,, ii- 1 - fi, II 48. Freiburg, Münster. Reiiaissancevorhalle (Kunstanstalt Gebr. Metz, Tübingen) Am Ende der Renaissance in Deutschland - nun schon am Anfang des 17. Jahrhunderts - kann man der Südseite des romanischen Südquerschiffes am Freiburger Münster eine Renaissance-Vorhalle vorlegen (Abb. 48). Doch zeigt sich dann auch hier, daß beide Stile einander nicht ausschließen. Was auf den ersten Blick als stilwidrige Kühnheit erscheint, versöhnt dann schließlich durch eine nicht zu leugnende Logik - weder eine neuromanische noch eine gotische Vorhalle möchten wir uns vor dieser klaren romanischen Fassade wünschen. Kein Zufall im übrigen, daß der Erbauer dieser Renaissance-Vorhalle vor einer romanischen Fassade im Steinfiligran der Maßwerkbrüstung auch gotisiert: die archäologisch-wissen schaftliche Beherrschung der Formenmöglichkeiten hat sich zur kongenialen künstlerischen Selbst behauptung gewandelt. Damit weist die dritte Welle einer ,,romanisierenden" Denkmalpflege im 16. Jahrhundert bereits hinüber in den Barock. Wir dürfen in der Geschichte der Denkmalpflege das 16. Jahrhundert nicht allein unter dem Gesichts punkte der Auseinandersetzung mit der Antike sehen. Es wirkt in diesem 16. Jahrhundert sehr viel Mittelalterlich-Bodenständiges mit: in der ersten Jahrhunderthälfte nachlebendes und auslaufendes Mittelalter, in der zweiten Jahrhunderthälfte bereits wieder bewußt aufgenommenes Mittelalter. Wir kommen diesem Problemkreis näher, wenn wir einmal nicht mehr nach der Methode der Denkmalpflege - ihrer formalen und technischen Seite - fragen, sondern nach dem Motiv der denkmalpflegerischen Tat. Wenn wir uns von der Bildseite der Denkmalpflege gleichsam ihrer Sinnseite zuwenden. Gerade in den Zeiten geistigen und sozialen Umbruchs wird dann deutlich, wie auch die Denkmalpflege nicht nur ein Stilphänomen - eingebettet in die Zeitstilwellen — darstellt, sondern zugleich unmittelbare Aussage zum aktuellen Geschehen der Zeit bedeutet. Wer unvorbereitet vor die Statue des Paulus am Mittelpfeiler des Paradiesportales im Dom zu Münster (Abb. 49) tritt, wird zweifellos zunächst glauben, vor einer spätromanischen Skulptur innerhalb eines gleichzeitigen zyklischen Zusammenhanges zu stehen. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Arbeit um 1537. 1534-1535 war das Portal durch die Wiedertäufer stark beschädigt worden. 1536 erhält Hans
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