■ -V,. ■"**" 87, 88. Schloß Straßburg, Stall- und Kastengebäude. Links: vor der Restaurierung, oben: nach der Restaurierung (F. Pluder, Klagenfurt) forderte in einer Broschüre^ die Kärntner auf, die Rettungs aktion nach besten Kräften zu unterstützen, da die Erhaltung des künstlerisch und historisch hochbedeutenden Baues eine Ehrenpflicht des Landes sei. Wie vor dem ersten Weltkrieg waren es nur wenige, die sich in den Dienst der Sache stellten; einzelne Idealisten, die allen Widerwärtigkeiten zum Trotz unermüdlich blieben. Allen voran Hofrat Dipl.-Ing. Eduard Ertl, der Baudirektor des Landes. Jahr für Jahr wurden Dächer geflickt oder erneuert, und alljährlich traten dennoch an anderen Stellen des aus gedehnten Komplexes schmerzliche Substanzverluste ein. Die Kraft der wenigen reichte jedoch nicht aus, dem Verfall end gültig Einhalt zu gebieten; es gelang lediglich, ihn hintan zuhalten. Im Jahre 1938 bot der mit Notdächern versehene Bau, durch den man, besonders im barocken Osttrakt, zufolge fehlender Zwischendecken hindurchschauen konnte, das trostlose Bild eines Zwitterwesens, einer Ruine mit Dächern über dem zerfallenden Mauerwerk, so daß man vor der damals zeit bedingten Alternative stand: Wiederaufbau des Schlosses als ,,Nationale Schulungsstätte" oder Verzicht auf die kost spielige, letztlich sinnlose Flickarbeit und bewußtes Beschleu nigen der Entwicklung zur Ruine^®. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges erübrigte eine Ent scheidung. Über 10 Jahre lang unterblieb jegliche Sicherungs arbeit und nach Kriegsende holten hier neuerlich nach Bau materialien Suchende, was sie brauchten: Bauhölzer, steinerne Stufen und Bodenplatten, sogar Säulen verschwanden damals. Nunmehr stellte sich das Problem Straßburg in einer völlig neuen Sicht dar. Der südöstliche, über der Stadt stehende Turm {Kapellenturm) wies in allen Geschossen schwere, vertikal ® ,,Schloß Straßburg in Kärnten", herausgegeben im Verlage des Ortsausschusses (1924). Die Ruine hätte zufolge der mit Ziegeln aufgeführten Mauern des Ost- und Südtraktes (Hauptschauseiten) kaum das erwünschte Aussehen gewonnen. verlaufende Trennungsrisse auf und bildete demzufolge eine akute Gefahr für die zu Füßen des Schloßberges Wohnenden. Die Frage lautete nun: Abtragen oder Sichern dieses Bauteiles^^. Mit den Kosten, die eine Demolierung verschlungen hätte, wäre nach Ansicht versierter Fachleute eine Sicherung der gefährdeten Mauern möglich gewesen. Diese wiederum wäre nur dann lohnend, wenn das ehemalige Schloß wieder bewohn bar gemacht und dadurch seine Pflege gewährleistet werden könnte. In diesem Zusammenhang war an die Einrichtung eines Bezirks-Jugendheimes gedacht. Arch. Prof. Dr. Engelhart von der Technischen Hochschule in Wien erklärte sich freund licherweise bereit, den Bau eingehend zu untersuchen^^. Nach dem von ihm vorgelegten, am 15. September 1949 verfaßten Elaborat ist in dem ausgedehnten Komplex kein Bauteil mehr halbwegs intakt, an mehreren Stellen, besonders bei besagtem Turm, bestehe akute Einsturzgefahr. Trotzdem sei noch genügend Bausubstanz vorhanden, um eine Instandsetzung und die Einrichtung eines Jugendheimes als lohnend zu bezeichnen. Vorgeschlagen wurde eine Sanierung in mehreren Baustufen. Nach den ihi-er Dringlichkeit entsprechend gereihten Sicherungsarbeiten könne der Wiederaufbau ein gestürzter Trakte beginnen. Anschließend schlug Prof. Engel hart vor, durch den Bau eines neuen Südtraktes zusätzlichen Raum für das Jugendheim zu schaffen. Diesem letzten Bauabschnitt kommt auch aus formalen Grün den eminente Bedeutung zu, handelt es sich doch um die heute noch fehlende, gegen die Stadt und die Bundesstraße zu gerichtete Schauseite des Schlosses. Prof. Dr. Kahler, Oberbaurat Dipl.-Ing. Hönig sowie die zu ständigen Bausachverständigen vertraten nach eingehender Untersuchung des gefährdeten Bauteiles unabhängig von einander die Ansicht, daß akute Einsturzgefahi- bestehe; der Gefahrenbereich erstrecke sich bis zum Hauptplatz der Stadt. Die Untersuchung nahm mehrere Tage in Anspruch, sie war dadurch erschwert, daß verschiedene Gebäudeteile nur noch mittels langer Leitern erreicht werden konnten.
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