Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

iQii mm mm , ,p:' 81. Innsbruck, ,,Dogana" (altes Schauspielhaus), gegen Süden, Zustand nach dem Kriegsschaden TIROL Denkmalpflege am Rennweg in Innsbruck. In der letzten Zeit mehren sich die Stimmen, die beklagen, daß die Architekten sich immer weniger als Baukünstler denn als Ingenieure und Konstrukteure betätigen. Statt zu versuchen, künstlerisch fein abgewogene, dem Bauplatz, dem Zweck, der Umgebung, der Landschaft angepaßte Bauten zu entwerfen, begnügen sich viele Architekten damit. Bauten in Allerweltskonstruktionen zu errichten. Die Gründe für diese Erscheinung liegen weniger in der rasenden Entwicklung der technischen Mittel und der Bau stoffe sowie in der größeren Rentabilität, Bauwerke aus Fertig teilen zusammenzusetzen, als in der Sucht, international modisch zu sein. Damit entstehen zwar Bauwerke, aber keine Kunstwerke. Diese Überlegungen sind auch bei Bauten und Bauvorhaben am Innsbrucker Rennweg sehr aktuell. Dieser von Hofburg, Hofkirche, Volkskunstmuseum und Theater umschlossene, von alten Baumgruppen und den Bergen gerahmte Platz wird gerade heuer wiederum den grandiosen Schauraum für patriotische Feierlichkeiten des Tiroler Volkes bilden. Eine Sünde wider die Denkmalpflege wurde an diesem Renn weg schon durch den nunmehr fast vollendeten Umbau des Stadtsaalgebäudes begangen. Es liegt mir ferne, zu erörtern, wie es zu diesem Versager kommen konnte. So wie sich der Bau in der fertiggestellten Fassade in der Universitätsstraße präsentiert, wird er in weitesten Kreisen scharf kritisiert. Daß dem ausführenden, sonst sehr bewährten Architekten seine Arbeit sehr schwer gemacht wurde, sei aber ausdrücklich betont. Zugegeben, auch das alte Stadtsaalgebäude war ein wenig erfreuliches Gebilde. Seine verspielte, überladene Neurenaissance-Architektur war charakteristisch für fast alle in den Achtziger)ahren erbauten ,,Kurhäuser". Aber auch der Umbau in seiner verschwommenen, modernistischen Archi tektur ist, jedenfalls was die Südfassade betrifft, leider nicht besser geraten (Abb. 82). Sein Nachteil gegenüber dem alten Stadtsaalgebäude liegt zudem noch darin, daß man beim alten Bau immerhin noch hoffen konnte, er werde einem besseren weichen; eine Hoffnung, die nunmehr zerronnen ist. Aber dieses nach unserer Auffassung nicht gelungene Experi ment beim Umbau der Stadtsaalfassade bringt auch etwas Gutes mit sich: Man erkennt allerorts, daß bei Bauten am Rennweg besondere Vorsicht, besonderer Takt unerläßlich sind. Das andere Gebäude am Rennweg, an das dabei gedacht wird, trägt im Volksmund die Bezeichnung ,,Dogana". Das in seiner langgestreckten, bescheidenen Front am Rennweg nördlich der Hofburg liegende Bauwerk (Abb. 83) war nämlich in der bayerischen Zeit als Mauthalle verwendet worden, weshalb ihm seither dieser etwas despektierlich-ärarische Name anhaftet. Seiner ursprünglichen Bestimmung nach war es aber das große Schauspielhaus, das Hoftheater, das der Tiroler Landesfürst Erzherzog Leopold V. vom Innsbrucker Hofbaumeister Christoph Gumpp Anfang des 17. Jhs. nach italienischem Vorbild errichten ließ. Hinter der schlichten Fassade versteckt sich eine Arkadenarchitektur, die ursprünglich die große, weite Halle einschloß. Selbst heute noch, wo er ohne Dach und

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