Das von Walter errichtete Bauwerk selbst, das - wie erwähnt - noch heute in unveränderter Gestalt besteht, erinnert in seiner Gesamtform auffallend an die freilich großartigere Porta di San Gallo auf der Piazza Cavour in Florenz (Abb. 63). Daß Walter gerade diesen monumentalen Triumphbogen als Vorbild wählte, erklärt sich wohl damit, daß die Porta di San Gallo in der Hauptstadt der Toscana gleichfalls zu Ehren Franz Stephans und Maria Theresias, und zwar zur Erinnerung an die 1739 erfolgte Übernahme der Herrschaft des Großherzogtums durch Franz Stephan im Jahre 1745 errichtet worden war. Dieser Florentiner Triumphbogen war das Werk des Hofbaumeisters Jean Nicolas Jadot, den Franz Stephan aus seiner lothringischen Heimat nach Florenz und darm nach Wien gebracht hatte. Jadot war insbesondere durch den Bau des Palastes der Alten Wiener Universität, der heutigen Akademie der Wissenschaften, berühmt geworden. Auch seine Porta di San Gallo muß dem aus Wien gebürtigen Architekten Konstantin von Walter Zumindestens aus Kupferstichen bekannt gewesen sein. Damit erklären sich auch die gemäßigt klassizisierenden Formen der Innsbrucker Triumphpforte, welche der Zeit um 1745 eher entsprechen als beispielsweise der streng klassizistische Bogen von Waitzen, den Maria Theresia 1765 als Muster vorgeschlagen hatte. Der plastische Schmuck, mit dem Hagenauer die Innsbrucker Triumphpforte 1765 provisorisch aus stattete, wirkt gegenüber dem noch heute bestehenden, zehn Jahre später erstellten, stärker barock. Auf der Attika stehen an der Südseite neben Waffentrophäen und Putten die überlebensgroßen Figuren des Kaiserpaares; zwischen ihnen ragt eine Pyramide hoch, die von einem vor ihr schwebenden Genius mit Lorbeerkränzen geziert wird. Auch die Büsten des Hochzeitspaares, die in Nischen oberhalb der Seitenpforten stehen, können als gemäßigt klassizistisch angesprochen werden. In dieser Form präsen tierte sich die Triumphpforte bei der Fürstenhochzeit im August 1765, jener Feier, die durch den plötz lichen Tod, der Kaiser Franz I. in der Innsbrucker Hofburg ereilte, ein jähes Ende fand. Bereits am 1. Mai des folgenden Jahres scheint die Idee aufgekommen zu sein, im Zuge des Austausches des provisorischen Schmuckes der Triumphpforte mit marmornen Skulpturen nunmehr das Thema so abzuwandeln, daß auf der Südseite die Hochzeitsfreude, auf der Nordseite aber die Trauer über den Tod des Kaisers versinnbildlicht werden sollten. Maria Theresia schreibt dem Gouverneur nach Tirol: ,,dem Iten may Graff enzenberg alezeit occupirt mit inspruck wo alezeit mein verlangen hin gehet und wo meine letzte glickliche Täge geendigt schicke ihme meinen bau director dem pagazzi deme er alles sehen lassen und ihm anhören mögte er ist in formirt von meinen intentionen. Das haubt werck ist das einmahl die so gutt ausgedachte Triumph porten in einer der bittersten verwandelt werde . . Wie weit nun Nicolo Pacassi auf diese Änderung Einfluß nahm, wissen wir nicht. Jedenfalls scheint man sich aber diesmal die Sache reiflich überlegt zu haben, da zwei 1773 bezeichnete Abänderungsentwürfe für die Triumphpforte vorliegen, die Konstantin von Walter, der inzwischen den Umbau der Innsbrucker Hofburg durchgeführt hatte, geschaffen hat®. Diese in der Graphischen Sammlung Albertina in Wien erhaltenen Entwürfe zeigen, daß Walter den Aufhau über der Mittelpforte erniedrigen und hier ein tempelartiges Mittelstück einfügen wollte, für das je ein großes Relief auf die Hochzeit bzw. auf den Tod vorgesehen war (Abb. 64). Diese Entwürfe Walters fanden aber offenbar in Wien keine Zustimmung, und so wird 1774 durch die Vermittlung des Freiherrn Josef von Sperges der Tiroler Balthasar Moll beauftragt, jenen weiß-marmornen Schmuck an der Triumphpforte zu schaffen, den er 1775 vollendet und den wir heute noch an ihr finden (Abb. 65, 66)9. Von der Idee Walters oder des von ihm herangezogenen Bildhauers werden im neuen Entwurf nur die die Pfeiler der Attika bekrönenden Ziervasen und die Porträtmedaillons übernommen, die die Flächen oberhalb der Seitenpforten der Nord- und Südseite füllen. Neu sind die großen, länglichen Reliefs im Mittelfelde der Attika und neu die großen, diagonal aufgebauten Statuengruppen, in denen Genien die ovalen Reliefmedaillons des verstorbenen Kaisers und des Hochzeitspaares Leopold und Maria Ludovica bekränzen. ' Archiv Schloß Tratzberg. Katalog Nr. 153 und 154. « Fonds Albertina. Aus dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Alb. 43, 687-688. » Heinrich Hammer, Kunstgeschichte der Stadt Innsbruck, Tyrolia-Innsbruck 1952, S. 302, 303. - Ders., Paläste und Burger bauten, Hölzel-Wien 1923, S. 135f. 9 Denkmalpflege
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