fließt der linke Donauarm, der mit dem Donaustrom eine Insel einschloß. Im Westen sind die beiden Türme des Hülben- (Steiner-) Tores erkennbar, östlich davon die Dominikanerkirche mit einem etwas zu groß geratenen Dachreiter. Weiter im Osten erhebt sich der Turm der Ursulakapelle im Passauerhof, hingegen fehlt die Bürgerspitalkirche, da deren Bau erst 1470 abgeschlossen wurde. Die Frauenkirche mit ihrem wehrhaften Turm sowie den vier charakteristischen Ecktürmchen® und die mächtige Stadt pfarrkirche, deren Turm ein gotisches Zeltdach besitzt, beherrschen das Stadtbild. Vom Sehottenmeister stammt auch eine wichtige Ansicht von Wien auf der Tafel ,,Flucht nach Ägypten"; die Akribie der topographischen Darstellung dieses Meisters geht so weit, daß es mit Hilfe dieser Tafel möglich war, die sogenannte ,,Öde Kirche", eine um 1470 von Friedrich III. gegründete Kapelle, nahe der Hofburg zu lokalisieren®. Das Städtische Museum Krems besitzt einen Almanach des kaiserlichen Mathematikers Dr. Paul Fabricius von 1563, gedruckt in der Offlzin des Michael Zimmermann in Wien'. Dieser Kalender, der zu den seltenen und alten Wiener Drucken dieser Art gehört, zeigt im Titelblatt in kleinen Holz schnitten zahlreiche Städte Niederösterreichs und der Steiermark. Die Größe der Städtebilder beträgt 20 X 26 mm, demnach ist die Wiedergabe der Baulichkeiten sehr ungenau, so daß man im Falle von ,,Crembs" mit Bestimmtheit nur die Frauenkirche und das Hölltor identiflzieren kann. Der Druck war ursprünglich, wie aus einer Eintragung hervorgeht, im Besitz des Jakob Premier, Hauptmann der Feste Pernegg. Ein Nachdruck dieses Almanachs, mit erläuterndem Text von Dr. Bartholomäus Reisacher und gleicher Anordnung der Städtebilder, erfolgte 1575 durch Caspar Steinhofer in Wien®. Der Säulenhof des Palazzo Vecchio in Florenz erfuhr aus Anlaß der großartigen Hochzeitsfeier des mediceischen Erbprinzen Francesco mit Johanna von Österreich, Schwester Maximilians II., im Jahre 1565 durch die Maler Sebastiane Veronese, Giovanni Lombardi, Cesare Baglioni und flkirino von Piemont eine Ausschmückung mit 16 Wandbildern, die Ansichten von größeren Städten bringen, darunter Stein a. d. Donau. Der Erhaltungszustand dieses Freskos ist trotz zweimaliger Restaurierung schlecht, Details können nur mehr sehr schwer festgestellt werden. Dies ist insoferne bedauerlich, als es sich um die bisher älteste bekannte Darstellung von Stein handelt®. Wolf Huber hat zwar bereits 1529 auf seiner Reise donauabwärts auf einer Federzeichnung das Donautal bei Krems festgehalten, jedoch ist darauf mit Sicherheit einzig die Steiner Brücke zu erkennen^®. Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg mit seinen reichen Beständen eröffnete 1957 eine Sonderausstellung unter dem Titel ,,Kulturdokumente Österreichs", die 1958 auch in der WessenbergGalerie in Konstanz und in Linz zu sehen war. Eines der Exponate war eine bislang unbekannte Feder zeichnung der Stadt Krems mit der Donaulände im Ausmaß von 29,9 x 101,7 cm in drei Teilen und einer Legende (Abb. 104). Die Entstehungszeit der Stadtansicht dürfte nach 1616 anzusetzen sein, zumal die Pfarrkirche mit ihrem gotischen Turm, den man 1616 abzutragen begann, einerseits, anderseits das 1616 von Adolf Graf von Althan gestiftete Jesuitenkolleg, allerdings noch im Bau befindlich, bereits abgebildet sind^^. Die Zeichnung gibt einen Überblick vom Ortsteil Und bis vor das Wiener Tor. Das Kapuzinerkloster in Und besaß in östlicher Richtung einen langgestreckten, von einer Mauer mit zwei Bildstöcken eingefaßten Garten. Hinter dieser Anlage verlief die ,,rechte Landstrass von Crembs und Stein". Vor dem Garten führte ein Weg, der mit ,,Georgsteig" bezeichnet ist, nach Stein. Westlich des Hülben- (Steiner-) Tores ging von Norden nach Süden der Stadtgraben, über den eine kurze Brücke, vermuthch eine Zugbrücke, die Verbindung zwischen Stadt und Glacis herstellte. Südlich der ^ Die Piaristenkirohe in Krems. Berichte u. Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien, Bd. X (Wien 1867), S. 282ff. "Josef Zykan, Die Darstellungen des mittelalterlichen .Stadtbildes. Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Bd. 2: Gotik (Wien 1955), S. 246ff. — Hariy Kübnel, Forschungsergebnisse zur Geschichte der Wiener Hofburg im 16. Jahrhundert. Anzeiger der Österr. Akademie der Wissenschaften, Jg. 1956, Nr. 20, S. 268. ' In: Josef Mayer, Wiens Buchdruckergeschichte, Bd. 1 (Wien 1883), >S. VOff. wird dieser Druck nicht angeführt. " Mayer, Buchdruckergeschichte, S. 110. — Salomen, Die ältesten Ansichten der Stadt Krems, S. 31. — E. Schmidel, Abbildungen von 18 österreichischen Städten vom Jahre 1575. Monatsblatt des Altertumsvereines zu Wien, Bd. VII, 22. Jg. (1905), S. 141f. und Reinöbl, ebenda, Bd. IX, 27. Jg. (1910), S. 131f. — Heinrich Güttenberger, Die Donaustädte in Niederösterreich (Wien 1924), S. 136. " Richard K. Donin, Ansichten der Städte Wien und Wiener Neustadt von 1565 in Florenz. Zur Kunstgeschichte Österreichs (Wien 1951), S. 366ff. Erwin Heinzle, Wolf Huber, um 1485—1553 (Innsbruck o. J.), S. 22, 79 und Abb. 44. Katalog: Kulturdokumente Österreichs aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Konstanz 1958, Nr. 179, dort jedoch irrtümlich der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben.
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