um die brüchigen Blätter vor weiteren Beschädigungen zu bewahren, wurden alle nassen Verfahren in einem mit zwei Drahtnetzen bespannten Rahmen ausgeführt, so daß ein Blatt jeweils flach zwischen die Netze zu liegen kam. Eine weitere Behandlung erfolgte mit einer Lösung von Natriumhypochlorit mit zweifacher Absicht: einerseits wurde das Kupfer mit dem Chlor des Natriumhypochlorits in wasserlösliches Kupferchlorit übergeführt, und andererseits wurde das Papier einem Bleichprozeß unterzogen, der die unangenehme Braun färbung beseitigte. Natriumhypochlorit bewährt sich bei Arbeiten dieser Art als Bleichmittel besser als der meist verwendete Chlorkalk, bei dem leicht Kalkspuren zurück bleiben können, die dann gesondert entfernt werden müssen, ferner verliert bei dem nachfolgenden Wässern das mit Chlorkalk behandelte Blatt wesentlich später seinen Chlor geruch — offenbar wird hier das Chlor nicht so leicht aus der Papierfaser gelöst. Diese saugt Chlor während des Bleich vorganges begierig auf, deshalb ist eine gewissenhafte Nach behandlung mit ,,Antichlor" geboten. Nach einem vierundzwanzigstündigen Bad in fließendem, kaltem Wasser wurden die Blätter in eine Lösung von Natriumthiosulfat getaucht, um allfällige Chlorreste zu neutralisieren. Ein anschließendes, etwa dreistündiges Wasserbad entfernte auch dieses®. Es ist anzunehmen, daß das Kupfer während der Papier fabrikation in die Papiermasse gelangte; Verwendung von Wasser, in dem Kupfersalze gelöst waren, oder alte, schadhafte und möglicherweise nicht verzinnte Kupferkessel können die Ursache hierfür gewesen sein. Das Kupferoxyd hat stark ® Detaillierte Beschreibung der Arbeitsweise in: Einband- und Graphikpflege, 70/5. katalytischc Wirkung und fördert die Oxydation des Papieres durch den Luftsauerstoff. Um sehr stark beschädigten Blättern die aggressivere Chlorbleichung zu ersparen, können sie auch einer Permanganatbleichung unterzogen werden; diese Methode bewährt sich gleichzeitig zur Entfernung von Tinten flecken. Dadurch die angeführte Arbeitsweise nahezu die gesamte Leimsubstanz entfernt worden war, mußte diese wieder in erforderlichem Maße zugeführt werden, um der Papierfaser Halt und den Blättern Geschmeidigkeit zu geben. Die zur Verstärkung der Blätter allgemein verwendete, warm auf getragene Gelatinelösung (günstige Temperatur 49®C) oder aber aufgestrichene oder aufgespritzte Methylzellulose gaben den Blättern die gewünschte Festigkeit. Letztere hat gegen über der Gelatine den Vorteil, daß sie dem Papier höhere Reißund Twistfestigkeit gibt, durch allmähliches Unempfindlich werden gegenüber Wasser die Bildung von Wasser- und Stockflecken verhindert und allfälligem Schimmelansatz den Nährboden entzieht und schließlich als unverdauliche Sub stanz Insektenfraß hintanhält. Da nach dem neueren Stand der technischen Restaurierungs möglichkeiten immer kompliziertere Methoden in Anwendung gebracht werden l^önnen, lassen sich nun nicht mehr alle Objekte dieser Art in gleicher Weise behandeln. Entsprechend diesen Erkenntnissen und entsprechend den Erfordernissen der einzelnen Sammlungen sind die Arbeiten an den Handschi'iften, den Inkunabeln und späteren Drucken, den Gra phiken und den Archivalien eigene Spezialgebiete geworden. Bei der Einrichtung von Werkstätten und der Ausbildung entsprechenden Personals wurde darauf Bedacht genommen. O. Wächter (Österreichische Nationalbibliothck) Abhüdungsnachweis: Prof. Dr. F. Miltner, Wien: Abb. 1-7, 9-12; Prof. Dr. W. Frodl, Wien: Abb. 8, 13; Office du Film Scolaire, Luxemburg: Abb. 14-17; Bundesdenkmalamt (E. Mejchar): Abb. 18; M. Eiersebner, Linz: Abb. 19-21; Dr. E. Widder, Linz: Abb. 22; Landeskoiiservator Linz: Abb. 23—25; O. Götzinger, Steyr: Abb. 26; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Mün chen: Abb. 27, 28; Soprintendenza ai monumenti usw., Udine (Brisighelli): Abb. 29; Österr. Lichtbildanstalt (A. Grüll), Linz: Abb. 30; W. Hammerschlag, Friesach; Abb. 31; Dr. S. Hartwagiier, Klagenfurt: Abb. 32; L.Arnold, Klagenfurt: Abb. 33; Landeskonservator Kärnten: Abb. 34; W. Hartl, Klagenfurt: Abb. 35, 36; Bundesdenkmalamt (Frodl-Kraft): Abb. 37; Unter weißenbach, Pfarramt: Abb. 38; Österr. Nationalbibliothek: Abb. 39-41 Eigentümer und Verleger: Anton Seluoll & Co. in Wien V, 8i)engergasse 37 • Herausgeber: Österreiehiselies llundesdonkmalanit, Wien I, Hofburg, .Scliweizerhof, Säulenstiege • Verantwortlicher Iledakteur: Hr. Walter Erodl, Bundesdenkmalamt, Wien 1. Hofburg, Sehweizerhof, Säulenstiege Klischees: A. Krampolek, Wien IV. Viktorgasse " Druck: Chrisfoi)]i Iteisser's Stihne, Wien V, Arbeitergasso 1—7 * Printed in Austria
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2