtung zur Gänze veräußert hat, ohne Verwendung im Besitze eines Realitäten vermittlers® und wird zur Vermietung beziehungsweise zum Kaufe angeboten. Es ist zu erwarten, daß es als Bürogebäude eines Industrieunternehmens einen Interessenten findet. Mit jedem Besitzerwechsel wächst aber die Gefahr, daß vor allem die ,,unmoderne" und ,,unpraktische" architekturgebundene Inneneinrichtung einer Modernisierung zum Opfer fällt. I Weitere ,,Privathotels" von Fellner und Helmer: Baron Springer (Reich) in Meidling; Rosenthal (-s'on Czyzek) im Währinger Cottage; von Rittershausen (Prof. Schauta) auf der Hohenwarte; Müller (Geitler-Zanetti) in Wien. (In Klammern die Zweitbesitzer.) ^ So konnte auch die Zeitungsente bestehen bleiben, dies sei einst das Palais Vetsera gewesen, das sich tatsächlich Salesianergasse II befand — von Baronin Helene von Vetsera und ihren vier unglücklichen Kindern Ladislaus, Hanna, Mary und Ferry bewohnt und nach dem geheimnisvollen dode Budolts ,,von unermeßlicher Trauer erfüllt" —, 1889, somit schon zwei Jahre vor der Er richtung des Gebäudes! Wr. Wochenpresse Nr. 38 vom 17. 9. 1955. ^ Direktor Josef Machek, Wien IV, Mayerhofgasse 1.

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