Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Mit diesem gut gelungenen Erneuerungsbau ist in Österreich das erste kleinere Beispiel einer sowohl denkmalpflegerisch als auch kirchenmusikalisch-praktischen richtigen Lösung eines Orgelneubaues in ein schönes altes Gehäuse gegeben wor den. Solche Lösungen sind in Ländern mit hochentwickeltem Orgelbau, wie in der Schweiz, in Nordholland und vor allem in Skandinavien, längst zur Regel geworden, und es ist zu hoffen, daß das Beispiel Unterweißenbach bei uns in Osterreich Schule machen und weitere Nachfolger haben wird. t-. PAPIERSCHÄDEN UND IHRE RESTAURIERUNG! Das Restaurieren von Papier als Schrift- oder Farbträger ist wohl kein weitverbreitetes Erfordernis, im Hinblick auf die Erhaltung geschriebener und gedruckter Kulturdenkmäler einerseits oder künstlerischer Arbeiten auf Papier andererseits, jedoch in vielen Fällen eine zwingende Aufgabe. Der Restau rator, der sich die Aufgabe gestellt hat, Handschriften, Drucke und Graphiken zu restaurieren, steht einer Unzahl von Pro blemen gegenüber, die, grob umrissen, vom frühesten Produkt aus der Bütte bis zu dem Buch reichen, dessen Kunstdruck blätter bei Feuchtigkeitseinfluß zu einem unlösbaren Klotz zusammengeklebt sind. Die auftretenden Schäden, die es am Papier zu behandeln gilt, lassen sich ungefähr nach folgenden Gruppen klassifizieren: Verwitterungserscheinungen, die auf den natürlichen Abbau von Zellulose und Bindemittel zurückzuführen sind, Schäden, die durch Feuchtigkeits einfluß hervorgerufen wurden (Wasser- und Stockflecken, Schimmelbildung), Insektenfraß, Schäden, welche durch die mechanische Beanspruchung entstanden sind, ferner Schäden und Veränderungen, die auf bestimmte Ingredien zien im Papier zurückzufühi-en sind, die bereits bei der Erzeugung in die Papiermasse kamen, und schließlich ist auch die Entfernung von Staub und Schmutz eine wesentliche Aufgabe. Erschwerend bei allen Behandlungsarten ist der Umstand, daß während der Restaurierung des Papieres besondere Rücksicht auf Tinten und Farben genommen werden muß, die das Papier trägt. Während die schwarzen Druckfarben bei feuchter und chemischer Behandlung im allgemeinen beständig sind (ab gesehen von zu mageren Farben, ferner solchen mit Sepia und Bisterzusätzen), sind die Buntpigmente der Druckfarben, die älteren Rußtinten, die jüngeren Eisengallustinten und natur gemäß die Farben der handkolorierten Druckgraphiken sowie des Aquarells und der Tempera höchst empfindlich. Da nun in vielen Fällen eine bestimmte Arbeitsmethode Schäden am Papier beheben könnte, jedoch Schrift oder Zeichnung an greifen würde, im anderen Falle eine Therapie für Tinte oder Pigment nützlich wäre, die jedoch das Papier zerstören könnte, ist oft erst nach zahlreichen Versuchen die brauchbare Arbeits weise zu finden. Man könnte vielleicht dem Papier, wenn es aus besten Grund stoffen hergestellt, immer günstig aufbewahrt und wenig ^ Wenngleich der Schutz und die Pflege der Sehriftdenkmale nicht dem Bundesdenkmalamt obliegt, nimmt es an dem Sach gebiet doch hohes Interesse. Die Redaktion hat daher Restau rator Otto Wächter gerne Raum zu einem Bericht aus seinem Arbeitsgebiet gegeben. 39. Restaurierwerkstätte der Österreichischen Nationalbibliothek. Papiere werden in Rahmen, die mit Netzen bespannt sind, nach der feuchten chemischen Behandlung in den Trockenofen geschoben beansprucht wurde, hinsichtlich seiner Dauerhaftigkeit das Prädikat ,,ewig" zuschreiben. Leider treffen die erwähnten Voraussetzungen selten zu, Feuchtigkeit wird — zumindest aus der Luft — aufgenommen, die eine allmähliche Oxydation von Zellulose und Bindemittel fördert und somit zu deren Abbau führt, und wenn letzteres entsprechend weit reduziert wurde, ist der mit der Feuchtigkeitsaufnahme Hand in Hand gehenden Fleckenbildung der Weg geöffnet. Wie weit gerade das Binde mittel für die Lebensdauer bestimmend ist, geht aus der Beobachtung hervor, daß Papiere neueren Ursprungs (ungefähr der letzten zweihundert Jahre) oftmals stärker gilben und leichter brüchig werden als die Papiere älteren Datums. Ferner zeigen sie des öfteren gi-ößere Bereitwilligkeit, Wasserund Stockflecken oberflächlich in Erscheinung treten zu lassen. Eine Erklärung ist darin zu finden, daß bei der früheren Papierzubereitung im Arbeitsprozeß die Leimung nach dem Schöpfen, Gautschen und Pressen der Papiermasse durch geführt wurde. Bei dieser Oberflächenleimung, zu der man meist tierischen Leim verwendete, wurde Blatt für Blatt in Leimwasser getaucht oder durch dieses gezogen; dieser Vorgang gab dem Papier nicht nur große Festigkeit, sondern

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