Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

wird angegeben, daß man das Elfenbein in einer Mischung von 1 Teil Salpetergeist und 5 Teilen Weißwein, Weinessig oder Wasser einweichen soll. Nach 3-4 Tagen sei das Elfenbein ganz weiß. Der Schüler Teubers, Lorenz Spengler^, hat eine längere Abhandlung hinterlassen, worin er darauf hinweist, daß stark verschmutztes Elfenbein zuerst mit Seifenwasser, allenfalls mit feinem Bimsstein pulver abgebürstet werden soll. Dann sollen die trockenen Elfenbeinarbeiten - jedoch durch zwei Schich ten Glas gedeckt - der Sonne ausgesetzt werden, denn sonst würde die Hitze das Elfenbein zum Bersten bringen. Es zeigt sich auch, daß die schattenseitigen Stellen von Elfenbeinarbeiten dunkler sind als die dem Licht ausgesetzten. Spenglers Abhandlung wurde 1783 in Kopenhagen gedruckt; sie scheint durch lange Zeit hindurch maßgebend gewesen zu sein, denn 1809 und 1832 erschienen eine deutsche und eine französische Ausgabe®. Wichtig ist jedenfalls die Erkenntnis, daß der Gelbton des Elfenbeins auch vom Ausgangsmaterial beeinflußt wird; so werden, nach seiner Angabe, Gegenstände, die aus der inneren Zahnmasse verfertigt sind, leichter bräunlich, so daß gerade diese mehr der bleichenden Wirkung des Sonnenlichts ausgesetzt werden müssen. Eine weitere Quelle aus älterer Zeit bietet ,,Der Drechsler" von J. G. Geissler. Der erste der Bände dieses Werkes erschien 1795 in Leipzig. Uns interessiert Teil 1, Kapitel IX, Nr. 6, ,,Gelbgewordenes Elfenbein zu bleichen". Geissler führt an, daß man das Stück in einer Lösung unter Beimengung von Alaun kochen und später der Sonne aussetzen soll. Dieser Vorgang ist allerdings keineswegs zu empfehlen. Geissler teilt eine Reihe solcher Rezepte mit, die er sicherlich ungeprüft niedergeschrieben hat. Er war nämlich vom Verleger Crusius mit der neuen Herausgabe des Teuberschen Werkes beauftragt worden, und außer Teuber standen ihm Plumier sowie Hulot zur Verfügung. Aus dieser Zusammenarbeit entstand ein umfangreiches Werk, das alles Wissenswerte auf dem Gebiet der Kunstdrechslerei enthält. Die konser vatorischen Notizen sind mit Vorsicht aufzunehmen; sie wurden sicherlich alle ohne Praxis notiert. Nach wie vor ist die einfachste Methode die beste, wobei nach einer Reinigung mit Seifenwasser das Objekt mit weichen, saugenden Tüchern abgetrocknet werden soll. Erst nach längerer Lufttrocknung darf es dem Licht ausgesetzt werden. Unter ,,Sonne" ist immer nur eine besondere Helligkeit zu ver stehen, denn direkte Sonnenbestrahlung kann, soferne der Hitzeeinfluß zu groß wird, zum Bersten des Stückes führen. Eine Behandlung mit bleichenden Säuren, Auskochen usw., greift zumeist die Oberfläche an und zerstört den Seidenglanz. Hier mag vielleicht noch angefügt werden, daß der Unterschied zwischen echtem und sogenanntem vegetabilischem Elfenbein durch Anwendung von Schwefelsäure festgestellt werden kann. Echtes Elfen bein wird durch Schwefelsäure nicht aufgelöst, während die kleinen Arbeiten aus vegetabilischem Elfen bein sich auflösen^". ® Eugen V. Philippovich, Ein Bildnis dos Königlich Dänischen Kunstkammerverwalters Lorenz Spengler aus Schaffhausen. Jahresbericht des Museumsvereines Sohaffhausen 1956. Hier nähere Daten über Spengler (1720-1807). ' Näheres bei C. H. Vogler, Der Künstler und Naturforscher. IX. Neujahrsblatt des Kunstvereins etc. zu Schaffhausen, 1899, zweite Hälfte, S. 32, Fußnote 2. Näheres über das vegetabilische Elfenbein: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte, Spalte 1310; dort fehlt jedoch der Hinweis auf die Schwefelsäure, weshalb er hier nachgetragen sei. Neue Methoden teilt Plenderleith, London 1956, in: ,,The Conservation of Antiquities and works of art" mit.

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