Dieser ist nicht bei allen Contrefaitkugeln anzutreffen und fehlt meist bei schwächeren Stücken. Ist nun bereits die Schriffplatte ein Höhepunkt der Kunstdrechslerei, so weist jedoch das Mariazeller Stück eine weitere Steigerung im Schwierigkeitsgrad auf. Es handelt sich um den umsponnenen Ring®, welcher der eigentlichen Contrefaitkugel aufliegt. Die Erfindung dieser sogenannten Dreifaltigkeits- oder Dreieinigkeitsringe wird auf dem Gebiet des Elfenbeins für den Ingolstädter Jesuitenpater Scherer in Anspruch genommen. Es existiert sogar eine Dissertation über diese Arbeiten, die Doppelmayr auch in einer Fußnote anführt. Vermutlich haben bereits a Goldschmiede vor Scherer solche Arbeiten gemacht. Stephan Zick soll deren drei ausgeführt haben, worüber Doppelmayr eingehend berichtet. Im allgemeinen ist so ein Dreifaltigkeitsring allein bereits schwierig genug herzustellen, um so mehr, wenn der Kernring auch noch mitgedrechselt werden muß, wie dies bei dem Mariazeller Exemplar der Fall ist. Wir können als Verfertiger dieser Arbeit nur einen ganz eminenten Könner annehmen. Er muß wohl aus der Zickwerkstatt, Deutschlands erster Werkstatt, stammen, wie überhaupt um diese Zeit in der Kunstdrechslerei Europas die deutsche dominierte. Freilich besaß auch Frankreich gewisse kleinere Zentren. Daß die Arbeit in der Werkstatt der Zick entstanden ist, kann nicht bezweifelt werden. Aus bestimmten Gründen, deren Darlegung in diesem Zusammenhang zu weitläufig würde, kommt Lorenz und nicht Stephan Zick als Schöpfer in Betracht. Ein Vergleich zwischen unserem Konterfettenbecher und dem Stück von Mariazell zeigt, daß die Kon zeption trotz der Weiterentwicklung des letzteren noch immer dieselbe ist: Um die Besonderheit der Contrefaitkugel gruppiert sich die weitere Gestaltung, die auch im Mariazeller Stück auf das figürliche Element noch nicht ganz A^erzichtet, wenngleich es bereits etwas zurücktritt. Das Grazer Stück fällt da gegen ab, was sich besonders in der geringeren Qualität des Atlas ausdrückt. Der Aufbau des Konterfettenbechers ist besonders durchdacht, stehen doch die Kameen des Sockels, ' Inschrift am Reifen des Dreifaltigkoitsringes, Mariazeller Stück; aufgemalt mit rotem Farbstoff: MARIA IST AUSERKOREN + CHRISTUS WARD GEBÜHREN. Katalog der im Germanischen Museum befindlichen Kmistdrechslerarbeiten des 16.-18. Jahrhun derts aus Elfenbein und Holz. Nürnberg 1891, S. 14, die Dreifaltig keitsringe beschi-ieben, wobei sich D. 20 als identisch mit der Mariazeller Ausführung erweist, indem die Katalogbeschreibung ausdrücklich anführt, daß der dritte Ring in Reifform ausgebildet ist und eine Aufschrift trägt, welche leicht zu Mariazell variiert: Maria ist auserkoren ehe Christus ward gebohren. 55. Wien, Kunsthistorisches Museum, „Konterfettenbecher" (Kunsthistor. Museum)
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