Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

ppvfeSti,"' m/f/ jfihiT- ik ^ ■ .;: 49. Münster, Dom, Paradiesportal (Landesdenkmalamt Westfalen) 50. Naumburg, Wenzelskirche, Sakristeianbau um 1600 (Dr. W. Götz, Saarbrücken) absichtsvolle Auswahl, denn bei seinen Einbauten im Inneren der Kirche zeigt sich Steiner als völlig sicher in der Beherrschung der modernsten Formenmöglichkeiten der Renaissance. Was uns jetzt in der Denkmalpflege (z. B. auch in Lauenstein im Erzgebirge) begegnet als Bevorzugung gotischer Formen, ist nicht unbedingt etwas Zweitklassiges, nicht Stilverspätung und provinzielles Nachhinken, sondern steht zumeist auf der vollen Höhe der Kunstleistung dieser Zeit. Archäologisch getreue Bewältigung der historischen Formen verbindet sich mit handwerklicher Tradi tion, die soeben noch die Möglichkeiten gotischer Werktradition bereithält für eine Zeit, die allenorts absichtsvoll auf das Mittelalter zurückgreift. Daß die ,,Echtergotik" oder die Jesuitenbauten des Rhein landes selbstverständlich stilecht restaurieren, überrascht somit nicht mehr. Am Ende der Epoche stehen die ersten Projekte zur gotischen Vollendung der großen Dome: Wien 1632, Köln 1654, in beiden Fällen nachweisbar programmatische Akte der Gegenreformation^®. Man darf diese Einsicht in die psychologische Wirkung traditioneller Bindung nicht dem neuen Geschichtshewußtsein der Renaissance allein zuschreiben wollen. Sie ist erbeblich älter. Die Denkmalpflege des Mittelalters ist überhaupt nur von der Seite einer absichtsvollen traditionellen Bindung aus Gründen der Legitimation und Repräsentation her zu hegreifen. Immer rührt die Frage nach dem Bedeutungs gehalt an das Kernproblem der Denkmalpflege aller Zeiten. Wenn das in der Vergangenheit zu wenig gesehen wurde, so liegt das wohl an der einseitigen Betrachtung der Denkmalpflege unter dem Blick winkel von Humanismus und Renaissance: Das neue historische Distanz-Bewußtsein der Renaissance hat zwar die Beschäftigung mit der Antike wie mit einem Studienobjekt schließlich ermöglicht und damit H. Tietze, St. Stephan, Österr. Kunstto2:»ographie 23, Wien 1931, S. 52 und Anm. 1. — H. Lützeler, Der Kölner Dom in der deutschen Geistesgeschichte. Akadem. Vorträge und Abhandlungen 12, Bonn 1948, S. 6—7.

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