allgemein die Grundlage zu einer neuen gleichsam archäologisch-wissenschaftlichen Bewältigung des historischen Formenhestandes geschaffen. Aber damit wird eben nur eine Seite der Denkmalpflege erfaßt. Die Einsicht in den Bedeutungsgehalt der einzelnen Formen und schließlich des Denkmals selbst bestimmt auch durch das ganze 16. Jahrhundert hindurch oft die denkmalpflegerischen Handlungen und wird nur zeitweise überlagert von einem vor allem dem Kunstwerke geltenden Interesse. Seit dem 16. Jahrhundert - und darin liegt die besondere Bedeutung dieses Jahrhunderts - be stehen in der Denkmalpflege die formal-ästhetischen und die gleichsam ideologischen Anliegen nebeneinander. Wenn wir uns das klarmachen, erscheint die Absage des 20. Jahrhunderts an die Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts zutiefst geschichtlich sinnvoll, ist Rückbesinnung auf die Denkmalpflege des 16. bis 18. Jahrhunderts. Das 19. Jahrhundert aber wäre dann unter solcher Sicht nicht mehr das Jahrhundert der Denkmalpflege schlechthin, sondern im Gesamtahlauf der Geschichte der Denkmalpflege eine - zweifellos hochbedeutende und in sich abermals gegliederte - Episode. Doch diese Gedanken liegen bereits weit außerhalb unserer kurzen Betrachtung. Jan van der Meulen DIE BAUKÜNSTLERISCHE PROBLEMATIK DER SALZBURGER FRANZISKANERKIRCHE Baukünstlerische Systematik als Hilfsmittel für die baugesehichtliche Analyse Die Errichtung des spätgotischen Hallenchors an dem spätromanischen Langhause der Franziskaner kirche in Salzburg hat die Architekturhistoriker vor eine grundlegende Entscheidung gestellt. Wenn der heutige Zustand dem Plan des 15. Jahrhunderts entspricht, das heißt, wenn nur der Neubau des Chores allein vorgesehen war, dann ist damit zu rechnen, daß die „barocke" Lichtwirkung (des hellen Chores gegenüber dem dunkel gehaltenen Langhause) beabsichtigt war^. Wenn dagegen ein Neubau der ganzen Kirche von Anfang an vorgesehen war, von dem nur der Chor zur Ausführung gekommen ist, dann ist die malerische Wirkung eine zufällige Erscheinung und darf nicht als Charakteristikum des Stils angesprochen werden^. In dieser Frage spielt der tief eingezogene Chorbogen, der den neuen Chor von dem alten Langhause trennt, eine entscheidende Rolle: durch ihn wird der Helldunlcelkontrast wesentlich gesteigert. Sollte er dem alten Langhause angehören^, dann ergäbe sich diese Lichtwirkung als bloßer Zufall aus den 1 A. Biegt Salzburgs Stellung in der Kunstgeschichte, Augsburg/Wien 1903, S. 9ff.; E. Hanfstaengl, Hans Stethaimer, Leipzig 1911, S. 381'.; G. Dehio, Geschichte der Deutschen Kunst, II. Band, Berlin/Leipzig 1921, S. 158; W. Gross, Hans Stethaimer, in: „Württemberg", V (1933), Stuttgart 1933, S. 83; P. Baldass, Hans Stethaimer, ungedruckte Disser tation, Wien 1946, S. 77ff.; E. Petrasch, „Weicher" und ,,eckiger" Stil, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, XIV (1951), S. 24. ® Ad. B. von Steinhäuser, Über Kirchenbau in Salzburg, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, XXIII (1883); H. Tietze, Österreichische Kunsttopographie, IX, Wien 1912, S. 74; F. Martin, Salzburg, Wien/Augs burg 1928, S. XIII; F. Fuhrmann, unveröffentlichte Wiener Dissertation, von Baldass, a. a. O., S. 63 und 77, ohne Titel zitiert; F. Martin, Franziskanerkirche zu Salzburg, Kleiner Kunstführer, Schnell und Steiner, München (nach 1938), S. 5; W. Buchowiecki, Die gotischen Kirchen Österreichs, Wien 1952, S. 119; H. Keller, Salzbure, München/Berlin 1956, S. 15f. ® ' ^ Dieser Vermutung wird dadurch Gewicht verliehen, daß sein flacher Spitzbogen demjenigen der romanischen Hauptarkade annähernd entspricht.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2