Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

41. Kestaurierwerkstätte der Österreichischen Nationalbibliothek Bräunung, auf einem Aquarell, hervorgerufen durch hohen Ligningehalt des Papieres, ist zur Hälfte beseitigt leim, Methylzellulose u. a. m. in Anwendung gebracht werden, sie können auch mittels einer Spritzpistole aufgetragen werden. Das Ziel ist jedenfalls wieder ein flexibles Blatt mit entspre chender Konsistenz. Schäden, die durch Insektenfraß, Mäusofraß, durch mecha nische Verletzungen (Risse, Löcher) sowie durch den sogenann ten Tintenfraß, der so weit gehen kann, daß an Stelle der Buchstaben Perforationo]i auftreten, entstanden sind (Eisen vitriol ist meist die das Papier zersetzende Komponente der Eisengallustinte), können durch Einsetzen von möglichst gleichwertigem und gleichaltem Papier behoben werden. Wenn solches nicht vorhanden ist, eignen sich besonders langfaserige Papiere (z. B. echtes Japanpapier) zur Ergänzung, kleinere Fehlstellen können mit einem Papierbrei, der ent weder aus aufgelösten alten Papieren oder aufgelösten Japanpapieren hergestellt wird, ausgekittet werden. Wie kompliziert es sein kann, wenn Schäden an Pai^ier zu beseitigen sind, die schon von der Papiererzeugung herrühren, soll an einem konkreten Beispiel gezeigt werden. Die Restau rierwerkstätte der Österreichischen Nationalbibliothek erhielt einen italienischen Druck des 18. Jahrhunderts zur Bearbeitung, dessen Blätter eine weit über die normale Gilbung hinaus gehende intensive Braunfärbung zeigten. Beim Öffnen des Buches machte sich ein stechender Geruch bemerkbar, und als ungünstigste Eigenschaft erwies sich höchste Sprödigkeit des Papieres. Bei dem Versuch, eine Buchseite umzublättern oder nur eine Ecke einzubiegen, splitterte das Blatt wie Glas. Letztere Eigenschaften zeigten, daß es sich hier nicht um die gewöhnliche Erscheinung einer Oxydation handeln konnte. Die Untersuchung ergab, daß einerseits starke Überleimung init einem Pflanzenleim, andererseits hoher Kupfergehalt in der Papiei-masse die Veränderung bewirkt hatten. Professor Longo vom Istituto di Patologia del Libro in Rom konnte schon früher eine ähnliche Veränderung dui'ch Anwesenheit von Kupferoxyd an einem sardiniscben Druck der gleichen Zeit nachweisen^. Die chemische Analyse ergab als Leim substanz Agar Agar, vegetabilischen Leim aus ostasiatischen Meeresalgen. Die aus Agar Agar bereitete Gallerte ist haltbarer als die tierische, wurde in Ceylon und Java als Klebstoff und Arznei, in Europa vornehjulich als Ersatz für die Gelatine und zur Herstellung fester Nährböden in der Bakteriologie verwendet. Die Restaurierung konnte nach Feststellung der Ursachen der Schäden in oben genannter Werkstätte durchgeführt werden. Die Leiinsubstanz wurde durch kochendes Wasser entfernt; 2 Bolletino del Istituto di Patologia del Libro 1/2—3.

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