Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Eugen Philippovich-Philippsberg DER KONTERFETTENBECHER - EINE ARBEIT DER ZICK-WERKSTÄTTE Im Besitz des Kimsthistorischen Museums befindet sich eine Contrefaitkugel, welche unter der Bezeich nung „Konterfettenhecher" durch die Inventare geht. Die Arbeit, aus Elfenbein mit der Zugabe von Muschelkameen, gliedert sich, deutlich unterschieden, in vier Teilstücke: Sockel, Trägerfigur, eigentliche Contrefaitkugel sowie Bekrönungsgruppe. Die Gesamthöhe beträgt 37,5 cm (Abb. 55). Das Stück, welches nur in der Publikation über die Kameen des Kunsthistorischen Museums abgebildet^ und daher dem Elfenbeinforscher nicht ohneweiteres bekannt ist, besitzt außerordentliche Qualität und soll, um eine Bestimmung zu ermöglichen, hier im Rahmen verwandter Stücke aufgezeigt werden. Der Ausdruck, der fachgemäß für so ein Stück gesetzt wird, lautet Contrefaitkugel. Er hat jedoch nichts mit dem altertümlichen Ausdruck ,,Konterfey" zu tun. Wenn in den alten Inventaren diese Arbeit aus dem Besitz des Kunsthistorischen Museums mit dem Namen Konterfettenbecher bezeichnet wurde, so geschah dies im Hinblick auf die vielen Porträts, welche die eigentliche Contrefaitkugel umlaufend schmücken. Diese selbst enthält Medaillons mit den Bildnissen Christi und Mariae. An der Außenseite der Kugel hängen Zugschnüre mit Elfenbeinquasten herab, mit deren Hilfe es möglich ist, die senkrecht parallel hängenden Medaillons im Inneren der Kugel so weit auseinanderzuziehen, daß die aufgemalten Bildnisse sichtbar werden, wenn man durch das Sehloch der Kugel blickt. Für die Bestimmung des Konterfettenbechers sind gerade diese Medaillons wichtig, denn sie sind ein charakteristisches Kennzeichen der Arbeiten aus der Nürnberger Werkstätte der Zick, welche ganz besonders eng mit den Habsburgern verbunden war. Peter Zick (1571-1629) war der Lehrer Kaiser Rudolfs in Prag, während Lorenz Zick (1594—1666) der Lehrer Kaiser Ferdinands in Wien war. Ein bezeichneter und datierter Aufsatz rührt aus dieser Zeit her^ und ist im übrigen die einzige signierte Arbeit des Lorenz Zick, der das bekannteste Mitglied der Familie wurde. Die Medaillons der Contrefaitkugel wurden aus der massiven Kugel heraus gedreht und nicht erst nach träglich in das Innere der Kugel hineingesetzt. Es ist dies schon daraus ersichtlich, daß ihr Diameter den Durchmesser des Sehloches bedeutend übersteigt. Gerade auf dieses Kunststück, ein Medaillon im Hohlraum der Contrefaitkugel drechseln zu können, taten sich die Kunstdrechsler viel zugute. Die Medaillons sind entweder mit Bildnissen oder mit Wappen geziert, jedoch kommen auch vielarmige Luster vor, die an Stelle der Medaillons das Innere der Kugel ausfüllen. Essenwein hat bereits im Katalog der Kunstdrechslerarbeiten des Germanischen Nationalmuseums von 1891 diese bemalten Medaillons für die Zick in Beschlag genommen. Darauf dürfte es wohl zurück zuführen sein, wenn im einschlägigen Artikel Zick, in Thieme-Beckers Künstlerlexikon, der Konterfetten becher als zur Werkstatt Zick zugehörig aufscheint. Es soll hier jedoch versucht werden, diese Annahme besser zu stützen. Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt ist ehemals Besitzer einer Contrefaitkugel gewesen, welche einem Brande im Laufe des Krieges zum Opfer fiel. Lediglich verbrannte Bruchstücke haben sich noch erhalten, doch besitzen wir die Fotografie des wertvollen Stückes (Abb. 56). Sie zeigt, daß wir hier einen nächsten Verwandten unseres Konterfettenbechers haben. Die Konzeption ist die gleiche: Ein Herakles trägt die als Contrefaitkugel ausgebildete Weltkugel, während als Bekrönungsgruppe die Artemis auf scheint. Das Darmstädter Exemplar, welches ich bereits einmal im Rahmen einer Untersuchung über einen Globusbecher® publiziert habe, erlitt verschiedene Beeinträchtigungen seines ursprünglichen Zustandes. So fehlt einmal der Bogen der Artemis in ihrer linken Hand, auch dürfte sich entsprechend dem Wiener Exemplar ein weiterer Jagdhund zu ihrer Linken befunden haben. Entscheidend war das Stück jedoch zum Zeitpunkt der fotografischen Aufnahme durch die fehlenden, das heißt ausgebrochenen ' Eichler-Kris, Die Kameen im Kunsthist. Mus., Wien 1927, Abb. 6. 2 Der Aufsatz ist bezeichnet und mit der Jahreszahl 1643 versehen. ^ Eugen V. Philippovich, Abraham Gessners Globusbeeher in Kopenhagen, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Band 18, Heft 1/2, 1958, Tafel 20, Abb. 7; S. 86, Fußnote 4.

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