Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

BUCHBESPRECHUNGEN Hubort Scholler; Naturhistorisches Museum in Wien; die Geschichte der Wiener naturhistorischen Sammlungen. Wien 1958. 1857 verfügte Kaiser Franz Joseph I. die Auflassung der die Stadt umfassenden Basteien und Glacis; diese Tat ermöglichte jene großzügige Anlage der Ringstraße, die mit ihrem land schaftlichen Panorama seit je ein herrliches Charakteristikum Wiens bildet. Als Zentrum der baulichen Gestaltung war, nach einer Idee Gottfried Sempers, das monumentale sogenannte Kaiserforum geplant, an die Alte Hofburg anschließend und südwestlich durch die schon bestehenden Bauten Joseph Emanuel Fischers von Erlach abgeschlossen. a!1s Äquivalent zu den neuprojektierten, doch niemals vollständig ausgeführten Großbauten der Neuen Hofburg %vurden die Bauentwürfe des Karl von Hasenauer für das Naturhistorische und - spiegel bildlich entsprechend — das Kunsthistorische Museum von der Jury akzeptiert. Seit 1871 wurde zehn Jahre lang der monu mentale Baublock aufgeführt, 1889 wurde das Museum vom Kaiser feierlich eröffnet. Der Hauptteil des Büchleins berichtet vom Schicksal der Sammlungen seit ihren ersten Anfängen, schildert das Werden und Wachsen der Sammlungsbestände und nennt die hervor ragendsten Forscher, die sich als Sammler und Bearbeiter hohe Verdienste erwarben. Das Museumsgebäude selbst ist im Anhange kurz beschrieben, wobei erfreulicherweise der ikonologisehen Instrumentierung der Schauseiten besondere Be achtung geschenkt wird. Den Abschluß bildet ein in Stich worten kurz gefaßter Führer durch die Schausammlungen sowie ein Abbildungsteil und zwei Pläne. In nächster Zeit sollen ähnliche, jedoch den speziellen Wissens gebieten der Sammlungen gewidmete Bändchen als Buchreihe erscheinen. Franz Erpel Bruno Grimschitz: Johann Michael Prunner, heraus gegeben vom Kulturamt der Stadt Linz, Verlag Anton Schi-oll, Wien 1958, 101 S., 12 Abb., 96 Taf. Mit der Herausgabe der ersten Monographie über den Linzer Baumeister J. M. Prunner (1669-1739) hat das Kulturamt der Stadt Linz einem Airliegen entsprochen, das für die Geschichte der barocken Baukunst in Oberösterreich besonders wichtig ist. Die schwierige Aufgabe, den bisher nur in einigen Haupt werken nachgewiesenen Architekten als künstlerische Per sönlichkeit zu fassen und entwicklungsgeschichtlich einzu ordnen, konnte nur von einem mit der Materie so vertrauten Spezialisten wie Bruno Grimschitz bewältigt werden. Die Ergebnisse sind dementsprechend reich und teilweise über raschend: neue, archivalisch und stilistisch fundierte Zuschreibungen, die über den oberösterreichischen Bereich hinaus nach Süddeutschland übergreifen, haben das bekannte Oeuvre Prunners beträchtlich erweitert; seine Entwicklung aus lokalen, noch dem italienischen Frühbarock verhafteten Wurzeln zur fruchtbaren Auseinandersetzung mit den führenden Archi tekten des österreichischen Hochbarocks ist geklärt. Obwohl das komplexe, durch wechselvolle Einflüsse gekennzeichnete Gesamtwerk Prrmners die charakteristischen Wesenszüge seiner Persönlichkeit vielfach nur in latenter Form enthält, konnte seine schöpferische Eigenart, die dem Meister der Dreifaltigkeitskirche in Paura nicht abzusprechen ist, von dem Autor überzeugend aufgezeigt und dem Betrachter in fein sinnigen Interpretationen vermittelt werden. Neben der übersichtlichen Zusammenstellung der einzelnen Bauwerke mit Grundrissen sowie Quellen- und Literaturangaben tragen auch die photographischen Abbildungen, deren Untertitel (12-14) man gerne durch die gegenwärtigen Bezeichnungen der Denk mäler ergänzt sehen würde, zur Wirkung des vorzüglichen Buches bei. E. Doberee Sigfried Asche: Die Wartburg. Dresden 1955. ,,Die Wartburg ist ein Denkmal der unteilbaren deutschen Kultur im unteilbaren Deutschland", schreibt der Autor, Leiter der 1952—1954 vorgenommenen Restaurierungs- und Wiederherstellungsarbeiten an Deutschlands volkstümlichster Burg, einleitend. Er sieht in ihr gar ,,kein echtes Befestigungs werk", sondern eher ein friedliches Symbol deutscher Geistes geschichte an ihren Höhepunkten um 1200, 1500 und 1800. Symbole sind schwer zu behandeln; erst recht, wenn sie volks tümlich sind. Sie gehen dann eher in die Breite als in die Tiefe. Und auf der Wartburg haben zu viele Prominente ihre Spuren hinterlassen: die hl. Elisabeth von Thüringen, sagenhafte Minnesänger aus dem Kreise Wolframs von Eschenbach, Luther, Goethe, Turnvater Jahn und die deutsche Burschen schaft, Richard und Siegfried Wagner, Moritz von Schwind, von ferne Franz von Liszt usw., wobei die jeweils Jüngeren die Fußstapfen der Vorgänger ebenso ausgetreten haben, wie es nicht anders die Baust ile der Wartburg taten; jeder Stil hat den vorhergehenden überrankt, überzogen, das 19. Jh. hat endlich das meiste eingesponnen. Das 20. Jh. ,,will stille bleiben", man hat von weither attraktive Kunstwerke, Möbel und sogar einen Reiselöffel Luthers zusammengeholt, um endlich die Wartburg ,.selbst sprechen" zu machen. In dieser Absicht greift auch das erzählerisch geschriebene Buch sehr weitläufig in die deutsche Geschichte aus. Und wie an der Wartburg selbst: der Kern ist echt und wertvoll. F. Eppel

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2