Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

54. Salzburg, Franziskanerkirche, Gewölbe des westliehen Chorjoohes (Foto Marburg) erheblich, durch die damit gegebene Überbetonung der Achsen der beiden Raumteile und durch die Versperrung der freien Bewegung im Langhaus. Der Eindruck beim Eintritt von Westen wird unmittelbar durch die Ostsäule und die Überschneidung des Ostfensters bestimmt. Hier, in der Mitte des Westportals, befindet man sich auf der Achse des Lang hauses. Weil die seitlichen Freipfeilerpaare des Chores (und damit die Achse des Chores) von hier aus nicht oder kaum in Erscheinung treten, wurde der Meister genötigt, das Ostfenster in die Achse West portal = Ostpfeiler zu legen. Steht man aher erst im Langhaus und kann sich hier frei bewegen, wird man von dem beherrschenden Chorbogen zur Orientierung auf die Achse des Chores geleitet, und damit wird der Übergang von einer Achsenrichtung zur anderen verschleiert. Daß das Fenster auf das Westportal Rücksicht nimmt, bedeutet unwiderleglich, daß es, und damit der obere Teil der Außenmauer des Chores, erst ausgeführt wurde, als die Beibehaltung des Langhauses beabsichtigt war. Wenn Buchowiecki mit der Bezeichnung ,,Eronbogen" den Chorbogen meint^® und dieser tatsächlich aus Granit erbaut ist, dann ist dies ein weiterer Beweis dafür, daß seine Errichtung nicht als Provisorium gedacht war, sondern daß er erst in Angriff genommen wurde, als die Erweiterung des Hallenraumes, nach dem Entwurf von Hans von Burghausen, endgültig aufgegeben worden war. Eine feste Datierung des Chorbogens ist vorhanden. Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Landes konservators Dr. Theodor Hoppe befindet sich am nördlichen Pfeiler ein 1446 datiertes Sakraments häuschen, das aus einer einfachen ausgestemmten rechteckigen Öffnung mit gemalter ümrahmung besteht^®. Er ist der Meinung, daß dieses Sakramentshäuschen weder zum Hochaltar des spätromanischen Baues gehört haben kann^^ noch zum Hochaltar im neuen Chor, da dieser etwa 20 m davon entfernt liegt. Er nimmt daher an, daß das Sakramentshäuschen zu einem während der Bauzeit des gotischen Chores aushilfsweise aufgestellten Hochaltare gehörte, der an einer das Langhaus von der Baustelle im Chor trennenden provisorischen Abschlußwand stand. Zu einem solchen Altar hätte das Sakraments häuschen die richtige Lage, und für ein Provisorium scheint auch seine billige Ausführung (gemalte Buchowiecki, a. a. O., S. 145. Briefliche Mitteilung des Herrn Landeskonservators Dr. Theodor Hoppe. Da seit den Zwanzigerjähren des 15. Jhs. Nachrichten vom damals schon begonnenen Neubau des gotischen Chores vorliegen.

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