Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

diese Absicht auf nicht allzu groIBe Schwierigkeiten zu stoßen. Jede Hauseinheit hat straßenseitig zwei Fenster und ein ziemlich breites rundbogiges Portal. Dieses führt in einen großen Flur mit Nebenraum. Von hier aus gelangt man über eine Treppe in das Wohngeschoß. Die Verlegung der Wohnungseirigänge an die Kückseite der Häuser, zum etwas höher gelegenen Hirschgraben hin, dürfte unschwer zu lösen sein. Problematisch hingegen ist der Versuch, die Geschäftsfronten zur Herrengassc mit den Wünschen nach großen Schaufenstern und modernen Eingangstüren mit der schlichten, ruhigen Gesamtfront so zu gestalten, daß das Schaubild keine wesent liche Störung erfährt. Der erste Versuch, auf die ganze Front länge mit einer Betonkragplatte das Erdgeschoß von den Obergeschossen abzutrennen und für sich ganz neu zu gliedern, stellt einen Einbruch dar, der die ganze Atmosphäre zerstört. Es wird hier mit sehr viel Takt und architektonischem Fein gefühl ein Weg gesucht werden müssen, der wohl eine ge schäftliche Nutzung ermöglicht, dessen Grenzen aber durch die unbedingt zu fordernde Wahrung der Häuserfront als Ganzes ziemlich eng gezogen sind. ^ Heinzle Tr '> fl w.n "'.I ♦ « j « iiii 38. Unterweißenbach, Orgel von Lorenz Richter nach der Restaurierung OBERÖSTERREICH Unterweißenbach, Pfarrkirche, Orgelrestaurierung. In der zweischiffigen, gotischen Pfarrkirche St. Nikolaus steht eine schöne spätbarocke Orgel, deren Gehäuse restauriert und deren Werk erneuert wurde. Das Gehäuse dürfte um die Mitte des 18. Jhs. gebaut worden sein; es besteht aus einem kleinen, in die spätgotische Emporenbrüstung eingebauten, reichver zierten Rückpositiv und einem schön gegliederten, mit drei Pfeifentürmen ausgestatteten Hauptgehäuse. Nach einer im Gehäuse gefundenen Aufschrift war das Werk zu dieser Orgel von dem bekannten Freistädter Orgelbauer Franz Lorenz Richter gebaut worden, welcher um die Mitte und in der zweiten Hälfte des 18. Jhs. im unteren Mühlviertel erfolgreich tätig war. Leider war Richters Orgelwerk im Laufe der Jahre derart verändert worden, daß der Beschluß zu einer gänzlichen Erneuerung der Orgel gefaßt werden mußte. Bei dem sehr schönen Gehäuse, seiner zweckmäßigen Anlage und seinem Denkmalswert als bedeutendster Schmuck der im vorigen Jahrhundert neogotisierten Kirche war es naheliegend, entsprechend den heutigen Erkenntnissen des Orgelbaues eine Erneuerung im gegebenen Rahmen dieses Gehäuses und in der traditionsgebundenen mechanischen Schleifenladenbauweise vorzunehmen. Orgelbaumeister Johann Pirchner aus Steinach am Brenner baute im vorgegebenen Rahmen ein neues, mechanisches Werk. Die Disposition lehnt sich an die der Richterorgel an, durch geschickte Anordnung konnte der früher kleinere Ton umfang auf den heute üblichen Normalumfang gebracht werden. An Stelle eines mit dem Positivgehäuse zusammen gebauten Spieltisches wurde die im alten und auch jetzt wieder im modernsten Orgelbau am besten bewährte Anord nung der Klaviaturen in einem Spielschrank an der Vorder front des Hauptgehäuses zur Ausführung gebracht. Die Zugregister sind links und rechts neben den beiden Manual klaviaturen angeordnet. Das Hauptwerk im Hauptgehäuse enthält die sechs Register Principalflöte 8', Rohrflöte 8', Octave 4', Quinte 3', Waldflöte 2' und Mixtur, das Rück positiv an der Emporenbrüstung, von der unteren Klaviatur zu spielen, enthält die sechs Register Gedacht 8', Principalflöte 4', Dulciana 4', Principal 2', Quinte und Cimbel und das Pedal die drei Register Subbaß 16', Principalbaß 8' und Choralbaß 4'. Diese drei Register stehen hinter dem Hauptwerk. Drei Normalkoppeln sind als Tritte, über der Pedalklaviatur betätigbar, eingebaut. Der Winddruck der Orgel beträgt 58 mm Wassersäule. Dieser richtig angesetzte Winddruck, die auf Grund von Erfahrungen sehr zweckmäßig gewählten, nicht zu weiten Mensuren (Abmessungen) der Pfeifen, ihr gutes Material und ihre künstlerische, fast kernstichlose Intonation geben der Orgel trotz der Kleinheit des Instruments erstaunlich großen Klangreichtum, der sowohl in den Einzelregistern vom zarten, aber doch nicht weichlichen Piano der Dulciana ange fangen bis zu dem ausgezeichnet geschlossenen, priiizipalgeprägten Pleno von erfreulicher Frische ist. Besonders beteiligt daran sind die schönen, aus Zinn gearbeiteten und mit dem Gehäuse aufs Beste zusammenpassenden ProspektPrincipalpfeifen sowohl im Hauptwerk als auch im Rück positiv. Der ausgezeichnete Klang dieser kleinen Orgel zeigt wieder, daß nicht die Größe, sondern ausschließlich die Qualität und die richtige Ausfühi'ung einer Orgel ihren Wert bestimmt.

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