Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

bezeig nend erscheinen. Das vergleichsweise archäologische ^g Roermond, Liebfrauenkirohe, Formeninteresse, eine Stilkenntnis auch als Bildungs- Grabmal des Grafen Gerhard III. von Geldern ... , 1-1. j und der Margareta von Brabant erlebnis, ist in dieser Art in der Geschichte der Marburg) Denkmalpflege in Deutschland zuvor nicht festzu stellen. Darin liegt tatsächlich das Neue der Denkmal pflege im 16. Jahrhundert: in dem aus offenbar künstlerischem Interesse heraus erwachsenen Ver ständnis für historische Formen, die man nun aus der Distanz geschichtlicher Betrachtung heraus zu erfassen vermag. Diese archäologische Welle des Romanisierens in der Denkmalpflege des 16. Jahrhunderts dauert mit ihren späten Leistungen bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts, wie die Stiftskirche in Qued linburg zeigt. 1571 wird die Südwand des Südquerschiffes nach Beschädigungen in ihren alten Formen neu aufgeführt (Abb. 46). Wir könnten diese Restaurierung kaum feststellen, erführen wir nicht davon durch eine an der Innenseite angebrachte Inschrift (Abb. 47). Solche Restaurierungsinschriften - wie sie schon in der Spätantike und im Reiche Theoderichs d. Gr. allgemein üblich waren - finden sich seit der Renaissance häufiger in der deutschen Denkmalpflege (z. B. Hildesheim, St. Godehard) und lassen auch vom Text her erkennen, daß man die Wiederherstellung als verdienstvolle Tat versteht®. Zeigte sich schon bei allen bisherigen Beispielen eine besondere Vorliebe des 16. Jahrhunderts für die Romanik, so wird das Problem der stilbedingten Auswahl besonders deutlich im Zusammenhang mit der Wiederverwendung von Portalen. Seit dem 15. Jahrhundert bereits werden romanische Portale mit besonderer Vorliebe in Neubauten übernommen. Das bleibt auch im 16. Jahrhundert so. Bis in die Siebziger]ahre des 16. Jahrhunderts hinein ist mir kein einziges Beispiel der Wiederverwendung eines * A. Schippers, Das Stiftergrab in der Liebfrauenkirche in Roermond, in: Zs. f. bild. Kirnst .59, 1925/26, S. 288ff. 5 Interessant ist, daß auch das 18. Jh. an diesem Bau romanisierende Denkmalpflege betrieben hat: 1708-1711 wird unter Aurora von Königsmarck die Südwand des südl. Seitenschiffes wegen Fundamentschäden etwas nach Süden herausgerückt und in schlichten romanisierenden Formen wieder aufgebaut. Wieder überliefert eine Restaurierangsinschrift die denkmalpflegerische Tat. A. Brinkmann, Beschr. Darstellung d. älteren BKD des Kreises Quedlinburg, Berlin 1922, S. 88. 45. Roermond, Liebfrauenkirche, (Foto Marburg)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2